Von: mk
Bozen – Wie berichtet, ist in Bozen eine mutmaßliche Mafia-Zelle der `Ndrangheta ausgehoben worden. Am Dienstag findet in Trient die Anhörung vor der dem Haftprüfungsrichter statt, schreibt die Tageszeitung Alto Adige.
Die Anwälte werden versuchen, die Untersuchungshaft ihrer Mandanten zumindest zum Teil zu kippen. Dabei müssen sie in erster Linie beweisen, dass das organisierte Verbrechen niemals in Südtirol Fuß gefasst hat und dass die einzelnen Vergehen wie Wucher oder Drogen- und Waffenhandel nicht von einem einzigen gemeinsamen Zentrum aus geplant worden sind, das wiederum der kalabresischen Mafia untersteht.
Bekanntlich hat die Untersuchung zur Verhaftung von mehreren Personen geführt: dem 62-jährigen Angelo Zito aus Leifers, Mario Sergi (60) aus Bozen, Angelo Perri (65) aus Bozen, Rosario Giocondo (29) aus Locri, der allerdings in Bozen wohnt, Francesco Perri (62) aus Bozen, Michele Sergi (65) Bozen, Giuliano Callipari (51) aus Leifers, Marco Dall’Ara (45) aus Leifers, Domenico Bonadio (52) aus Leifers sowie Daniel Crupi (32) und Luca Guerra (32), beide aus Bozen.
In der Anordnung zur Überstellung in Untersuchungshaft, die von Richter Marco La Ganga unterschrieben wurde, wird die `Ndrangheta als weltweit gefährlichste und am besten strukturierte Mafia-Vereinigung beschrieben. Die Organisation sei langsam aber stetig gewachsen und habe ihre Tentakel auch nach Südtirol ausgestreckt.
Unangefochtenes Oberhaupt in Südtirol sei der 60-jährige Bozner Mario Sergi gewesen, der in der Reschenstraße ansässig ist und sich derzeit im Gefängnis in Florenz befindet. Damit die Untersuchungshaft bestätigt wird, muss die These der Bezirksstaatsanwaltschaft aufrechtbleiben, dass es sich um Mafia-Vereinigung handelt. Genau dieser Punkt wird allerdings von den Anwälten angezweifelt. Zwar war Untersuchungsrichter Marco La Ganga derselben Ansicht wie die Bezirksstaatsanwaltschaft. Doch damit ist nicht gesagt, dass das Haftprüfungsgericht zum selben Schluss kommt.
Die polizeilichen Ermittlungen, die insgesamt zwei Jahre dauerten, waren bekanntlich durch einen Kollaborateur mit der Justiz ins Rollen gekommen. Der sogenannte „Pentito“ befindet sich derzeit im Zeugenschutzprogramm. Er soll den Ermittlern von direkten Kontakten der Zelle in Südtirol mit Vertretern der kalabresischen `Ndrangheta berichtet haben.
Der Mann hatte beschlossen, mit seinen kriminellen Verbindungen zu brechen und mit seiner Vergangenheit abzuschließen. Mittlerweile lebt er unter einem neuen Namen und einer neuen Identität und bezieht monatlich eine finanzielle Unterstützung, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
Sollte der Kronzeuge vor Gericht aussagen müssen, wird dies über Videoübertragung geschehen, wobei sein Gesicht unkenntlich gemacht und seine wahre Identität nicht enthüllt wird.