Von: mk
Bozen – Auf der einen Seite geben Ärzte, Krankenpfleger und Mitarbeiter des Sanitätsbetriebes ihr Bestes und stehen den Patienten inmitten der Corona-Krise zur Seite. Auf der anderen Seite gewinnt man den Eindruck, dass es durchaus organisatorische Mängel gibt. Wie die Tageszeitung Alto Adige berichtet, hat eine junge Mutter aus Bozen gemeinsam mit ihrem Freund und ihrem Sohn im Alter von zwei Jahren eine wahre Odyssee erlebt.
Alles hat am 10. März angefangen. Die Frau verspürte Kopfschmerzen und hatte leichtes Fieber. In der Öffentlichkeit war die Sorge vor dem Coronavirus noch nicht allzu groß. Trotzdem kontaktierte sie vorsichtshalber telefonisch den Hausarzt, der sie beruhigte. „Das Fieber ist dann auch bald wieder verflogen, zwei Tage später allerdings habe ich meinen Geruchsinn völlig verloren. Erst später wurde bekannt, dass dies ein Symptom von Covid-19 ist. Mein Arzt hat mir Cortison verschrieben, das allerdings gar keine Wirkung zeigte“, erzählt die Boznerin.
Während sich ihr Gesundheitszustand nach wenigen Tagen trotzdem gebessert hat, begann ihr Lebensgefährte an denselben Symptomen zu leiden. Allerdings erreichte bei ihm das Fieber deutlich höhere Temperaturen, und zwar 39 Grad. Unglücklicherweise ist der Mann zusätzlich herzkrank.
Weil er nicht hustet, versucht es der Hausarzt zunächst mit klassischen Therapien. Nach fiebersenkenden Mitteln werden dem Mann Antibiotika verschrieben. Beides zeigt keinerlei Wirkung. Stattdessen verschlimmerte sich sein Zustand zusehends. Nach neun Tagen voller Zittern und Bangen wählt die Frau auf Anraten ihres Hausarztes die Notrufnummer 112. Das Telefonat scheint ewig zu dauern. Schließlich wird ihr mitgeteilt, dass sämtliche Rettungswagen derzeit nur in Notfällen ausrücken.
„Da sind wir alle drei ins Auto gestiegen und zum Prä-Triage-Zelt vor dem Krankenhaus gefahren. Vor dem Zelt ließen wir meinen Freund aussteigen. Ich und mein Sohn sind wieder ins heimgefahren, fast ohne ihn zu grüßen. Es war schrecklich“, berichtet die Frau.
Im Krankenhaus folgte dann die niederschmetternde Diagnose. Ihr Freund war nicht nur mit dem Coronavirus infiziert, sondern litt auch an einer Lungenentzündung im Anfangsstadium. Er musste sofort intubiert werden und kämpfte mehrere Tage um sein Leben – bis sich sein Zustand schließlich gebessert hat.
Obwohl die Symptome abgeklungen sind, blieb der Mann allerdings weiterhin infiziert. Am 31. März darf er das Spital verlassen, doch ihm bleiben zwei Möglichkeiten: Entweder er kehrt nach Hause und stellt sich unter verschärfte Quarantäne, wobei er sich auch von seiner Familie gänzlich isoliert – was als Vater eines Zweijährigen allerdings schwierig ist –, oder er geht nach in die ehemalige Kaserne nach Gossensaß.
Doch was ist in der Zwischenzeit mit seiner Frau passiert? Am 20. März lag der Befund vor, dass ihr Partner sich mit dem Coronavirus angesteckt hat. Ihr Hausarzt hat sie kontaktiert und teilte ihr den Quarantäne-Vermerk mit, der bis 15. April aufrecht blieb. „Das war alles. Ich hätte überall hingehen können – und mich erschreckt der Gedanke, wie viele Personen in einer ähnlichen Situation wie meiner das wohl auch getan haben“, erklärt ihr Frau.
Später hat dann auch ihr Sohn verdächtige Symptome entwickelt. Erst dann kamen beide auf die Warteliste für den Test. Nach einigen Tagen wird ihr Sohn getestet, allerdings die junge Frau nicht. Ein paar Tage später wird ihr das Ergebnis mitgeteilt. Der Test war negativ. Allerdings muss sie den Sanitätern erklären, dass es sich lediglich um den ersten Abstrich gehandelt hat. „Wie, war das nicht der zweite?“, fragten sie die junge Mutter, die es kaum glauben konnte.
Als es wieder um die Quarantäne ging, wurden der Frau mehrmals unterschiedliche Termine mitgeteilt – mit Höhepunkt am 12. April. In einer E-Mail des Sanitätsbetriebs wurde ihr erklärt, dass ihre Quarantäne am 5. April ablaufe. Am 19. April wurde ihrem Sohn allerdings ein zweiter Abstrich entnommen und bei dieser Gelegenheit wurde auch sie getestet.
In der Zwischenzeit ist ihr Lebensgefährte gesund nach Hause zurückgekehrt. Doch die Freude währt nicht lang. Sowohl der Test der Mutter als auch der zweite des Sohnes sind mit ungewissem Ergebnis ausgefallen. Beide werden in diesem Fall aus Sicherheitsgründen als positiv eingestuft. Aus diesen Gründen wurde die Quarantäne bis 3. Mai verlängert.