Vom Steinschlag bis zur Eislawine

Naturgefahren in den Alpen: Klimawandel erhöht das Risiko

Donnerstag, 31. Oktober 2024 | 09:25 Uhr

Von: mk

Davos/Birmensdorf/Zürich – Der Klimawandel vergrößert vielerorts Naturgefahren in den Bergen und stellt den Alpenraum damit vor besondere Herausforderungen. Einerseits kommt es zu einer Häufung von Risikosituationen, andererseits nimmt die Intensität bestimmter Phänomene zu.

Das geht aus einer Studie hervor, die SLF-Permafrost-Experte Samuel Weber und Glaziologin Mylène Jacquemart von der WSL und ETH Zürich im Rahmen des WSL-Forschungsprogramms CCAMM gemeinsam geleitet haben.

„Unsere Beobachtungen unterstreichen deutlich die Auswirkungen des Klimawandels auf Massenbewegungen in den Bergen“, erklärt SLF-Wissenschafter Samuel Weber. Das internationale Team hat mehr als 300 wissenschaftliche Arbeiten aus den vergangenen drei Jahrzehnten ausgewertet.

„Wir haben uns dabei auf die in den Alpen am häufigsten auftretenden Prozesse Steinschlag, Bergsturz, Murgang, Eis- und Schneelawine konzentriert“, erläutert Jacquemart die Vorgehensweise.

Zu den Ergebnissen

·         Steinschlag: Die Aktivität hat in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen, allerdings nur im hochalpinen Bereich. Dort taut der Permafrost und die Gletscher gehen zurück. Das schwächt verbreitet das Gestein und begünstigt dadurch, dass sich Steine und Felsmassen lösen.

·         Bergsturz: Für diese großen Ereignisse liegen vergleichsweise wenige Daten vor. „Auch wenn eine klare Aussage noch nicht möglich ist, deutet vieles darauf hin, dass Bergstürze heute häufiger vorkommen“, sagt Weber.

·         Murgänge: Eindeutig hat die Zahl der Starkniederschläge zugenommen, die Muren auslösen können. „Aber nur die Hälfte der untersuchten Studien deutet auf eine Zunahme der Murgänge hin“, sagt Jacquemart. Allerdings gebe es Anzeichen für mehr Aktivität oberhalb der Baumgrenze und in bislang nicht betroffenen Gebieten. Dort steht aufgrund des Rückgangs der Gletscher und vermehrten Steinschlägen mehr lockeres Material zur Verfügung, welches die Niederschläge in Bewegung setzen können.

·         Lawinen: „In niedrigen Höhenlagen geht die Aktivität zurück, weil dort die Schneemengen abnehmen. In hohen Lagen hat die Lawinenaktivität hingegen leicht zugenommen“, erläutert Weber. Gleichzeitig verändert sich deren Art. Trockene Lawinen treten heutzutage im Mittel weniger oft auf, Nassschneelawinen häufiger.

·         Eislawinen: An vielen Orten verschwinden mit den Gletschern auch die Eislawinen. Allerdings deuten regionale Beobachtungen darauf hin, dass größere Eislawinen seit der Jahrtausendwende häufiger auftreten. „Wo und wie sich Eislawinen genau verändern, muss noch weiter untersucht werden“, räumt Jacquemart ein.

Unerwartet kommt das alles nicht. Jacquemart und Weber verweisen auf den ersten IPCC Sachstandsbericht aus dem Jahr 1990, der bereits eine Zunahme alpiner Gefahren durch den Klimawandel prognostiziert hatte. Bei weiter zunehmender Erwärmung werden Schnee- und Eislawinen bis Ende des 21. Jahrhunderts seltener, erwarten die Forschenden. Gleichzeitig erwärmt sich der Permafrost auch in hohen Lagen weiter. Daher gehen die Forschenden davon aus, dass Steinschläge, Murgänge und Bergstürze häufiger werden. „Dieser Wandel stellt die Gesellschaft im Alpenraum vor große Herausforderungen“, betonen Jacquemart und Weber.

Kommentare

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3 Kommentare auf "Naturgefahren in den Alpen: Klimawandel erhöht das Risiko"


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Hustinettenbaer
2 h 35 Min

Studie zum Download:

Detektion der Auswirkungen des Klimawandels auf alpine Massenbewegungen in Beobachtungsaufzeichnungen aus den europäischen Alpen – ScienceDirect

http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0012825224002137?via%3Dihub

N. G.
N. G.
Kinig
1 h 29 Min

Niemand, NIEMAND leugnet in Südtirol den Klimawandel ab!

Faktenchecker
14 Min 43 Sek

NG warum schreist Du schon wieder?

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