Von: luk
Bozen – Seit Einführung der neuen Vorschriften des italienischen Straßenverkehrsgesetzes hat die Stadtpolizei von Bozen innerhalb eines Monats 63 Bußgelder gegen E-Scooter-Fahrer verhängt – durchschnittlich mehr als zwei pro Tag. Auch aus anderen Orten Südtirols gibt es diesbezüglich vermehrt ausgestellte Sanktionen.
Die meisten Strafen (56) wurden für das Nichttragen eines Helms ausgestellt, der seit dem 14. Dezember verpflichtend ist. Wer ohne Helm erwischt wird, muss 50 Euro zahlen. Weitere Verstöße betrafen technische Mängel an den Fahrzeugen, wie fehlende Lichter oder Blinker (sechs Bußgelder), und in einem Fall wurde ein Fahrer mit 250 Euro bestraft, weil er während der Fahrt telefonierte.
Die strengeren Vorschriften haben bereits zu einem Rückgang der Nutzung und des Verkaufs von E-Scootern geführt, berichtet die Zeitung Alto Adige. Laut Händlern zeigt sich eine deutliche Abnahme der Nachfrage. „Früher war unser Bestand oft ausverkauft, jetzt bleiben viele Scooter stehen“, erklärt ein Verkäufer. Auf Online-Plattformen werden vermehrt gebrauchte Modelle zu stark reduzierten Preisen angeboten.
Auch die Zahlen der Vermietungen in Großstädten sind rückläufig – um bis zu 30 Prozent allein im letzten Monat. Gründe dafür sind nicht nur die neuen Pflichten, wie das Tragen eines Helms oder die Nachrüstung technischer Komponenten, sondern auch eine allgemeine Unsicherheit über die neuen Regeln.
„Viele Kunden sind verwirrt und verzichten lieber auf den Kauf“, berichtet Mamadou Diallo, Inhaber eines Reparaturgeschäfts in Bozen. „Manche kümmern sich gar nicht um die Vorschriften – wenn ich ihnen erkläre, dass sie Blinker und Bremslichter nachrüsten müssen, winken sie nur ab.“
Sicherheitsprobleme durch manipulierte Fahrzeuge
Diallo beobachtet auch, dass viele E-Scooter und E-Bikes technisch manipuliert sind, um höhere Geschwindigkeiten zu erreichen. „Ich habe Scooter gesehen, die bis zu 60 km/h fahren – das ist gefährlich“, sagt er. Besonders häufig betrifft dies Lieferfahrer, die ihre E-Bikes tunen, um schneller zu liefern.
Die strengeren Kontrollen sollen solche Verstöße reduzieren. Diallo schlägt vor, dass Händler – sowohl online als auch stationär – verpflichtet werden, ausschließlich regelkonforme Modelle zu verkaufen.
Positive Entwicklung
Ein positiver Aspekt der neuen Vorschriften ist der gestiegene Verkauf von Helmen. „Immerhin kaufen jetzt mehr Leute Helme“, schließt Diallo.
Die neuen Vorschriften zielen darauf ab, die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen. Angesichts von über 3.300 Unfällen mit E-Scootern in Italien im Jahr 2023, so Daten des Statistikamtes Istat, sind die Maßnahmen ein wichtiger Schritt – auch wenn sie bei Verbrauchern und Händlern auf Kritik stoßen.
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