Sitzplatzbesetzer attackiert Senior

Konflikt im Regionalzug nach Meran: Wo ist die Bildung hin?

Dienstag, 02. April 2024 | 11:39 Uhr

Von: luk

Terlan – Ein junger Mann (27) war neulich im Regionalzug zwischen Bozen und Meran nur auf sich bedacht. Am Ende musste er aussteigen und kassierte eine Anzeige. Ob das auch zur Einsicht geführt hat, darf zumindest infrage gestellt werden.

Der 27-Jährige hat sich im Zug so ausgebreitet, dass er nicht nur einen Sitzplatz belegte, sondern gleich mehrere, obwohl auch Senioren und Frauen mit Kinder anwesend waren. Diese fanden dann keinen Sitzplatz mehr.

Ein Südtiroler (71) sprach den 27-Jährigen auf sein respektloses Verhalten an. Der ältere Mann wollte dem jungen Mann etwas über Höflichkeit und Respekt beibringen. Werte, die früher mehr zählten und heute mehr und mehr dem Verfall preisgegeben werden.

Davon wollte der respektlose Fahrgast aber nichts hören. Er fühlte sich offenbar noch zutiefst angegriffen und reagierte aggressiv. Der Sitzplatzbesetzer bedrohte den Senior und schubste ihn sogar. Einem anderen Fahrgast, der dem 71-Jährigen zu Hilfe eilte, entriss er das Mobiltelefon und schmetterte es mit Wucht auf den Boden.

Das Zugpersonal veranlasste im weiteren Verlauf der Auseinandersetzung das Anhalten des Zuges bei Terlan und alarmierte die Carabinieri.

Die Exekutivbeamten zeigten den bereits vorbestraften 27-Jährigen wegen Unterbrechung eines öffentlichen Dienstes an. Auch der Senior dürfte noch Anzeige gegen seinen Angreifer erstatten.

Außerdem musste der junge Mann den Zug verlassen.

Carabinieri

Der Zug konnte nach dem Vorfall mit nur geringer Verzögerung weiterfahren.

Der Kommandant der Bozner Carabinieri, Stefano Esposito, meint dazu:

Bahnhöfe und leider auch die Züge, insbesondere Regionalzüge, werden immer mehr zu rechtsfreien Räumen; zum Glück sind unsere Carabinieri präsent, entweder im Dienst oder weil sie selbst Nutzer des Eisenbahnverkehrs sind. Ihre Präsenz macht einen Unterschied. In diesem Fall konnten wir dank der Präsenz unserer Polizeistation in der Nähe des Bahnhofs Terlan rechtzeitig eingreifen. Ich erinnere mich an ein anderes Ereignis, das vor einigen Wochen abends genau in Bozen stattfand, wo ein Nicht-EU-Bürger versuchte, einer Kontrolle der Carabinieri zu entgehen, indem er sich zum Hauptbahnhof begab und dachte, er könne sich dort frei bewegen, da es sich um einen rechtsfreien Raum handele, insbesondere nachts. Auch in diesem Fall lag er falsch, denn der Mann wurde verfolgt und angezeigt. Im Allgemeinen beobachten wir einen Werteverlust, einen Verlust an Bildung. Ich bewundere den älteren Herrn dafür, dass er mutig versucht hat, Respekt und Gerechtigkeit durchzusetzen.

Bezirk: Bozen, Überetsch/Unterland