Von: mk
Bozen/Bruneck – Die Anzahl der Betrügereien im Internet, denen Personen in Südtirol auf den Leim gehen, ist seit einigen Jahren zwar stabil, doch die Methoden variieren. Diese schmerzliche Erfahrung musste Danu R. selbst erleben.
Laut einem Bericht der Sonntagszeitung Zett lebt der gebürtige Rumäne seit zwölf Jahren in Bozen. Er ist gelernter Mechaniker, während seine Frau als Krankenschwester arbeitet. Ein Sohn geht bereits zur Uni, der zweite besucht die Berufsschule.
Die Geschichte nahm ihren Anfang, als ihm sein Schwager bei einem Essen in einer Pizzeria auf dem Smartphone ein seriös wirkendes Autoangebot auf einer renommieren Internetplattform zeigte: einen Toyota RAV4 zum Preis von 5.700 Euro.
Die Bilder vermittelten ein Auto im guten Zustand. Der Standort wurde in Bruneck angegeben, das Kennzeichen konnte man nicht erkennen.
Als Danu R. die vermeintliche Besitzerin anrief, erklärte diese ihm auf Italienisch, dass es einen zweiten Interessenten gebe. Sollte er 500 Euro Vorschuss zahlen, würde sie ihm allerdings den Vorzug einräumen. Gleich nach dem Gespräch schickte die Frau per SMS die Überweisungsdaten eines Online-Bezahlsystems und sogar eine Sozialversicherungsnummer.
Nachdem das Geld überwiesen worden, meldete sich die Frau, die sich Antonella nannte, allerdings erneut – und erzählte eine haarsträubende Geschichte, die in diesem Moment allerdings durchaus glaubwürdig geklungen habe, wie Danu laut Zett berichtet.
Die Frau erklärte, dass das Auto ihrem Mann gehöre, sie derzeit aber in Scheidung lebe. Ihr Mann setze sie unter Druck, den Wagen so schnell wie möglich zu verkaufen. Zuerst war von weiteren 250 Euro die Rede, dann von weiteren 950 Euro. Dafür sollte die Übergabe am selben Tag erfolgen.
Die Männer einigten sich mit der Frau schließlich auf folgenden Deal. Die 1.200 Euro wurde überwiesen, allerdings sollte der Preis vonseiten der Frau nicht mehr verhandelbar sein. Als die Männer in Bruneck dann aber das Auto abholen wollten, erlebten sie eine böse Überraschung.
Bei der angegebenen Adresse befand sich eine renommierte Notariatskanzlei. Von Antonella und dem Wagen fehlten allerdings jede Spur. Nachdem die Männer eine Stunde gewartet und sich auch bei Anrainern erkundigt hatten, wandten sie sich an die Carabinieri und später auch an die Polizei.
Das Geld auf dem Online-Konto war längst weg und unter der Handy-Nummer meldete sich niemand mehr. „Wir führen ein ehrliches, arbeitsames Leben. 1.700 Euro sind für uns viel Geld“, erklärt Danu R. gegenüber der Sonntagszeitung Zett. Dass er nicht das einzige Opfer ist, tröstet ihn wenig.
Laut der Post- und Kommunikationspolizei in Bozen gibt es inzwischen sieben ähnliche Fälle. Die Dunkelziffer wird noch höher eingeschätzt.
Weil die Interessenten vorsichtiger geworden sind, ködern Betrüger weniger mit Angeboten aus dem Ausland, sondern geben Standorte an, die mehr Nähe vermitteln. Genutzt werden völlig legale Plattformen im Internet. Hat das Opfer erst einmal angebissen, ist der Rest für die Täter „Alltagsgeschäft“.
Deshalb gilt vor allem bei Geschäften im Internet: Die Ware sollte man immer erst dann bezahlen, nachdem sie begutachtet wurde.