Von: mk
Bozen – Die Meraner Finanzpolizei hat gemeinsam mit Funktionären des Nationalen Fürsorgeinstitut INPS und des Arbeitsinspektorat in Bozen grobe Unregelmäßigkeiten bei der Anstellung von 24 Mitarbeitern zweier Gesellschaften in Meran festgestellt. Die Ermittlungen gegen zwei Unternehmer – einer aus Meran und der andere aus Rom – laufen. Die beiden müssen nun rund 400.000 Euro an Beiträgen und Strafen erstatten.
Wie die Finanzpolizisten herausfanden, war Geschäftsführer der beiden Firmen jeweils dieselbe Person, die in Meran ansässig ist. Offenbar gingen die Verantwortlichen davon aus, ein einfaches und effizientes System ausgeklügelt zu haben, um Kosten zu sparen. Offiziell waren die Mitarbeiter bei drei Firmen in Rom angestellt, doch effektiv arbeiteten sie in einer Bar und in einem Hotel in Meran.
Die Finanzpolizei stellte fest, dass die vermeintlichen Werkverträge keine echten waren, zumal die Führung der Mitarbeiter, die Einteilung der Dienstzeiten und Urlaube sowie die Aufgabenverteilung gänzlich dem Unternehmer aus Südtirol oblag.
Die Mitarbeiter, die von den Ermittlern vernommen wurden, gaben an, sie hätten nicht einmal davon gewusst, dass sie von einer römischen Firma engagiert worden seien. Vielmehr gingen sie davon aus, dass das Unternehmen aus Rom lediglich für die Zustellung des Lohnstreifens zuständig gewesen sei.
Die Firmen, die für die vermeintliche Vergabe von Personal zuständig waren, trugen also kein unternehmerisches Risiko. Bei der Vergabe von Dienstleistungen ist dies jedoch nicht möglich. Der Auftragnehmer übernimmt die Organisation und die Verantwortung zur Bewerkstelligung einer Dienstleistung und erhält dafür ein entsprechendes Entgelt.
Der Trick kam den Verantwortlichen insofern zugute, da den Mitarbeitern auf diese Weise ein niedrigerer Stundenlohn ausgezahlt werden konnte, als es Kollektivverträge auf lokaler Ebene vorsahen. Außerdem war vertraglich keine Abfertigung und keine Entlohnung während des Urlaubs festgelegt worden. Zu guter Letzt waren ein Großteil der Renten- und Arbeitsversicherungsbeiträge nicht bezahlt worden, da die römischen Firmen beim INPS eine viel niedrigere Bemessungsgrundlage bei den Löhnen erklärten.
Auf diese Weise haben die verantwortlichen Unternehmer laut den Ermittlern auf unrechtmäßige Weise 70.000 Euro eingespart. Leidtragende waren neben der Staatskasse die Arbeitnehmer, da ihre Rentenbeiträge nicht eingezahlt wurden. Die Geschäftsführer der Firmen wurden angezeigt.
20 Euro wurden zusätzlich pro Mitarbeiter fällig, bei dem die Unregelmäßigkeiten festgestellt worden waren. Die Strafe wurde mit der Tagesanzahl der Anstellung multipliziert. Insgesamt kommt so die Summe von 400.000 Euro zusammen.