Von: ka
Bozen – Die Flutkatastrophe in der Emilia-Romagna hat Tod und Verderben gebracht. Die entstandenen Schäden gehen in die Milliarden. Vielen Betroffenen bleibt wenig mehr, als was sie am Leib tragen. Aber so schrecklich dieses Desaster auch ist, zeigt es doch, wie viel Kraft, Solidarität und Gutes in diesem Land steckt. Die vielleicht größte Überraschung ist die „Jugend“.
Besonders in Italien, aber auch in Südtirol wird ihr oft nachgesagt, arg verwöhnt und nur mehr den angenehmen Dingen des Lebens zugetan zu sein. Den jungen Leuten wird auch angedichtet, dass sie erwarten, dass ein Job mit hohem Gehalt und viel Freizeit gleich wie die eigene geschmackvoll eingerichtete Wohnung ohne große Anstrengungen vom Himmel fallen sollen. Die Schlimmste aller Verdächtigungen ist aber, dass die heutige Jugend angeblich wenig solidarisch und von einer Ellbogenmentalität geprägt sei.
Der Blick auf die Aufräumarbeiten in der Emilia-Romagna zeigt aber, dass das fast alles Lügen sind. Selbst langgediente Feuerwehrleute und Zivilschutzkräfte staunen über die vielen jungen Menschen, die mit der Schaufel bis zu den Knien im Schlamm steckend hart anpacken. Andere junge Leute verteilen Lebensmittel und Medikamente oder helfen älteren Mitbürgern dabei, Habseligkeiten aus ihren Häusern zu retten.
Jeder ist dabei, sich irgendwie nützlich zu machen. Überall wird fleißig für die Katastrophenopfer gesammelt. Sowohl Helfern als auch Evakuierten werden Essen und Unterkünfte angeboten. Nicht wenige von ihnen arbeiten mit den jungen und älteren Wehrleuten zusammen, die die leidgeprüften Einwohner dabei unterstützen, die gröbsten Schäden zu beseitigen.
Nicht zuletzt dank der jungen Leute ist in den schwer getroffenen Überschwemmungsgebieten weniger Verzweiflung, sondern vielmehr harter Durchhaltewillen und fast schon wieder so etwas wie Aufbruchstimmung zu spüren. „Romagna Tin Bota!“ – den Schlag einzustecken, durchzuhalten und nicht zurückzuweichen – ist das Motto, das überall zu hören ist. Viele junge Menschen reisten Hunderte von Kilometern, um in der Romagna mit anzupacken.
Es sind Bilder, die so und in diesem Ausmaß vielleicht nicht zu erwarten waren. Wenn das die italienische Jugend ist, hat Italien mehr als nur Hoffnung. Südtirol steht sowieso gut da. Südtirols junge Feuerwehrleute, aber auch die altgedienten „Wehrmander“ beweisen einmal mehr, wie gut organisiert, fleißig und solidarisch sie sind.