Von: mk
Bozen – Immer wieder berufen sich Personen, die eines Mordes oder eines versuchten Mordes beschuldigt werden, darauf, dass sie sich nicht mehr an die Bluttat erinnern können. Doch nicht alle sagen die Wahrheit. In der Waltraud Gebert Deeg-Straße in Bozen gibt es ein Team an Neurowissenschaftlern, die erkennen, wer simuliert.
Die Forscher von Promotus befassen sich unter anderem mit Trainingsmöglichkeiten der menschlichen kognitiven Fähigkeiten, mit Störungen bei Minderjährigen über die Wiedererlangung der Erinnerung bei traumatisierten Personen bis hin zur vieldiskutierten Amnesie im Fall eines Gewaltverbrechens.
„Eine traumatische, gewalttätige Situation, die erhöht Emotionen hervorruft, kann die Abspeicherung des Geschehens im Gedächtnis durchaus beeinflussen“, erklärt der forensische Psychologe Michele Piccolin laut einem Bericht von RTTR. Diese Tatsache sei in der Praxis bereits bekannt.
Es könne zu Beeinträchtigungen der Merk- und Erinnerungsfähigkeit oder zu einer Amnesie kommen, die mit bestimmten Ereignissen in Zusammenhang steht.
„Problematisch wird es, wenn solch Amnesien simuliert werden, um in den Genuss bestimmter Vorteile zu gelangen“, fügt Piccolin hinzu. Neuropsychologische Tests können bei der Einschätzung helfen, ob es Tendenzen gibt, einen Gedächtnisverlust vorzutäuschen.
Unter anderem wird auch die Fähigkeit des Individuums gemessen, bestimmte Vorfälle in unterschiedlichen Umständen zu vergessen.
Für Diskussionsstoff sorgen auch immer wieder Fälle, in denen Täter die Waffe von zu Hause bereits an den Tatort mitgenommen haben, und anschließend trotzdem behaupten, sich an nichts mehr erinnern zu können.
Laut Piccolin kann man in solchen Situationen von einer verlängerten Handlungskette von Verhaltensweisen sprechen. So eine Kette lasse in der Tat auf einen höheren Grad an Bewusstsein über das eigene Vorgehen schließen.