Gustav Thöni sieht Skisaison in Gefahr – VIDEO

“Noch ein Jahr ohne Ski wäre ein Desaster”

Freitag, 19. November 2021 | 08:04 Uhr

Von: ka

Trafoi – Der bekannte ehemalige Skirennläufer und Hotelier Gustav Thöni ist tief besorgt. „Ein weiteres Jahr ohne Skifahren wäre eine Katastrophe. Ohne das Weihnachtsgeschäft würden wir ein Drittel unserer Einnahmen verlieren“, so Gustav Thöni gegenüber dem italienischen Onlinemedium HuffPost.

Der ehemalige Skirennfahrer fürchtet, dass das anschwellende Infektionsgeschehen auch in Südtirol die gerade erst begonnene Wintersaison im Keim ersticken und die Betreiber der Liftanlagen dazu zwingen könnte, vor den wichtigen Weihnachtstagen alles zuzusperren. Gustav Thöni weist aber auch darauf hin, dass es sich beim Skifahren um einen individuellen Freiluftsport handelt. „Auf der Piste ist das Ansteckungsrisiko gering“, meint Thöni.

„Eine erneute Schließung wäre eine echte Katastrophe. Ein weiterer verlorener Winter, ein weiteres Jahr des Leids für die Liftbetreiber, für die Hoteliers und für alle Länder und Regionen, die vom Wintertourismus leben“, so Gustav Thöni. Der bekannte ehemalige Skirennfahrer, der während seiner sportlichen Laufbahn fast alles gewann, was es zu gewinnen gab, gibt heute jenen sorgengeplagten Touristikern eine Stimme, die nichts mehr fürchten als einen weiteren Covid-19-Winter im Lockdown. Gerade unter jenen, die vom Wintertourismus leben, ist die Furcht groß, dass das italienische Impfschlusslicht Südtirol den verzweifelten Wettlauf gegen das Virus verliert und geradeaus zuerst von „gelb“ zu „orange“ rutscht und zuletzt zur „roten Zone“ wird. Letzterer Fall bedeutet wohl das Ende der Saison.

APA/APA/THEMENBILD/BARBARA GINDL

Thöni, der in Trafoi ein Hotel betreibt, weist darauf hin, dass es sich beim Skifahren um einen individuellen Freiluftsport handelt. „Viele Menschen sind inzwischen geimpft. Da man sich im Freien aufhält und keinen direkten Kontakt hat, besteht auf dem Lift keine Ansteckungsgefahr. Das Problem tritt nur während der Seilbahnfahrt auf. Es handelt sich nur um wenige Minuten, während denen sich die Skifahrer in der Kabine aufhalten. Diese Risiken gleichen jenen, die auch in geschlossenen Räumen oder beim Fußballspielen auftreten können. Die Seilbahnbetreiber haben alles unternommen, um auf eine sichere Wiedereröffnung vorbereitet zu sein“, meint Gustav Thöni.

Gustav Thöni/HOTEL BELLA VISTA

Große Sorgen bereitet den heimischen Touristikern insbesondere die dramatische Coronalage in Österreich und Deutschland. Angesichts der Reisewarnung, die Deutschland gegenüber Österreich verhängte – Deutsche werden vor Reisen nach Österreich gewarnt und aus Österreich zurückkehrende Urlauber müssen für zehn Tage in die Quarantäne – könnte Südtirols Tourismuswirtschaft einerseits von der Stornowelle, die die Hotels des Alpenstaates erfasst, profitieren. Andererseits ist der rasante Anstieg der Neuinfektionen in Deutschland dabei, jede Zukunftsplanung ad absurdum zu führen.

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Auch in Südtirol ist die Lage alles andere als rosig. Für Italien ist Südtirol zwar immer noch „weiß“ und nicht bereits „gelb“, aber für Europa ist Südtirol schon dunkelrot. Nach einer am Donnerstag erfolgten Neueinstufung scheint das Land auf der Karte der europäischen Kontrollbehörde ECDC als einzige italienische Region oder Autonome Provinz als dunkelrotes Gebiet mit einer hohen Inzidenz auf. Italien hingegen leuchtet auf der Karte überwiegend noch gelb, was einmal mehr auf den Zusammenhang zwischen hoher Impfquote und niedrigem Infektionsgeschehen hinweist.

ECDC/European Centre for Disease Prevention and Control

Mit Blick auf die kommenden Festtage sind unter Südtirols Wintertouristikern die Sorgen groß. „Dies ist zweifelsohne die geschäftigste Zeit der Saison. Wenn wir über Weihnachten und Neujahr geschlossen bleiben, könnte ein Drittel der Einnahmen der gesamten Wintersaison verloren gehen“, zeigt sich Gustav Thöni zutiefst besorgt.

idm

Der ehemalige Spitzensportler hofft, dass die Politik sich ihrer Verantwortung bewusst ist und alles in Bewegung setzt, um die Wintersaison zu retten. „Wenn wir nicht in der Lage wären, die Liftanlagen in Betrieb zu halten und zu arbeiten, und wenn die Leute auch in dieser Skisaison nicht bei uns Urlaub machen oder Ski fahren könnten, würde die Tourismuswirtschaft einen unvermeidlichen Rückschlag erleiden“, so die deutlichen Worte von Gustav Thöni gegenüber HuffPost.

Der Appell von Gustav Thöni bleibt nicht ungehört. Landeshauptmann Arno Kompatscher begrüßt die Genehmigung der neu überarbeiteten Leitlinien für wirtschaftliche Tätigkeiten während der Pandemie durch die Regionenkonferenz, die auch Regeln für die Aufstiegsanlagen umfassen. Diese sehen Sicherheitsmaßnahmen vor, die von den Betreibern der Aufstiegsanlagen eingehalten werden müssen, darunter auch die Green-Pass-Kontrolle und die Förderkapazitäten der Aufstiegsanlagen. „Das ist ein wichtiger Schritt. Auf diese Weise werden alle Beteiligten in die Lage versetzt, ihre Tätigkeiten für die bevorstehende Wintersaison planen zu können“, unterstreicht der Landeshauptmann. “Wie wichtig die Wintersaison für Südtirols Wirtschaft ist, unterstreicht auch Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider. „Unser Ziel ist es, für die Durchführung einer sicheren Wintersaison zu sorgen und allen Akteuren Planbarkeit zu geben“, so Alfreider.

APA/APA/Christoph Oberschneider/Christoph Oberschneider

Auch wenn Südtirol für Europa seit Donnerstag dunkelrot ist, so haben es die Südtiroler doch noch in der eigenen Hand, nicht nur die Wintersaison, sondern auch das „normale Leben“ jedes Einzelnen zu retten. Dazu bedarf es aber nicht nur den entsprechenden Weichenstellungen der Politik – Einschränkungen für alle, Lockdown für Ungeimpfte und dritte verpflichtende Impfung kombiniert mit verschärften Bestimmungen zum Erhalt des Grünen Passes liegen auf dem Schreibtisch – sondern auch des Bewusstseins jedes Einzelnen, dass nur ein gemeinsamer Schulterschluss und eine erhöhte Impfbereitschaft uns aus dieser Pandemie führen können.

Bezirk: Bozen