Von: mk
Meran/Rom/Oslo – Najmaddin Faraj Ahmad besser bekannt als Mullah Krekar wird nun doch nicht an Italien ausgeliefert. Der Grund dafür: Laut einem Bericht der Online-Ausgabe von „La Repubblica“ hat Italien den Antrag zurückgezogen. Der umstrittene Prediger, der der Kopf der Terrorzelle in Meran sein soll, wird damit auf freien Fuß gesetzt.
Nachdem der Oberste Gerichtshof in Norwegen in der letzten Woche der Auslieferung des Predigers zugestimmt hat, gibt die norwegische Staatsanwaltschaft in einer Mitteilung keinen genauen Grund dafür an, warum das Justizministerium in Rom einen Rückzieher gemacht hat. Stattdessen verweist die Staatsanwaltschaft lediglich auf einen Brief vom 25. November. Darin wird das Urteil eines italienischen Gerichts vom vergangenen März zitiert, wonach die Voraussetzungen für eine Auslieferung nicht gegeben seien. Der Brief gehe allerdings weder auf das Urteil genauer ein, noch werde erklärt, warum es lang gedauert hat, den Antrag zurückzuziehen.
Der 60-jährige Prediger, der seit 1991 in Norwegen lebt, war in eine italienische Anti-Terror-Untersuchung verwickelt. Laut Verdacht war er der Drahtzieher der der islamistischen Kurdenorganisation „Rawti Shax“, die Beziehungen zur Terrormiliz IS unterhalten haben soll. Der Organisation wird unterstellt, mehrere Anschläge in Europa geplant zu haben. Ziel sei es gewesen, die kurdische Regierung im Irak zu stürzen, um das Kalifat auszurufen.
Der Mullah wurde im Jahr 2015 in Norwegen festgenommen – ebenso wie 16 weitere mutmaßliche Exponenten des Terrornetzwerkes in sechs europäischen Ländern. Bekanntlich wurde auch eine mutmaßliche Schläfergruppe in Südtirol ausgehoben. Während es in Meran zu vier Festnahmen kam, wurden in Bozen zwei Männer festgenommen und ein weiterer in der Nähe der Landeshauptstadt.
Medienberichten zufolge müssen sich die mutmaßlichen Mitglieder der islamistischen Organisation „Rawti Shax“ ab dem 13. März nächsten Jahres vor dem Schwurgericht in Bozen verantworten. Ihnen wird zur Last gelegt, sich zum Zwecke terroristischer Anschläge zusammengeschlossen zu haben, mit dem erschwerenden Umstand der länderübergreifenden Terrorgruppenbildung.
Italiens Rückzieher Italien hat bei den norwegischen Behörden Enttäuschung hervorgerufen. Mullah Krekar wird sowohl von der UNO als auch den USA als Terrorist und als Gefahr für die öffentliche Sicherheit eingestuft. In den Irak wurde er deshalb nicht abgeschoben, da eine Begnadigung befürchtet wurde. Die norwegische Premierministerin Erna Solberg konnte eine gewisse Irritation bei einer Pressekonferenz nicht verbergen. Die Entscheidung Roms sei etwas, das man akzeptieren müsse, erklärt Solberger.
Bei der Ausführung des Vollstreckungsbefehls befand sich Krekar bereits im Gefängnis, weil er eine 18-monatige Haftstrafe abbüßen musste, nachdem er einen Kurden mit dem Tod bedroht und in einem Interview sich für den Märtyrertod ausgesprochen hatte.