Kinder sollten bis zu drei Jahren möglichst bildschirmfrei aufwachsen

Kinderärzte warnen: Handy-Nutzung von Eltern wirkt sich auf Babys aus

Montag, 08. Januar 2024 | 07:48 Uhr

Von: luk

Bozen – Smartphones, Tablets und andere Bildschirmgeräte in Kinderhand lösen vielfach bei Beobachtern ein bedrückendes Gefühl aus. Weiß man doch, dass es nicht unbedingt gesund und förderlich für das Heranwachsen ist. Doch was und wie viel ist verträglich und ab welchem Alter geht das überhaupt?

Die Brixner Kinderärztin Emanuela Pedevilla, die auch im Südtiroler Ableger des italienischen Kinderärzteverbandes (FIMP) tätig ist, weiß, dass gerade Kleinkinder beim Blick auf den Bildschirm fasziniert sind und plötzlich Ruhe geben. In der Realität würden das manche Eltern in gewissen leider Situationen nutzen.

“Smartphone darf nicht zum Babysitter werden”

Doch sie warnt: Elektronische Geräte dürften nicht zum “Babysitter” werden. Laut Pedevilla müsse bei der Nutzung von Smartphones und Tablets mit Bedacht gehandelt werden. “Vor dem dritten Lebensjahr sollten Kinder überhaupt nicht in den Kontakt mit dem Bildschirm kommen.”

Und das hat seinen guten Grund: Laut Pedevilla sehen immer mehr Studien eine Verbindung zwischen Bildschirmzeit und negative Auswirkungen auf den Schlaf, die Mutter-Kind-Beziehung, die Bewegung, die Entwicklung von Sprache, die Aufmerksamkeit, die Auffassungsgabe und die Konzentration.

Bis drei Jahre möglichst bildschirmfrei

Der italienische Kinderärzteverband empfiehlt Eltern sogar, sich vor dem dritten Lebensjahr ihres Kindes nicht mit dem Smartphone in der Hand zu zeigen. Je weniger die Kleinen anderen bei der Nutzung zuschauen, zum Beispiel dem großen Bruder am Handy, der Schwester vor dem Fernseher oder den Eltern am Smartphone, desto besser.

Wenn Eltern oft am Handy sind, wirkt sich das negativ auf die Entwicklung von Babys und Kleinkindern aus. Das zeigen Studien. Es fehlt ihnen dann die Mimik und der Blickkontakt. Auch sollten Mütter während des Stillens keine sozialen Medien nutzen.

Pedevilla weiß, dass das schwer und nicht immer umsetzbar ist. Dennoch rät sie dazu, darauf zu achten, wie sie im Gespräch mit der Zeitung Alto Adige erklärt.

Ab drei bis sechs Jahre eine halbe Stunde

“Im Alter zwischen drei und sechs Jahren sollte das Kind im realen Raum agieren, im Freien mit Gleichaltrigen spielen und auch mal im Rahmen der Möglichkeiten im Haushalt helfen. Es sollte erfahren, was echte Freundschaften und soziale Regeln sind. Außerdem sollte das Kind lernen, mit etwas gesunder Langeweile umzugehen”, so die Kinderärztin. In diesem Alter sollte die Bildschirmzeit auf maximal eine halbe Stunde am Tag unter Aufsicht begrenzt werden.

Internet erst ab neun Jahren

Sie empfiehlt, Kinder erst im Alter von neun bis zwölf Jahren an das Internet heranzuführen. Dabei sollten nur altersgemäße Inhalte konsumiert werden. Soziale Medien seien weiter zu meiden. Vor dem Schlafengehen sollte Bildschirmzeit vermieden werden.

Pedevilla erläutert weiter, dass gute Aufklärungsarbeit wichtig sei. Eltern sollten stets ein Auge auf die Aktivitäten ihrer Kinder und Teenager am Smartphone, dem Tablet, ihrer Spielkonsole und im Internet haben. “Im Netz lauern viele Gefahren, auf die die Heranwachsenden vorbereitet werden müssen.”

Bezirk: Bozen