Von: mk
Bozen – Ein 60-jähriger Südtiroler, der eine Leidenschaft für die Berge hegt und auch selbst über Erfahrung verfügt, lässt sich als Nebenkläger in Verfahren gegen einen deutschen Bergführer ein. Der 60-Jährige macht ihn für körperlichen und psychologischen Schaden verantwortlich. Der Grund: Am 2. März im vergangenen Jahr war er bei einer gemeinsamen Tour oberhalb von Courmayeur im Aostatal von einer Lawine verschüttet worden. Der 60-Jährige ist dabei dem Tod nur knapp entronnen.
Gemeinsam mit zwei Kollegen hatte der 60-Jährige die Tour in Angriff genommen. Aus Sicherheitsgründen engagierten sie den 50-jährigen Bergführer. Die Lawine hat sich gelöst, als die Gruppe eine verschneite Schlucht überqueren wollte.
In der Zone herrscht seit 1996 ein Verbot des Skifahrens abseits der Piste. Der Bergführer wusste davon jedoch nichts und entschloss sich, das Risiko einzugehen. Nun wird ihm vorgeworfen, den Ernst der Lage deutlich unterschätzt zu haben.
Die Lawine, die sich an einem steilen Hang gelöst, verschüttete sowohl die Gruppe des Südtirolers als auch eine zweite Gruppe, die nicht mit demselben Bergführer unterwegs gewesen war.
Insgesamt kamen drei Menschen ums Leben. Fünf weitere wurden schwer verletzt – darunter auch der Südtiroler. Er hat sich nun entschlossen, sich mit Anwalt Nicola Nettis als Rechtsbeistand in das Verfahren gegen den Bergführer als Nebenkläger einzulassen. Der Südtiroler glaubt, dass der Bergführer maßgeblich für das Geschehen verantwortlich ist.
Erst kürzlich hat in Aosta die Vorverhandlung stattgefunden und die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen den Bergführer wegen fahrlässiger Tötung erhoben.
Der Bergführer wird unter anderem auch vorgeworfen, die erhöhte Warnstufe für Lawinengefahr ignoriert zu haben. Während in den Tagen zuvor viel Schnee gefallen war, sind die Temperaturen im Anschluss darauf angestiegen und lagen über den Mittelwert, wie er in der Saison normalerweise üblich ist. Außerdem wehte ein relativ starker Wind.
Der 60-jährige Südtiroler, der von der Lawine erfasst worden war, lag etwa 30 Minuten lang unter dem Schnee begraben. Glücklicherweise war er in einer Luftblase eingeschlossen, die ihm weiter das Atmen ermöglichte. Nachdem er von den Bergrettern geborgen worden war, wurde er mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen. Er hatte sich mehrere Brüche zugezogen und stand rund zwei Monate lang unter ärztlicher Behandlung.
Doch damit nicht genug: Seit dem Unglück plagt ihn auch seelisches Leid. Der Südtiroler erklärt, dass er einen Schock erlitten habe, der ihn immer noch weiter verfolge. So leide er seitdem unter Schlafstörungen und Albträumen.