Das Opfer wollte angeblich flüchten

Mordfall von Vierschach: Indizien deuten auf Motiv hin

Mittwoch, 19. Januar 2022 | 09:59 Uhr

Von: luk

Bozen/Vierschach – Im Jänner vor zwei Jahren ist Fatima Zeeshan (28) im Haus in Vierschach im Pustertal von ihrem Mann, Mustafa Zeeshan (38), ermordet worden. Vor dem Schwurgericht im Bozner Gerichtsgebäude sind gestern mögliche Hinweise auf das Tatmotiv erörtert worden. Laut den Schilderungen der Spurensicherer der Carabinieri, fanden sich in der Wohnung eine gepackte Tasche sowie eine Geldbörse mit 800 Euro. Auch ein neues Handy war in der Tasche. Das könnte darauf hindeuten, dass die hochschwangere Frau ihren Ehemann verlassen wollte.

Wie die Tageszeitung Alto Adige berichtet, soll der Mann, der im Pustertal in der Gastronomie Arbeit gefunden hatte, die Wohnung für die Frau zum Gefängnis gemacht haben. Laut dem Erkenntnisstand wollte Zeeshan nicht, dass seine Frau die Sprache lernt, aus dem Haus geht und andere Kontakte hat. Er wollte über ihr Leben bestimmen. Wie der Bruder des Opfers berichtet, war seine Schwester unglücklich. Sie sei in der Wohnung eingeschlossen worden, als ihr Mann zur Arbeit ging. Dieser habe sie auch geschlagen.

Offenbar wollte die 28-Jährige diesen Umständen entfliehen und traf dahingehend Vorbereitungen. Doch noch bevor sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, dürfte der Ehemann dies bemerkt haben – so zumindest die Annahme der Anklage. Laut der Spurensicherung der Carabinieri scheint der erste Angriff auf die Frau an der Tür des Schlafzimmers erfolgt zu sein. Dort wurden Blutspritzer und ein Büschel Haare entdeckt. Sollte sich dieser angenommene Tathergang im Verfahren erhärten, könnte die These der Verteidigung einbrechen. Der von zwei Anwältinnen vertretene Mustafa Zeeshan behauptet, die Tat im Schlaf begangen zu haben – unbewusst.

Das Verfahren wird am 4. Februar fortgesetzt.

 

Bezirk: Bozen, Pustertal