Von: luk
Bozen – Ein erneuter Brand im provisorischen “Wohnwagenlager” an der Pfarrhofstraße hat die prekäre Situation der dort lebenden Menschen wieder in den Fokus gerückt. Besonders betroffen ist eine junge Familie mit zwei Kleinkindern – eines davon erst wenige Tage alt. Die Sozialdienste haben sofort reagiert und suchen dringend eine Unterkunft für die Mutter und ihre Kinder.
„Wir sind sofort tätig geworden, als wir von dem Brand erfuhren“, so Liliana Di Fede, Direktorin der Sozialdienste gegenüber der Zeitung Alto Adige. „Die Familie kann nicht in einem Wohnwagen ohne Strom, Wasser und sanitäre Einrichtungen bleiben.“
Wiederholte Brände in illegalem Camp
Der Brand brach an einem regnerischen Sonntag aus – vermutlich durch einen Unfall. Betroffen war eine ältere Wohnwagenunterkunft eines jungen Albaners. Es ist nicht der erste Vorfall: Bereits am 5. Januar wurden vier Wohnmobile und Wohnwagen auf dem Parkplatz durch ein Feuer zerstört. Die ausgebrannten Wracks sind noch immer nicht entfernt worden.
Trotz dieser Zustände leben weiterhin rund zehn Menschen in diesem improvisierten Camp – Männer, Frauen und auch Kinder. Die Stadtverwaltung hat die Stromversorgung gekappt, doch viele haben keine Alternative. Darunter eine 20-jährige Boznerin und ihr 22-jähriger Partner aus Tunesien, die mit ihrer elf Monate alten Tochter und ihrem erst sechs Tage alten Sohn in einem nun beschädigten Wohnwagen ausharren.
„Ich mache mir große Sorgen – besonders um mein Neugeborenes“, sagt die junge Mutter. „Ich hoffe, dass wir bald eine feste Unterkunft finden, vielleicht in einem Mutter-Kind-Heim.“
Baumaßnahmen verzögert sich
Nach den Bränden stellt sich die Frage, warum die Stadt ihre bereits im Dezember angekündigten Maßnahmen zur Verhinderung solcher Camps noch nicht umgesetzt hat. Geplant ist eine Umzäunung der Fläche, eine maximale Parkdauer von 72 Stunden sowie eine ausschließliche Bezahlung per Karte, um langfristige illegale Aufenthalte zu verhindern.
„Wir haben letzte Woche mit der SEAB und städtischen Technikern einen Sicherheitscheck durchgeführt“, erklärt Stadtrat Stefano Fattor. „Die Bauarbeiten sollten bald beginnen, könnten sich aber durch den letzten Brand um ein paar Wochen verzögern.“
Bürgermeister Renzo Caramaschi meint jedoch: „Am 10. April starten die Arbeiten. Wir wollen illegale Camps unbedingt verhindern.“
Doch selbst wenn der Platz geschlossen wird – die Menschen werden sich wohl einfach einen anderen Ort in der Stadt suchen müssen. Viele von ihnen haben Arbeit, verdienen aber nicht genug, um sich eine Wohnung in Bozen leisten zu können. Und für manche gilt: Selbst wenn sie sich ein Zimmer leisten könnten, findet sich oft niemand, der an sie vermietet.
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