Juwelier aus generalpräventiven Gründen streng bestraft

Juwelier als Betrüger zu viereinhalb Jahren verurteilt

Freitag, 31. Mai 2024 | 13:10 Uhr

Von: apa

Der Betreiber eines Juwelier-Geschäfts hat am Freitag am Wiener Landesgericht die Rechnung für seine Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung präsentiert bekommen, die vorwiegend ältere, meist weibliche Personen mit dem Polizei-Trick hinters Licht führt. Der 46-Jährige, der erbeutete Schmuckstücke, Goldmünzen und Bargeld im Gesamtwert von 1,1 Millionen Euro entgegengenommen hatte, um sie in die Türkei zu verbringen, wurde zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt.

“Das war etwas ganz Abscheuliches und etwas ganz besonders Verwerfliches”, bemerkte der Vorsitzende eines Schöffensenats in Richtung des Geschäftsmanns. Der Angeklagte sei “essenziell für das Funktionieren” der kriminellen Machenschaften gewesen. Aufgrund seiner gewichtigen Rolle müsse er daher aus generalpräventiven Gründen strenger für seine Beteiligung am schweren gewerbsmäßigen Betrug bestraft werden, “als die Laufburschen, die das Geld und den Schmuck abgeholt haben”, wie der Richter erläuterte. Der bisher unbescholtene Juwelier erbat Bedenkzeit, der Staatsanwalt gab vorerst keine Erklärung ab. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Seit mehreren Jahren treibt eine von der Türkei aus operierende Bande ihr Unwesen, die mit es mit Fake-Anrufen auf das Vermögen bzw. die finanziellen Reserven älterer Personen abgesehen hat. Die Anruferinnen und Anrufer geben sich als Polizeibeamte aus und bringen die Angerufenen dazu, anderen Bandenmitgliedern Geld und Wertsachen zu übergeben, indem den Opfern vorgemacht wird, ihre Wertsachen und Ersparnisse seien nicht mehr sicher und müssten vorsorglich der Polizei übergeben werden, um sie vor dem Zugriff von Einbrechern zu retten.

Der angeklagte Juwelier stand zumindest telefonisch in Kontakt mit dem Kopf der Bande, der von der Türkei aus die Strippen zieht. Vor Gericht bezeichnete der 46-Jährige den Boss als seinen “großen Freund”. Sein Geschäft fungierte als “Umschlagplatz” für mehrere “Abholer”, die – teilweise mit gefälschten Polizeikokarden – Wertsachen aus den Wohnungen der Opfer geholt hatten. Ausgesucht hatte man die Opfer mithilfe von Telefonbüchern, wo ihre jeweiligen Namen – Elfriede, Auguste oder Eleonore – auf ein gewisses Alter schließen ließen. Die Abholer hatten Anweisungen erhalten, ihre Beute zu dem Juwelier zu bringen.

Dieser war zu den Vorwürfen der Anklage geständig. “Tschuldigung, dass ich das gemacht habe”, sagte er. Im Rückblick verstehe er sein Verhalten nicht: “Das war kaputt.” Mehr wollte der gebürtige Türke, der seit 25 Jahren in Österreich lebt, nicht angeben. Er machte von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Somit blieb auch die Frage offen, wie viel er für sein kriminelle Tätigkeit kassiert hatte.