Forderung der SKJ und KJS

Missbrauch: “Unabhängige Anlaufstelle auch auf Landesebene”

Freitag, 24. Januar 2025 | 17:26 Uhr

Von: luk

Bozen – Bischof Ivo Muser hat heute gemeinsam mit dem Generalvikar Eugen Runggaldier und dem Projektleiter Gottfried Ugolini seine Stellungnahme zum Missbrauchsgutachten der Diözese Bozen-Brixen abgegeben. Südtirols Katholische Jugend und die Katholische Jungschar Südtirols begrüßen die geplanten Schritte und fordern, endlich auch auf Landesebene eine unabhängige Anlaufstelle zu schaffen.

Die Katholische Jungschar Südtirols und Südtirols Katholische Jugend befürworten das Gutachten und die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in unserer Diözese. „Für die Jungschar als Kinderorganisation ist es besonders wichtig, sich aktiv für den Schutz von Kindern einzusetzen. Bereits seit einigen Jahren setzen wir uns intensiv mit dem Thema Kinderschutz auseinander und haben konkrete Schritte und Maßnahmen umgesetzt wie z.B. Sensibilisierung in Weiterbildung, Eigenerklärung der Gruppenleiter:innen, Schutzkonzepte bei Veranstaltungen usw.“, erklärt Lena Wenger, 3. Vorsitzende der Katholischen Jungschar Südtirols und ergänzt: „Ausgehend von unserem christlichen Selbstverständnis und im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention sehen wir uns alle dazu verpflichtet, Kinder und Jugendliche vor allen Formen der Gewalt, Vernachlässigung, Ausbeutung und Diskriminierung zu schützen“.

Auch Südtirols Katholische Jugend hat bereits vor einiger Zeit Schritte im Bereich der Prävention ergriffen und werde diese weiter ausbauen, erklärt Simon Klotzner, 1. Landesleiter von Südtirols Katholischer Jugend. Wichtig sei es nun, sofort an der Aufarbeitung und an weiteren Präventionsmaßnahmen weiter zu arbeiten, betonen Jungschar und SKJ.

Unabhängige Anlaufstelle auch auf Landesebene

Viele Personen, die sich intensiv mit dieser Thematik befassen, haben schon des Öfteren die Forderung nach einer unabhängigen Stelle für Missbrauch gestellt. Missbrauch kommt leider in vielen Kontexten vor, sei es in der Familie, in Vereinen usw. „Seit Jahren wird gefordert, dass auch außerhalb der kirchlichen Institutionen eine öffentliche, unabhängige Anlaufstelle für Minderjährige und schutzbedürftige Personen eingerichtet wird und wir unterstützen diese Forderung“, erklärt Simon Klotzner und meint weiter: „Aus diesem Grund haben wir bereits im Herbst 2022 bei einem Treffen mit der Volksanwältin Gabriele Morandell über dieses Thema diskutiert und ihr unsere Anliegen überreicht“, erklärt Simon Klotzner.

Zudem wollten mehr als 25 Organisationen, darunter auch die Jungschar und Südtirols Katholische Jugend mit der Petition „Missbrauch in Südtirol aufarbeiten & Kinder und Jugendliche besser schützen“ aufrütteln, enttabuisieren, sensibilisieren und die politisch Verantwortlichen zum Handeln auffordern. „Im Mai 2023 haben auch wir diese Petition mitunterzeichnet und im Oktober 2023 die über 1.200 eingegangenen Unterschriften an Landeshauptmann Arno Kompatscher, Landesrätin Waltraud Deeg, Landtagspräsidentin Rita Mattei und die Mitglieder der Arbeitsgruppe der Landesregierung übergeben,“ betont Simon Klotzner und ergänzt: „Jetzt wäre es wirklich an der Zeit, diese unabhängige Anlaufstelle zu realisieren“.

Diese Anlaufstelle muss für alle leicht zugänglich und öffentlich sein und sollte nicht bei einer anderen Stelle angehängt bzw. einer Dachorganisation untergeordnet werden. Diese Stelle muss autonom, klar sichtbar und unabhängig existieren. Es muss gemeinsam an der Enttabuisierung des Themas Missbrauch gearbeitet werden. Dafür braucht es auch Bildungs- und Sensibilisierungsarbeit.

„Dabei wäre es vielleicht möglich, dass diese Stelle Fachberatungen bei Präventions- und Schutzkonzepten geben könnte und ein Angebot für die Vermittlung von Fachreferenten und Referentinnen könnte geschaffen werden“; schlägt Klotzner vor. Der Textentwurf für ein entsprechendes Landesgesetz soll im Frühjahr in die Landesregierung kommen und im Anschluss im Landtag behandelt werden.

Rolle der Frau

Frauen sollen verstärkt in diözesane Leitungspositionen eingebunden und die Fehlerkultur nachhaltig weiterentwickelt werden, erklärte Bischof Ivo Muser bei der heutigen Pressekonferenz. „Das freut uns sehr, aber wir wünschen uns eine Stärkung der Rolle der Frau nicht nur auf diözesaner Leitungsebene, sondern insgesamt in der gesamten katholischen Kirche“, betonen Lena Wenger und Simon Klotzner und meinen weiter: „Die Institution Kirche darf dieses gesellschaftlich relevante Thema nicht länger verdrängen. Mit jedem Tag verliert sie an Glaubwürdigkeit, wenn sie Frauen weiterhin diskriminiert und ausgrenzt. Frauen sind Teil dieser Kirche und wir fordern eine Veränderung nicht übermorgen sondern JETZT.“

Die Umsetzung der angekündigten Maßnahmen hat jetzt Priorität, wobei Hinsehen, Zuhören und Handeln zur Normalität werden sollen, wie Projektleiter Gottfried Ugolini bei der Pressekonferenz betonte.

Bezirk: Bozen

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