Von: ka
Bozen – Am Samstag kürte die Sammelpartei Dieter Steger zu ihrem neuen Obmann. Dass sich nach Wahlniederlagen, jahrelangen Grabenkämpfen und kleineren und größeren Skandalen niemand mehr so recht um dieses in früheren Zeiten prestigeträchtige Amt reißen wollte, ist keine Überraschung. Noch schwerer als diese Schattenseiten der Macht wiegt aber, dass die Partei, deren Anspruch es ist, alle deusch- und ladinischsprachigen Südtiroler zu vertreten, den „Draht“ zu den Südtirolern verloren zu haben scheint.
Nicht dass früher alles besser war, auch in vergangenen Jahrzehnten hatten die großen Verbände ein hohes Gewicht, aber heutzutage nehmen viele Südtiroler die SVP nur mehr als Sammelsurium der starken Interessenverbände wahr. Dabei geht der Blick sowohl für das „große Ganze“ – wer sind wir und wo wollen wir als Gesellschaft hin? – ,als auch die Sorgen und Nöte der Einheimischen – allen voran die hohen Lebenshaltungskosten und die bröckelnde Sicherheit – verloren.
Mit Grauen betrachten viele eingefleischte SVPler die Zukunft. Nach herben Wahlniederlagen, die der Sammelpartei nacheinander zuerst die absolute Mehrheit an Stimmen und dann jene an Mandaten gekostet hatten, schmolz die SVP im letzten Herbst auf nur mehr 13 Landtagsmandate zusammen. Angesichts der zersplitterten Parteienlandschaft konnte der Weg zu den Schalthebeln der Macht zwar nicht an der Sammelpartei vorbeiführen, aber in der Brennerstraße geht die Angst um, diesen Schrumpfungsprozess nicht mehr aufhalten zu können.
Auch die Frage, ob das Konzept Sammelpartei nach dem Ende des Autonomiekampfs schon längst überholt ist oder auch noch im 21. Jahrhundert ein Erfolgsmodell sein kann, ist noch ohne Antwort. Wird die SVP wieder zur Stimme aller Südtiroler und nicht „nur“ der einflussreichen Verbände, kann die „Schubumkehr“ gelingen. Der Kammerabgeordnete Dieter Steger ist wahrlich kein neues Gesicht, aber ein Obmann sollte Erfahrung besitzen und die „Innereien“ der Sammelpartei kennen. Der neue SVP-Chef besitzt diese Eigenschaften, was heißt, dass er für eine erfolgreiche Obmannschaft die besten Voraussetzungen mitbringt.
Zur Sammelpartei mag man stehen, wie man will, aber angesichts der zerstrittenen und in manchen Teilen politisch radikalen Opposition, der Herausforderungen, die auf Südtirol zukommen, und der noch ungelösten Probleme braucht das Landl nichts mehr als politische Stabilität und ein zentrales politisches Schwergewicht, die diese garantiert. Dieter Steger ist daher zum Erfolg verdammt. Aber kann er’s auch richten?