Von: mk
Bozen – Innerhalb der Caritas scheint es zu brodeln: In einem anonymen Brief an verschiedene Medien wird Caritas-Direktor Paolo Valente ein autoritärer Führungsstil vorgeworfen. Dieser ist hingegen überzeugt, man will an seinem Stuhl sägen – und er hat Anzeige erstattet. Außerdem betont Valente, er genieße nach wie vor das Vertrauen von Bischof Ivo Muser. Doch der Bischof erklärt, dass er die Kritik ernst nehme, wie die Tageszeitung Alto Adige berichtet.
Dem Zeitungsbericht zufolge scheint die Stimmung innerhalb der Caritas bereits seit eineinhalb Jahren angespannt zu sein. Bislang war dies allerdings nur intern, in der Diözese und innerhalb der Gewerkschaften bekannt.
Laut Anschuldigungen hätten mehrere Mitarbeiter gekündigt. Wer mit Valentes Entscheidungen nicht einverstanden sei, werde benachteiligt, so der Tenor im Schreiben. Bei einer Gewerkschaftsversammlung mit rund 90 Teilnehmern bei insgesamt 320 Caritas-Mitarbeitern sei das Unbehagen deutlich geworden. Dass Unmut von mehreren geäußert wurde, wird von Gewerkschaftsvertretern bestätigt.
In der E-Mail wird auch die Kurie kritisiert. Diese sei passiv geblieben, obwohl sich mehrere Mitarbeiter an sie gewandt hätten. Ein weiterer Vorwurf betrifft die Anstellung eines Sohnes von Valente. Der Sohn ist derzeit für die Corona-Hotline zuständig.
Valente ist allerdings überzeugt, dass sich das Unbehagen in Grenzen hält. „Wenn die Situation wirklich ernst wäre, wären die Gewerkschaften wegen Rechtstreitigkeiten und Klagen ständig im Haus“, erklärt Valente laut Alto Adige. Die Situation habe vor ein paar Monaten ihren Anfang genommen. Ein Beweis dafür, dass er nach wie vor Zuspruch genießt, sieht Valente unter anderem darin, dass ihn Bischof Muser als Präsident der Caritas-Stiftung im vergangenen Monat bestätigt hat. Das ist sein zweiter Posten.
„Wir erhalten bereits seit Monaten solche anonyme E-Mails, die auch an Redaktionen verschickt werden“, erklärt Valente. Anzeige habe er deshalb bereits im Mai erstattet. Es sei ihm auch bekannt, dass sich mehrere Personen an die Diözese gewandt haben. Für Valente steht fest: „Diesen Personen bin ich ein Dorn im Auge, weil ich keine Marionette bin, die man kontrollieren kann.“ Bereits von Anfang an habe es Versuche gegeben, seine Nominierung zu verhindern.
Valente ist im Jahr 2014 zum Direktor der italienischen Caritas in Südtirol ernannt worden. Im Zuge der Fusion mit der deutschen Caritas im Jahr 2017 wurde er zum alleinigen Direktor. „Die Caritas erlebt seit zehn Jahren eine tiefe Phase der Neuorganisation. Durch die Fusion werden verschiedene Sektoren neu zusammengesetzt“, erklärt der Direktor. Natürlich komme es auch da und dort zu Unbehagen.
Die Caritas gebe über 300 Menschen Arbeit, die Bilanz mache 22 Millionen Euro aus. „Ich bestehe auf einer strengen Führung des Fonds. Was in die Bilanz der Caritas fällt, dient nur Aktivitäten der Caritas“, erklärt Valente. Er sei zwar entschlossen, Dinge voranzutreiben, doch er sei durchaus teamfähig. Die Anstellung seines Sohnes streitet Valente nicht ab, allerdings sei der Vertrag zeitlich befristet.