Von: luk
Bozen – Ende Dezember sah man in Südtirol noch hoffnungsvoll ins Jahr 2021. Die ersten Impfdosen wurden mit großer Theatralik verabreicht und waren in den Augen vieler quasi der Beginn vom Ende der Pandemie. Spätestens mit den milderen Temperaturen im Frühling und in Kombination mit der Impfung sollte sich die Lage verbessern.
Heute ist von diesem Hoffnungsschimmer nur noch wenig zu spüren. Die Impfstofflieferungen tröpfeln seit Wochen ins Land, sodass für die Beherrschung der Infektionslage nicht ausreichend Menschen geimpft werden konnten. Die Krankenhäuser platzen aus allen Nähten und zudem steht mit dem Vormarsch der Mutanten nun auch in Südtirol ein dickes Fragezeichen hinter der derzeitigen Impfstoffgeneration.
Virologin und Unternehmerin Dr. Helga Rübsamen-Schaeff hat erst letzte Woche in der ZDF-Talkshow “Markus Lanz” erklärt, dass das Katz- und Maus-Spiel mit dem Virus bereits begonnen habe. Schon jetzt werde etwa bei Biontech/Pfizer an einem Update für den Impfstoff gegen das Coronavirus gearbeitet. “Das täten die Firmen nicht, wenn sie nicht wüssten, dass der Impfstoff nicht mehr so effektiv gegen die Flucht-Mutanten wirkt”, so die Virologin.
Als solche “Escape-Mutanten” gelten die südafrikanische oder die brasilianische Variante. Sie können durch Impfung oder durchgemachter Krankheit erworbene Antikörper zum Teil austricksen. Die Folge: Man kann erkranken, wenn man schon einmal infiziert war. Schwere Krankheitsverläufe können die Impfstoffe aber wohl noch verhindern. Genau diese Mutation scheint nun auch in Südtirol aufgetreten zu sein.
Sechs Fälle der Südafrika-Variante im Burggrafenamt
Wie die Tageszeitung Alto Adige am Dienstag berichtet, wurden in Südtirol sechs Fälle der südafrikanischen Mutation bestätigt. Ein Labor in Zams im österreichischen Bundesland Tirol hat die Proben ausgewertet und die Ergebnisse nach Bozen übermittelt. Angeblich sind diese Fälle in einer Gemeinde im Burggrafenamt festgestellt worden. Dort waren auch zuerst Fälle der britischen Variante aufgetreten, die sich vor allem durch eine höhere Ansteckungsquote auszeichnet als das ursprüngliche Virus.
Derzeit kommt die südafrikanische Variante vor allem in Nordtirol vor. Dort gibt es schon Hunderte Fälle. Deshalb ist das Bundesland derzeit abgeschottet – offenbar kam dieser Schritt jedoch zu spät.
Verschärfung der Maßnahmen?
Es scheint also so, als würde das Virus die nächste Stufe auch in Südtirol bereits gezündet haben. Landeshauptmann Arno Kompatscher will heute darüber beraten, wie man auf diese Nachricht reagieren soll. Eine mögliche weitere Verschärfung der Maßnahmen gegen das Coronavirus wird derzeit nicht ausgeschlossen.