Von: luk
Bozen – Als “schwierige und nicht tragbare Situationen” hat Gesundheitslandesrat Thomas Widmann am Gründonnerstag die Zustände in anderen Regionen Italiens bezeichnet und darauf verwiesen, dass dort Schutzausrüstung mit Plastiksäcken und Klebeband gebastelt wird. In Südtirol habe man mit dem Masken-Ankauf aus China für mehrere Millionen Euro nun Schutzmaterial für die Pfleger und Ärzte, die auf den Covid-Stationen arbeiten.
Damit verteidigte er, dass bürokratische Standards in dieser speziellen Situation nicht so genau genommen wurden und es bei der Passform der Schutzmasken Probleme gibt. Man habe in einem Rundschreiben die Mitarbeiter zum Gebrauch der Masken aufgeklärt. Bekanntlich hatten Prüfinstitute in Deutschland und Österreich die Masken als mangelhaft bezeichnet. Tatsächlich kann es als beachtlich gewertet werden, bei der weltweit starken Nachfrage nach medizinischem Schutzmaterial, eine so große Menge ergattert zu haben.
Nun legt die Gewerkschaft der Krankenpfleger “Nursing up” aber ein weiteres Scheit ins Feuer: Dass aus Mangel an Material Self-made-Lösungen für Schutzausrüstung in den Krankenhäusern benötigt werden, sei auch in Südtirol der Fall. “Anstelle der medizinischen Gamaschen binden sich die Mitarbeiter im Meraner Spital und zeitweise auch im Krankenhaus Bozen Müllsäcke an die Füße.”
Damit sei man auf den Covid-Stationen bei der Pflege der Patienten unterwegs, so die Pflegergewerkschaft. Beim Verlassen dieser Bereiche, werden die Müllsäcke wieder ausgezogen. So wird verhindert, dass man an der Fußsohle Viren herumträgt, berichtet die Tageszeitung Alto Adige.
“Nursing up” spricht in Zusammenhang mit den jüngsten Lieferungen, die aus China stammen und über Wien nach Südtirol gebracht wurden von mangelhaftem Material. “Der Sanitätsbetrieb hat verschiedene Posten angekauft und wir wissen nicht, ob die verwendeten Schutzmasken der Norm entsprechen oder nicht. Die Masken liegen nicht gut im Gesicht an, sie rutschen umher und gehen leicht kaputt.” Kritik gibt es auch an den Schutzanzügen. Diese seien nicht wasserundurchlässig.
Wie der Generaldirektor des Sanitätswesens Florian Zerzer am Donnerstag erklärte, habe man keine Wahl auf dem ausverkauften Weltmarkt gehabt. Für den Sanitätsbetrieb seien die Masken in Ordnung. Sie müssten nur richtig aufgesetzt werden.
Untersuchungsausschuss angepeilt
Die Krankenpfleger-Gewerkschaft ist damit aber nicht ganz zufrieden, genauso wenig wie die Oppositionsparteien in Südtirol. Sie sagen beinahe unisono, dass das medizinische Personal sowie die Bewohner der Altenheime durch “fehlerhafte Masken einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt werden.” Ein Untersuchungsausschuss im Landtag wird nun angepeilt und könnte Erfolg haben.