Von: mk
Meran – Ein 28-jähriger Albaner, der erst seit wenigen Monaten in Südtirol gelebt hat, ist auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen. Laut einem Bericht der Tageszeitung Alto Adige verfügte der Mann über keine reguläre Aufenthaltsgenehmigung und wohnte in einer Behelfsunterkunft in der Gegend von Meran.
Bei seiner Suche nach einer längerfristigen Arbeit hatte er keinen Erfolg. Stattdessen hielt er sich mit kleinen Gelegenheitsjobs über Wasser. Trotz allem wollte er nicht in seine Heimat zurückkehren.
Vor rund zehn Tagen hatte er allerdings einen fatalen Fehler begangen, der auch zu Ermittlungen der Staatsanwaltschaft geführt hat: Der Mann hatte sich bei einer Geburtstagsfeier betrunken und im Rausch war ihm nichts Besseres eingefallen, als ein Fahrrad zu stehlen, um damit nach Hause zu fahren.
Noch mitten in der Nacht hat jemand den Diebstahl allerdings bemerkt und die Carabinieri verständigt. Die Ordnungshüter konnten den 28-Jährigen aufspüren. Weil er immer noch betrunken war, wurde er ausfällig und beschimpfte die Carabinieri. Das Ergebnis: eine Festnahme wegen Diebstahls und Widerstands gegen die Staatsgewalt.
Gleich am nächsten Tag wurde ihm im nüchternen Zustand die Schwere seines Fehlers bewusst. Vor Gericht wollte er sich auf einen Vergleich einlassen. Allerdings stellte sich im Rahmen des Verfahrens heraus, dass keine Aufenthaltsgenehmigung vorhanden war. Trotz Bewährung wurde der 28-Jährige deshalb ins Flüchtlingsauffanglager nach Gradisca d’Isonzo in der Provinz Görz gebracht, von wo aus er in seine Heimat abgeschoben werden sollte.
Aufgrund der Corona-Krise erfolgt eine Abschiebung nach Albanien derzeit allerdings nicht unmittelbar, sondern zuvor ist eine Phase der Quarantäne nötig. In der Nacht von Montag auf Dienstag kam es dann zum tragischen Ereignis. Der 28-Jährige war in einer Unterkunft in einem Zweibettzimmer gemeinsam mit einem Landsmann untergebracht, der ebenfalls nach Albanien abgeschoben werden sollte.
Personen, die sich in der Unterkunft aufhalten, sind zwar keine Gefangene. Allerdings dürfen sie die Struktur auch nicht verlassen.
Am Morgengrauen haben die Angestellten sofort bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Während der 28-Jähriger tot aufgefunden wurde, war sein Zimmergenosse bewusstlos.
Die Familienangehörigen des 28-Jährigen wurden sofort informiert. Diese haben sich wiederum an den Bozner Anwalt Nicola Nettis gewandt, um Licht ins Dunkel zu bringen. Nettis hat sofort eine Autopsie beantragt, die von der Staatsanwaltschaft in Görz in Auftrag gegeben wurde. Am Mittwoch soll die Obduktion durchgeführt werden.
In der Zwischenzeit wurden die Ermittlungen aufgenommen. Sämtliche Zeugen berichten, dass Gesundheitszustand des 28-Jährigen gut gewesen sei. Weil auch der Zimmergenosse bewusstlos aufgefunden worden war, wird vermutet, dass es sich um die Auswirkungen einer tödlichen Substanz handeln könnte, die eventuell geschluckt wurde. Wie es dazu gekommen sein könnte, steht noch nicht fest.