Von: mk
Bozen – Nachdem die Regierung Meloni einen harten Kurs gegen illegale Rave-Konzerte einschlagen hat, gehen im römischen Parlament die Wogen hoch. Doch auch in der Bevölkerung scheiden sich die Geister: Während die einen ein striktes Vorgehen gegen illegale Raves befürworten, plädieren andere für mehr Toleranz für die Jugend. Solche Partys werden in vielen Ortschaften in Norditalien immer wieder mal organisiert und sind auch bei Südtiroler Jugendlichen sehr beliebt. Wo ein Rave stattfindet, erfahren Interessierte in einschlägigen Kanälen auf Telegram. Weniger häufig werden solche Events in Südtirol veranstaltet.
In den meisten Fällen kommt es auch nicht zu solchen Massenansammlungen mit mehreren 1.000 Teilnehmern, wie dies etwa in Modena der Fall war, sondern es handelt sich eher um kleine Ereignisse, wo ein paar Dutzend Personen auftauchen.
Die Ordnungshüter richten in erster Linie ihr Augenmerk auf die Sicherheitsnormen, die oft außer Acht gelassen werden, auf die unterschiedlichen Genehmigungen, die nötig sind, und auf steuerliche Aspekte, die ebenfalls häufig unterschätzt werden.
Um an einer solchen Veranstaltung teilnehmen zu können, müssen Tickets gekauft werden und es wird Alkohol ausgeschenkt. Auch für Musikrechte wird oft nicht bezahlt. Die Organisatoren verdienen also an illegalen Partys, ohne selbst ihre Schuld beim Fiskus zu begleichen, schreibt die italienische Tageszeitung Alto Adige.
Nicht zu vernachlässigen ist auch die Tatsache, dass Raves in der Regel auf Grundstücken stattfinden, die den Organisatoren nicht gehören. Oft wissen die rechtmäßigen Eigentümer nichts von den Veranstaltungen.
Ein weiterer schwerwiegender Aspekt ist der Missbrauch synthetischer Drogen. Diese werden in einigen Fällen direkt bei den Treffen verkauft, in anderen Fällen erfolgt der Erwerb online und die Jugendlichen konsumieren die Substanzen bereits vorher. Immer wieder müssen Rettungswagen wegen einer Überdosis oder aufgrund von Alkoholexzessen bei einem Rave ausrücken.
In Südtirol haben die Carabinieri von Bozen und St. Ulrich im September 2021 in Welschnofen im Naturpark Schlern-Rosengarten eine Rave-Party auf einem privaten Grundstück unterbrochen. Rund 150 Jugendliche aus ganz Südtirol waren eingetroffen. Die Einladungen waren auf Telegram verschickt worden. Die Carabinieri haben damals die drei Organisatoren angezeigt – unter anderem wegen Ruhestörung im Naturpark. Die Organisatoren hatten den Teilnehmern präzise Anweisungen gegeben, die Nachricht vom Event nicht zu verbreiten und sich nicht von den Ordnungskräften erwischen zu lassen.
Auf dem Gelände waren eine Bühne mit großer Beschallungsanlage sowie verschiedene Stände für den Verkauf von Alkohol und Spirituosen aufgebaut worden. Der Eintritt war kostenpflichtig. Einer der Teilnehmer, der offensichtlich betrunken war, hatte einen Beamten geschubst, um sich der Kontrolle zu entziehen. Er wurde wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt angezeigt und erhielt eine Geldstrafe wegen Trunkenheit.
Ein weiterer junger Mann, bei dem Marihuana gefunden worden ist, wurde dem Regierungskommissariat gemeldet. 38 Personen wurden hingegen wegen Missachtung der Corona-Maßnahmen sanktioniert.
Ein Jahr später – am 10. September 2022 – nahmen rund 30 Personen an einer Party in Hochabtei im Grenzgebiet zur Provinz Belluno teil. Offiziell handelte es sich um ein Grillfest unter Freunden auf öffentlichem Grund, für das auch eine Ermächtigung beim Bürgermeister eingeholt worden war. Bei einer ersten Kontrolle vonseiten der Carabinieri schien auch alles in bester Ordnung. Als die Ordnungshüter weg waren, kam jedoch eine Soundanlage zu Vorschein, die ohne die erforderliche Genehmigung lautstark Musik abspielte. Deshalb kehrten die Carabinieri zur Feier zurück: Elf Personen wurden angezeigt – darunter auch ein Minderjähriger.