Ural in Orenburg weit über kritischem Niveau

Keine Entspannung in russischem Hochwassergebiet

Donnerstag, 11. April 2024 | 10:52 Uhr

Von: APA/Reuters

Bei der Hochwasserkatastrophe im südlichen Russland und im Norden Kasachstans zeichnet sich keine Entspannung ab. Die Pegelstände des Ural und anderer Flüsse in der Region stiegen auch am Donnerstag nach der raschen Schneeschmelze weiter an. Besonders dramatisch war die Lage unter anderem im russischen Orenburg, das etwa 1.200 Kilometer südöstlich von Moskau liegt. Große Teile der 550.000-Einwohner-Stadt sind mittlerweile überschwemmt.

Der Ural schwoll dort auf 10,54 Meter an – also 124 Zentimeter über das Niveau, das von den Behörden gerade noch als sicher eingestuft wird. Immer mehr Menschen mussten ihre Häuser verlassen und Hab und Gut zurücklassen.

Insgesamt mussten sich bereits mehr als 110.000 Menschen in den betroffenen Gebieten in Sicherheit bringen. Allein 97.000 sind es bisher in Kasachstan, dessen Norden zusammen mit den Gebieten im russischen Uralgebirge am schwersten betroffen ist. Das Wasser steigt aber auch in einigen Gegenden der Wolga, dem längsten Fluss Europas, sowie im Südwesten Sibiriens, etwa in der Stadt Tomsk und in der an Kasachstan grenzenden Region Kurgan.

In Orenburg wurde zunehmend Kritik an den Behörden und deren Krisenmanagement laut. Bewohner forderten mehr finanzielle Unterstützung und Hilfe von Präsident Wladimir Putin. Der Kreml hat erklärt, Putin werde regelmäßig über die Lage informiert. Er plane derzeit jedoch nicht, das betroffene Gebiet zu besuchen. “Es herrschen große Aufregung, Empörung und starke Emotionen, die ich verstehe und teile”, sagte Orenburgs Bürgermeister Sergej Salmin. Die Frage der Entschädigung und das Verfahren zur Zahlungsabwicklung sorgten besonders für Unruhe.

Bereits jetzt handelt es sich nach Angaben von russischen Behördenvertretern um die schlimmsten Überschwemmungen in der Region seit es Aufzeichnungen dazu gibt. Als Ursache gilt das Schmelzwasser aus dem Uralgebirge. Dass dadurch im Frühling einige der größten Flüsse in Russland und Zentralasien anschwellen und über die Ufer treten, ist durchaus üblich. In diesem Jahr jedoch löste eine Kombination mehrerer Faktoren ungewöhnlich starke Überschwemmungen aus: Nach Angaben russischer Katastrophenschutz-Experten war zum einen der Boden schon vor dem Winter durchnässt gewesen. Unter sehr starken Schneefällen gefror er und als dann im Frühling die Temperaturen rasch anstiegen, schmolz das Gemisch – begleitet auch noch von heftigen Regenfällen.