Von der Außenwelt abgeschnitten - Lagebericht des Bürgermeisters

Martell: Lawine ins Dorf abgegangen – VIDEO

Sonntag, 17. November 2019 | 13:54 Uhr
Update

Von: luk

Bozen – In weiten Teilen Südtirol herrscht wegen der starken Niederschläge Lawinengefahr der Warnstufe vier der fünfteiligen Skala. Der Lawinenwarndienst verdeutlicht die Lage. Fast ganz Südtirol ist in rot gehüllt.

Mit den neuen Schneefällen sind in diesen Stunden große und spontane Lawinenabgänge zu erwarten.

Dies ist dann am Sonntagvormittag in Martell geschehen. Schneemassen sind direkt ins Dorf gerutscht und haben Geröll, Äste und Baumstämme mit sich geschoben.

Facebook/Christian Gurschler

Es handelt sich um die sogenannte Eberhöfer-Lawine, die schon öfters abgegangen ist. Zwischen zwei Häusern im Dorf ist die Lawine gegen 8.30 Uhr durchgegangen. Dabei wurden auch Gebäude beschädigt.

 


Facebook/Christian Gurschler
Menschen sind laut derzeitigen Stand aber nicht verletzt worden, erklärt der Bürgermeister von Martell, Georg Altstätter.

Die Lawine hat aber viel Material mit sich geführt. Das wieder aufzuräumen, wird wohl nur mit viel Arbeitsleistung zu schaffen sein.

Weil auch die Straße ins Martelltal nach einer weiteren Lawine am Taleingang gesperrt ist, sind die Menschen dort nun vorerst auf sich selbst angewiesen. Es wird von Evakuierungen gesprochen. Offenbar sind aber nur vereinzelte Bewohner davon betroffen.

Wir werden evakuiert…..müssen das haus verlassen!!!Dobbiamo evvacuare e lasciare la nostra casa!

Pubblicato da Christian Gurschler su Domenica 17 novembre 2019

Facebook/Christian Gurschler
Facebook/Christian Gurschler

Wie klein der Mensch angesichts solcher Naturgewalten ist, zeigt ein Video der Lawine, das Christian Gurschler von seinem Balkon aus gemacht und dann auf Facebook gepostet hat.

Lawine Martell….8.35 UHR – 17/11/2019

Pubblicato da Christian Gurschler su Domenica 17 novembre 2019

Bürgermeister Georg Altstätter hat indes erklärt, dass am Montag Schulen und Kindergärten im Tal geschlossen bleiben.

Pubblicato da Christian Gurschler su Domenica 17 novembre 2019

Die Wettersituation verschärft sich erneut im ganzen Land. Seit den Morgenstunden gibt es viele Feuerwehreinsätze, wegen Muren, Steinschlägen und umgestürzten Bäumen. Im Wipptal ist auch die Autobahn gesperrt.

Lagebericht des Bürgermeisters

Seit Anfang November erfolgten starke Schneefälle in den Bergen, seit mehreren Tagen gingen ergiebige Schneefälle bis in die Talsohle von Martell nieder, fasst Bürgermeister Georg Altstätter zusammen: Im Hochgebirge haben sich um die zwei Meter Neuschnee angesammelt. Am Freitag (15. November) wurde die Zivilschutzkommssion sowie die Lawinenschutzkommission aktiviert und sämtliche Straßensperrungen und Öffnungen  von umgestürzten Bäumen wurden gemeinsam mit den Behörden und den Zivilschutzorganisationen sowie der Landesleitstelle organsiert. Am Freitag Abend brach die Stromversorgung für das gesamte Gemeindegebiet zusammen, da unzählige Bäume auf die Stromleitungen stürzten. Der Netzbetreiber Edyna hat mit großem Aufwand die Stromversorgung am Samstag (16. November) Mittag wieder hergestellt. Bereits am Samstag Vormittag wurde ein Hubschrauber zur Lageerkundung vom Landeslagezentrum organisiert. Bei diesem Ortsaugenschein aus der Luft wurde die Situation analsysiert, dabei wurde festgestellt, dass sich enorme Schneemassen im Gebirge befinden und viele Bäume die Zufahrtsstraßen versperren. Fast stündlich werden Sitzungen der Gemeindeleitstelle für Zivilschutz gemeinsam mit den Behörden, Bergrettungsorganisationen, Freiwilligen Feuerwehren sowie dem Landesstraßendienst abgehalten.

Obwohl  in den letzten Jahren intensiv in Lawinenverbauungen investiert wurde, brach die Eberhöfer-Lawine heute (17. November) gegen 8.33 Uhr ab. Die Abbruchkante liegt auf einer Meereshöhe von circa 2.400 Metern Meershöhe und kam auf 1.200 Metern zum Stehen. Die Lawine streifte das Dorf, zwei Häuser wurden teilweise beschädigt. Personen kamen dabei keine zu Schaden. Der Lawinenkegel, soweit es die Sicht erlaubte, wurde von den Einsatzkräften mit Hunden und Lawinensuchgeräten abgesucht. Alle Haushalte im Einzugsgebiet wurden abtelefoniert, um Vermisste auszuschließen. Mehrere Häuser wurden im Einzugsgebiet der Lawine und aus weiteren Gefahrenbereichen vorsorglich evakuiert und in der Turnhalle des Gemeinschaftshauses untergebracht. Eingerichtet wurde die Notunterkunft vom Zivilschutz des Weißen Kreuzes, wo die Personen bis zur Entspannung der Lage versorgen werden.

Um 9.28 Uhr ging eine zweite Lawine in der Fraktion Ennewasser auf der orografisch rechten Seite bis ins Tal ab. Auch hier wurde niemand verschüttet. Die Landesstraße, die zuvor präventiv gesperrt worden war, wurde teilweise verlegt.

Derzeit ist das gesamte Martelltal von der Außenwelt abgeschnitten. Hintermartell sowie die Fraktion Waldberg sind nach wie vor ohne Strom und Telefon.

Im Einsatz stehen derzeit an die 80 Einsatzkräfte, um die Situation unter Kontrolle zu halten. Schweres Gerät der Berufsfeuerwehr Bozen wurde bereits angefordert.

Bezirk: Vinschgau

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