Von: luk
Bozen – Gestern noch hatte das öffentliche Gesundheitssystem in Südtirol im CREA-Bericht gut abgeschnitten. Doch als einfacher Patient hat man manchmal eher ein gegenteiliges Gefühl.
Diese Erfahrung musste kürzlich auch eine 91-jährige Frau machen, die wegen ansteigenden Fiebers in die Notfallaufnahme des Bozner Krankenhauses gebracht wurde.
Es war am Montagabend, als sich ihr Zustand verschlechterte. Schließlich beschlossen ihre Kinder, das Rote Kreuz zu alarmieren. Gegen 23.00 Uhr wurde die Seniorin in die Erste Hilfe eingeliefert. Wie die Zeitung Alto Adige berichtet, konnte sie erst um kurz vor 8.00 Uhr morgens wieder nach Hause zurückkehren.
Für die betagte Frau war es eine Tortur. Klarerweise war sie kein dringlicher Fall. Sie hatte zunächst einen “Grünen Kodex”. Später wurde sie auf “Gelb” hochgestuft, da Blutuntersuchungen eine Infektion nahelegten. Wie ihr Sohn allerdings berichtet, tat sich auch dann nicht viel. Auch bei den anderen 60 Patienten, die zu dieser Zeit in der Notfallaufnahme waren, sei subjektiv nichts weitergegangen. Ihn beschlich sogar kurzzeitig das Gefühl, dass kein Arzt hinter den Türen des Wartesaals Dienst versah.
Das Pflegepersonal konnte diese Sorge aber zerstreuen, wie er erklärt. Generell ist er voll des Lobes für die Freundlichkeit und Professionalität des Personals. Doch seiner Ansicht nach fehle es an der Organisation. Dies wirke sich negativ auf die Patienten und jene Menschen aus, die in der Notfallaufnahme arbeiten.
Der 91-jährigen Frau hing die Nacht in der ständigen Warteschlange spürbar nach. Mehrfach schlief sie ein und wachte wieder auf. Die lange Zeit in der neuen Umgebung und das auch noch zu ungewöhnlicher Stunde sorgte bei ihr für Stress und Unbehagen von dem sie sich nur langsam erholt.
Ihr Sohn ist jedenfalls enttäuscht von der Leistung. Er findet, sie sei eines Landes wie Südtirol unwürdig. Außerdem fragt er sich, ob Landeshauptmann Arno Kompatscher, der derzeit für die Sanität zuständig ist oder vor ihm Thomas Widmann je eine ganze Nacht auf einem Stuhl im Wartesaal der Notfallaufnahme ausharren mussten.