Von: APA/dpa/Reuters
Einer Schnellanalyse zufolge hat der Klimawandel Anteil am Ausmaß des Hochwassers in Süddeutschland gehabt. Der Starkregen, der die Überschwemmungen verursachte, sei bis zu zehn Prozent stärker ausgefallen als ohne menschengemachte Erwärmung, teilte das Forschungskonsortium Climameter am Freitag mit. El Niño und andere natürliche Klimaphänomene spielten demnach keine Rolle. Versicherer rechnen indes mit rund zwei Milliarden Euro Schaden, der Gesamtschaden liegt noch höher.
Selbst scheinbar geringe Mengen an verstärkten Niederschlägen können unverhältnismäßig große Auswirkungen haben, wie das Forschungskonsortium Climameter erklärte. Das verheerende Ahrtal-Hochwasser in Deutschland von 2021 zum Beispiel sei durch den Klimawandel um drei bis 19 Prozent verstärkt worden.
Climameter ist ein von der Europäischen Union und der französischen Forschungsorganisation CNRS finanziertes Forschungsprojekt. Die sogenannte Attributionsstudie stützt sich auf meteorologische Daten der letzten 40 Jahre, wie es hieß. Die Forschenden verglichen ähnliche Tiefdruckgebiete am Ende des 20. Jahrhunderts (1979 bis 2001) mit solchen aus den vergangenen Jahrzehnten (2002 bis 2023). Tiefdruckgebiete, wie sie jetzt in Süddeutschland auftraten, sind demnach inzwischen etwa zehn Prozent intensiver.
“Die Ergebnisse von Climameter zeigen, dass der durch CO2-Emissionen verursachte Klimawandel auch hoch entwickelte Länder wie Deutschland trifft und soziale, wirtschaftliche und ökologische Schäden verursachen kann”, sagte der CNRS-Mitautor Davide Faranda. “Alle Bevölkerungsgruppen sind vom Klimawandel betroffen, und eine massive Reduzierung der fossilen Brennstoffe ist notwendig, um die Gefahren von Klimaextremen in einer sich erwärmenden Welt zu verringern.”
Mitautorin Erika Coppola vom International Centre for Theoretical Physics (ICTP) bei Triest erklärte, dass selbst in einem Land wie Deutschland mit gut für Hochwasser präparierten Flussufern die derzeitigen Maßnahmen nicht mehr ausreichten, um die gestiegenen Abflussmengen zu bewältigen. “Es müssen Strategien und neue Maßnahmen ergriffen werden, um der steigenden Wahrscheinlichkeit ähnlicher Hochwasserereignisse zu begegnen, die im Vergleich zur Vergangenheit immer häufiger auftreten und aufgrund des vom Menschen verursachten Klimawandels voraussichtlich weiter zunehmen werden.” Coppola betonte: “Es gibt keinen Zweifel und keine Zeit zu verlieren, denn diese Veränderungen finden bereits heute statt.”
Die Überschwemmungen in Bayern und Baden-Württemberg kosten die deutschen Versicherer Milliarden. “Wir erwarten versicherte Schäden in einer Größenordnung von etwa zwei Milliarden Euro”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen, am Freitag in Berlin. “Weil insbesondere an der Donau das Hochwasser noch nicht abgelaufen ist, haftet dieser Schätzung noch eine gewisse Unsicherheit an”, fügte er hinzu. Der Gesamtschaden aus dem Hochwasser im Süden dürfte aber weit höher liegen: Öffentliche Infrastruktur wie Straßen und Brücken ist in aller Regel nicht versichert. Zudem ist nur ein Teil der Häuser gegen Überschwemmungen versichert: In Bayern liegt die Quote bei rund 47 Prozent, in Baden-Württemberg bei 94 Prozent.
Am vergangenen Wochenende hatten Unwetter zu schweren Regenfällen und Überschwemmungen vor allem in den deutschen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg geführt. Mehrere Menschen starben, Tausende mussten in Sicherheit gebracht werden, es kam zu Erdrutschen und Dammbrüchen.