Von: mk
Bozen – Die Vergewaltigung einer 15-Jährigen auf den Talferwiesen am Montag hat weit über die Landeshauptstadt hinaus Entrüstung ausgelöst. Über 300 Personen sind Mitte der Woche zu einer Mahnwache gekommen, um ihre Solidarität mit der Schülerin zu bekunden. Unterdessen laufen die Ermittlungen auf Hochtouren weiter. Bekanntlich sollen zwei Männer für die Tat verantwortlich sein.
Organisiert wurde die Mahnwache von mehreren Frauenorganisationen und Gewerkschaften. Auch der Ausländerbeirat der Gemeinde Bozen, Asylwerber und Migranten nahmen daran teil.
Die Präsidentin des Ausländerbeirates, Anuka Hossain, hat die Vergewaltigung scharf verurteilt und sprach dem jugendlichen Opfer ihre Anteilnahme aus. Sie hoffe, dass die Täter schnell gefasst und verurteilt werden. Diese Kriminellen hätten nichts mit den gut integrierten und friedlichen ausländischen Mitbürgern der Stadt gemeinsam, erklärte Anuka Hossain.
Die 15-Jährige, die unter Schock stand und sich im Krankenhaus befindet, wird derzeit auch psychologisch betreut. Wie die Tageszeitung Alto Adige berichtet, hat es Anzeichen einer ersten Erholung gegeben – ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Besserung.
Am Samstag hat eine Gruppe von Bozner Müttern eine weitere Kundgebung veranstaltet. Auch Männer, Senioren und Kinder haben an der schweigenden Sitzblockade teilgenommen.
In der Zwischenzeit hat die Polizei rund 100 Männer mit Migrationshintergrund identifiziert und überprüft, um den mutmaßlichen Tätern auf die Spur zu kommen. Die Beamten nahmen die anagrafischen Daten auf, sie kontrollierten den Aufenthaltsstatus und die Bewegungen in den letzten Tagen. Ermittelt wird in sämtliche Richtungen.
Bekanntlich sollen zwei Passanten – ein Mann und eine Frau – das Opfer gefunden haben – allerdings erst nach der Tat. Darauf wurde die 15-Jährige ins Krankenhaus eingeliefert. Mithilfe eines Psychologen war das Mädchen erst vor Kurzem in der Lage, noch einmal die schrecklichen Augenblicke zu durchlaufen und den Ermittlern Fragen zu beantworten.
Auch die Bilder von Überwachungskameras in der Nähe des Tatorts wurden ausgewertet. Laut Alto Adige konnten dabei allerdings keine entscheidenden Hinweise entdeckt werden – einerseits, weil manche Kameras keine Videos, sondern nur Einzelbilder aufnehmen, und anderseits, weil keine Kamera direkt auf den Tatort gerichtet ist.
Eine weitere zentrale Spur könnten die Fingerabdrücke der beiden Männer vom Fahrrad des Mädchens sein. Sobald diese ausgewertet sind, können sie durch die Datenbank geschickt werden. Zudem werden DNS-Spuren von Körperflüssigkeit in einem Speziallabor in Parma ausgewertet.
Sollte es sich bei den Tätern um Asylwerber handeln, könnte das den Ermittlern in die Hände spielen. Seit Erlass des sogenannten Bossi-Fini-Gesetzes werden von offiziellen Asylwerbern nämlich auch die Fingerabdrücke abgenommen.
Auch im Fall von Personen, die in Italien ohne reguläre Aufenthaltsgenehmigung erwischt werden, kommt es automatisch zu einer Registrierung der Fingerabdrücke.
Im Vergleich zu einer Überprüfung anhand vom DNA-Material würde ein Abgleich der Datenbanken über Fingerabdruck viel schneller zur Identität der mutmaßlichen Täter und somit zu Ergebnissen führen.
Sind die Verdächtigten erst einmal gefasst, könnte das genetische Profil weiteres Beweismaterial liefern.
Bei einem Sicherheitsgipfel im Regierungskommissariat ist am Freitag außerdem beschlossen worden, dass in Bozen noch mehr Überwachungskameras installiert werden. Zudem sollen auch mehr Polizisten zum Einsatz kommen, um für Sicherheit zu sorgen.
Außerdem soll sich ein weiterer Zeuge gemeldet haben. Er hat in der Nähe des Tatortes zwei Männer gesehen, die geflüchtet sind.