Von: mk
Mals – Vor 20 Jahren ist „Stern“-Journalist Gabriel Grüner, der in Mals geboren ist, im Kosovo ums Leben gekommen.
Grüner galt als Experte auf dem Gebiet der Kriegsberichterstattung, berichtet stol.it. Nachdem er in vielen Krisengebieten der Welt im Einsatz gewesen war, wurde ihm der Kosovo zum Verhängnis. Am Donnerstag vor genau 20 Jahren wurde Grüner gemeinsam mit dem Fotografen Volker Krämer und Übersetzer Senol Alit 36-jährig von einem Heckenschützen getötet.
Die Südtiroler Schriftstellerin Sabine Gruber, die mit Grüner befreundet, war, hat auf Facebook an den Journalisten erinnert.
Wie erinnert man an einen geliebten Freund? Heute vor 20 Jahren wurde Gabriel Grüner im Kosovo erschossen, mit ihm der…
Pubblicato da Sabine Gruber su Mercoledì 12 giugno 2019
Am 13. Juni 1999 kurz nach Friedensschluss im Kosovo wurde der Wagen in dem Grüner gemeinsam mit Krämer und Alit saß, aus dem Hinterhalt beschossen. Die drei befanden sich auf der Rückfahrt von Prizren nach Skopje.
Der „Stern“-Journalist war noch bei vollem Bewusstsein, als er eine halbe Stunde später geborgen wurde. „Ich will leben. Ich liebe meine Familie, meine Frau und meinen ungeborenen Sohn“, sagt er zu einer holländischen Krankenschwester laut stol.it. Die Krankenschwester hatte ihn am Ort des Überfalls erstversorgt. Doch stattdessen überlebte Grüner die Schussverletzung nicht und starb wenig später in einem mazedonischen Spital. Nur wenige Wochen später brachte seine Lebensgefährtin das gemeinsame Kind zur Welt.
Grüner hatte laut stern.de vor der Reise in den Kosovo angekündigt, dass es seine letzte in den Krieg hätte sein sollen. Er hat es Freunden und Kollegen gesagt und auch seiner Lebensgefährtin Beatrix Gerstberger. “Erzählungen über Massaker, Giftgas, Anschauen von grauslichen Leichenfotos, mein Gehirn wie gelähmt, eine Müdigkeit, die ich bei den letzten Reisen nach Bosnien auch spürte, die Vergeblichkeit, solche Sachen verhindern zu können, wen interessiert’s”, hatte er ihr in einer Mail geschrieben. Auch von dem “Wunsch, wieder einmal etwas Schönes zu machen”, schrieb er.
In Mals begraben – posthum geehrt
Nach der Überstellung nach Hamburg wurde Gabriel Grüner schließlich im engsten Kreise der Familie in Mals zu Grabe getragen.
Im Oktober 1999 wurde Gabriel Grüner posthum mit dem internationalen Kriegsberichterstatter-Preis der französischen Stadt Bayeur verliehen. Noch 1999 wurde das Gabriel-Grüner-Stipendium ins Leben gerufen, mit dem jährlich ein Reporter und ein Fotograf für eine gemeinsame Reportage unterstützt werden. Auch im damaligen Kriegsgebiet lebt der Grüners Name weiter: In der Stadt Prizren wurde das Zentrum für Kinder mit Kriegstraumata nach ihm benannt.
Der Mörder von Grüner, Krämer und Alit wurde unterdessen nie gefasst. 2001 hatte die Staatsanwaltschaft Hamburg einen russischen Freiwilligen im Kosovo-Krieg als Angreifer identifiziert. Trotz eines internationalen Haftbefehls konnte der Mann nie gefasst werden.
Im Einsatz für die “Opfer, die kleinen Leute, die Wehrlosen”
“In all seinen Berichten kümmerte sich Gabriel Grüner vor allem um die Opfer, die kleinen Leute, die Wehrlosen. Vor allem das Schicksal von Kindern ging ihm nahe”, würdigte ihn stern-Chefredakteur Florian Gless gerade anlässlich der Verleihung des nach ihm benannten Stipendiums. Großen Reportagen hat Grüner für den „Stern“ unter auch aus Afghanistan oder Algerien geschrieben – ebenso wie über Umweltkatastrophen in Spanien oder über die Hungersnot Sudan. Mit einer von ihm gestarteten Hilfsaktion kamen über 1,14 Millionen Mark (heute fast 600.000 Euro) für die hungernden Kinder dort zusammen, schriebt stern.de.
Doch der Balkan-Krieg hat sein Reporterleben besonders geprägt. Grüner hat ihn acht Jahre lang begleitete. Ein Spendenaufruf vom „Stern“, den Gabriel Grüner zu Weihnachten 1995 durchgesetzt hatte und eine seiner Reportagen begleitete, verdankte die Organisation Kinderberg fast vier Millionen Mark (heute rund zwei Millionen Euro). Gabriel Grüner hat auch darum gebeten, dass das Geld zu gleichen Teilen für kroatische, für moslemische und für serbische Kinder verwendet werde.