Von: luk
Bozen – Die allgegenwärtigen Kunststoffteilchen sind auch in Südtirol ein aktuelles Thema – sowohl als reale Präsenz und Gefahr, als auch für die Forschung. Über das Programm EFRE 2021-2027 wird das Projekt „PlasticFree“ kofinanziert. Eco Research, Eurac Research, Eco Center, Atzwanger, Ara Pustertal, Obrist und das Biologische Landeslabor bündeln ihre Kompetenzen, um Mikro- und Nanoplastik in den heimischen Gewässern zu bestimmen und zu reduzieren.
Zahnbürsten, Cremetiegel, Flaschen oder Tüten: Ständig benutzen wir Plastik, werfen es weg und belasten damit unsere Umwelt. Denn es hält fast ewig. Nicht nur Tonnen von Plastikmüll in Flüssen und Ozeanen, sondern auch in Form immer kleinerer, unsichtbarer Teilchen. Diese werden als Mikroplastik bezeichnet, wenn sie kleiner als fünf Millimeter sind. Kleiner als ein Mikrometer ist dagegen Nanoplastik.
Und diese Kunststoffpartikel legen sich wie ein unsichtbarer Schleier über die Welt. Mikroplastik ist mittlerweile überall verbreitet, es wurde nicht nur in der Tiefsee oder in der Antarktis nachgewiesen, sondern sogar im menschlichen Blut, im Darm oder in den Lungen.
“In vielen unserer Bäche und Seen spiegelt sich die beeindruckende Gebirgslandschaft. Doch die Idylle trügt: Längst ist das Wasser nicht mehr so sauber, wie es scheint. Mikroplastik ist auch in der Südtiroler Natur angekommen – sogar ganz oben und in entlegenen Gebieten, wie ein Monitoring des Biologischen Landeslabors ergab”, heißt es in einer Aussendung von Eco Research.
Doch nicht nur das Thema Mikroplastik ist in Südtirol angekommen, auch die Forschung dazu. Im Rahmen des EFRE-Programms nehmen sieben Partner am Projekt „PlasticFree – Schädlich, weit verbreitet und nicht abbaubar: Bestimmung und Reduzierung von Mikro- und Nanoplastik in den Gewässern der Provinz Bozen“ teil. Federführend ist Eco Research, mit dabei sind Eurac Research, Eco Center, Atzwanger, Ara Pustertal und Obrist sowie das Biologische Landeslabor. Das Projekt wurde zur EFRE-Kofinanzierung mit Gesamtkosten von über 1,2 Millionen Euro und einem maximalen Zuschuss von 971.685,82 Euro zugelassen.
Ziel ist es, die Verbreitung verschiedenster Formen von Kunststoffen in Gewässern zu ermitteln und zu quantifizieren. Untersucht werden dabei Fließgewässer und Sedimente, Seen, Niederschläge, das Grundwasser, die Ableitungen der Kläranlagen, die Klärschlämme, aber auch die Bioakkumulation in wirbellosen Organismen und Fischen. Ein erster Schritt: Es werden verschiedene Analyse-Techniken getestet, um die besten zu finden. Denn die Protokolle für zielführende Methoden sind noch nicht standardisiert. „Die Vorbereitungsarbeiten sind bereits erfolgt“, erzählt Helga Bonacquisti von Eco Research. „Es wurden erste Proben von verschiedenen Gewässern genommen – auch, um zu verstehen, wie sie am besten durchgeführt und verarbeitet werden.“ Mit einem neu angekauften Gerät erfolgt dann die genaue Untersuchung.
Für den Bozner Anlagenbauer Atzwanger, einem der Partner, sind solche Projekte von großem Interesse: „Sie ermöglichen es uns, am Puls der Zeit zu bleiben und auf neue Herausforderungen zu reagieren“, erklärt Geschäftsführer Martin Atzwanger. „Dadurch können wir nicht nur wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse gewinnen, sondern auch praktische Lösungen für unsere Branche finden“. In diesem Fall etwa Prototypen spezieller Filter, um Mikroplastik möglichst vollständig aus den Ableitungen der Kläranlagen zu entfernen.