Lage in Langtaufers entspannt sich langsam

Die Lawinengefahr bleibt hoch

Mittwoch, 24. Januar 2018 | 10:25 Uhr

Von: mk

Langtaufers – Im oberen Vinschgau entspannt sich die Lawinensituation jetzt langsam, trotzdem herrscht laut dem Lawinenwarndienst des Landes am heutigen Mittwoch immer noch Lawinengefahr der Stufe vier auf der fünfteiligen Skala – und zwar in der gesamten nördlichen Landeshälfte von Reschen bis ins Ahrntal.

Am heutigen Mittwoch wird es sehr sonnig und vor allem im Mittelgebirge sehr mild. Weil die Nullgradgrenze auf über 2.000 Meter ansteigt, bleibt das Risiko, dass sich spontane Lawinen lösen.

In den kommenden Tagen wird es dann wieder kühler und es wird auch wieder mit Schneefall gerechnet.

Vor allem Wintersportlern wird deshalb geraten, vorsichtig zu sein und die gesicherten Pisten nicht zu verlassen. Auch von Skitouren rät der Lawinenwarndienst ab.

In Graun bleibt auch am heutigen Mittwoch das Lagezentrum der Berufsfeuerwehr in Bozen und die Zivilschutz-Gemeindeleitstelle in der Feuerwehrhalle Graun aktiv. Insgesamt wurden am gestrigen Dienstag 166 Personen mittels Hubschrauber aus Langtaufers evakuiert. Danach herrschte große Erleichterung.

Wegen der vielen Schneefälle seit Sonntag hatten sich mehrere Lawinen gelöst.

WAS BISHER BERICHTET WURDE

Landeshauptmann Arno Kompatscher war am Dienstag mit Regierungskommissär Cusumano und Zivilschutzchef Pollinger zu einem Lokalaugenschein in Langtaufers.

lpa/GNews

Nach der Pressekonferenz, bei der er über die aktuelle Situation in Langtaufers berichtete, ist Landeshauptmann Arno Kompatscher heute kurz vor 13.30 Uhr mit Regierungskommissär Vito Cusumano vom Sitz der Agentur für Bevölkerungsschutz in Bozen zu einem Erkundungsflug ins Obere Vinschgau gestartet, um sich einen Überblick über die aktuelle Lage zu verschaffen.

“Die Lage im Langtauferer Tal bleibt zwar weiterhin angespannt, ist aber dank der Einsatzkräfte unter Kontrolle”, berichtet Rudolf Pollinger, Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz, der seit Montagfrüh vor Ort war. Insgesamt wurden 166 Personen mittels Hubschrauber evakuiert. Danach herrschte große Erleichterung.

lpa/Berufsfeuerwehr

“Glücklicherweise”, ergänzt Landeshauptmann Kompatscher, “waren keine Toten und Verletzten zu verzeichnen; aber in Langtaufers sind ein Wohnhaus und die Erlebnisschule in Mitleidenschaft gezogen worden, und wir mussten einige Wohnhäuser und Beherbergungsbetriebe evakuieren lassen”. Alle Einsatzkräfte, unterstreicht er, arbeiteten unter Hochdruck, um die Situation möglichst bald wieder in den Normalzustand zurückzuversetzen. Zu hoffen sei, dass dabei auch das Wetter mitspielt und keine neuen Schneefälle erfolgen.

Probleme bereiteten hauptsächlich die zwei Lawinenstriche oberhalb der Örtlichkeiten Pizin und Kappl im Langtauferer Tal. Die Lawine oberhalb Pizin konnte mittlerweile gesprengt und damit die Gefahr durch einen Lawinenabgang eingedämmt werden. Derzeit bewertet die Lawinenkommission, ob auch die Lawine oberhalb von Kappl gesprengt werden soll.

200 Einsatzkräfte

Vor Ort sind 200 Einsatzkräfte, darunter 54 von den Freiwilligen Feuerwehren St. Valentin auf der Haide, Langtaufers, Bezirk Obervinschgau; 24 Personen vom Weißen Kreuz , darunter auch Notfallseeleorger, 18 vom Betreuungszug des Weißen Kreuzes; drei von der Agentur für Bevökerumngsschutz; 20 Personen vom CNSAS – Corpo Nazionale Soccorso Alpino e Speleologico – Langtaufers und Reschen; 12 Personen der Lawinenkommission; zehn Personen vom Landesstraßendienst plus private Unternehmen; 35 Carabinieri; 5 Personen der Besatzung der Rettungshubschrauber Pelikan 1 und 2; fünf Gemeindevertreter.

lpa/Berufsfeuerwehr
lpa/wk

Straßen wieder geöffnet, Stromversorgung wieder hergestellt

Eine Stunde nach der Staatsstraße auf den Reschen wurde um 13.00 Uhr auch die Landesstraße ins Schnalstal geöffnet.

Der Straßendienst hat mit der Schneeräumung zwischen St. Valentin auf der Heide und Grube begonnen. Aus Sicherheitsgründen kann die Straße nach Grube für den Normalverkehr noch nicht freigegeben werden.

Weiterhin von der Außenwelt abgeschnitten bleibt – voraussichtlich für mehrere Tage – der Abschnitt Grube bis Talschluss. Bei Bedarf werden die Bewohner bis zur Öffnung der Straße mit dem Nötigsten versorgt. Die Stromversorgung konnte mittlerweile wiederhergestellt werden.

In Langtaufers ist es beim Wieshof heute unter anderem auch zu dieser Situation gekommen.

 

Weitere Infos zur Lawinengefahr und zum Verkehrsbericht auf den laufend aktualisierten Websites.

BISHER: Lawinengefahr – 80 Gäste aus Südtiroler Hotel evakuiert

Die Lawinengefahr der Stufe 5 im oberen Vinschgau besteht weiterhin. Seit gestern Abend ist das Lagezentrum der Berufsfeuerwehr Bozen aktiv. Seit heute Morgen ist auch Regierungskommissär Vito Cusumano im Lagezentrum, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen.

https://www.facebook.com/langtaufers/posts/1615944298467293

Rudolf Pollinger, Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz ist mit Technikern der Agentur und vier Vertretern der Berufsfeuerwehr vor Ort, um der Zivilschutz-Gemeindeleitstelle in der Feuerwehrhalle Graun beratend zur Seite zu stehen.

In Langtaufers ist in den Nachtstunden eine Lawine auf ein Nebengebäude der Erlebnisschule Langtaufers niedergegangen. Diese ist derzeit unbesetzt. Zudem wurde das obere Stockwerk eines Wohnhauses von einer weiteren Lawine getroffen. Die Personen haben sich im Erdgeschoss aufgehalten und sind unverletzt.

bfbz

Der Bürgermeister der Gemeinde Graun Heinrich Noggler hat verordnet, dass das Hotel Langtaufererhof, das derzeit 80 Gäste inklusive Personal beherbergt, evakuiert werden soll. Ebenso evakuiert wird eine Pension mit 20 Gästen in der Nähe des Hotels. Das Ausfliegen der Personen hat am Vormittag begonnen. Als Auffangzentrum steht das Vereinshaus von St. Valentin auf der Haide bereit. Es können bis zu 200 Personen untergebracht werden. Der Betreuungsdienst des Zivilschutzes wird die Evakuierten versorgen.

https://www.facebook.com/Landesrettungsverein/posts/2038317139529099

Zwei Transporthubschrauber des Heeres und ein Hubschrauber der Carabinieri sind im Einsatz. Pro Hubschrauber können sieben Personen transportiert werden. Ein Hubschrauber der Finanzwache transportiert Einsatzpersonal und Gerätschaften. Die Rettungshubschrauber Pelikan 1 und Pelikan 2 sind vor Ort und in Bereitschaft für medizinische Notfälle.

Gegen 9.00 Uhr wurde heute mit der Öffnung der Landesstraße Schnals begonnen, der Abschnitt zwischen Vernagt und Kurzras wurde aufgefräst, berichtet der geschäftsführende Direktor der Landesabteilung Straßendienst Philipp Sicher. Nach einem Erkundungsflug mit einem Hubschrauber um dieselbe Zeit wurde beschlossen, auch mit der Öffnung der Staatsstraße 40 auf den Reschen zu beginnen. Die Straße wurde um 11.55 Uhr für den Verkehr freigegeben. Beim Erkundungsflug wurde die Lage von oben begutachtet und überprüft, wie groß die Lawinengefahr ist und wie viele Lawinen bereits abgegangen sind. Einige Lawinen waren durch Sprengung ausgelöst worden.

Im Nordwesten des Landes ist die Lawinengefahr in der Nacht auf heute auf die höchste Stufe 5 angestiegen. Laut Lawinenlagebericht sind zahlreiche große Lawinen aus Windschattenhängen zu erwarten. Wegen der großen Schneemengen können viele Lawinen als Staublawinen abgehen und den Talboden erreichen. Im Tagesverlauf geht die spontane Lawinenaktivität zurück, damit sinkt auch die Lawinengefahr. Am östlichen Alpenhauptkamm herrscht große Lawinengefahr der Stufe 4. Auch hier liegt sehr viel Neuschnee, spontane Lawinen können oft auch eine Gefahr für den Talboden darstellen. In den übrigen Landesteilen ist die Lawinengefahr meist auf Stufe 3 (erheblich).

Weitere Infos zur Lawinengefahr und zum Verkehrsbericht auf den laufend aktualisierten Websites.

Bezirk: Vinschgau