Wert liegt erstmals unter 70 Millionen Tonnen

Österreichs Emissionen sanken 2023 um 6,5 Prozent

Montag, 20. Januar 2025 | 11:02 Uhr

Von: apa

Die Treibhausgas-Emissionen in Österreich sind 2023 gegenüber 2022 um 6,5 Prozent gesunken. Das geht aus der aktuellen Treibhausgas-Inventur des Umweltbundesamts (UBA) hervor. Insgesamt lag der Wert der Emissionen 2023 bei rund 68,6 Millionen Tonnen und damit erstmals unter 70 Millionen Tonnen. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) forderte von der neuen Regierung, diesen “guten Weg” nicht zu verlassen.

In der “Nowcast”-Prognose vom vergangenen August lag der Rückgang mit 6,4 Prozent nur knapp unter dem neuen Wert. Dieser resultiert unter anderem aus konjunkturellen Einflüssen – das Bruttoinlandsprodukt BIP sank 2023 gegenüber 2022 um ein Prozent, den anhaltend hohen Preisen für fossile Energie und aus der milden Witterung im Jahr 2023 (3,1 Prozent weniger Heizgradtage als im Jahr 2022). Der Großteil des Emissionsrückgangs sei laut UBA jedoch auf Klimaschutzmaßnahmen und den verstärkten Einsatz von erneuerbarer Energie zurückzuführen, wie auch eine entsprechende Analyse des Wegener Centers aufzeigt.

Emissionsrückgänge im Non-ETS-Bereich in fünf von sechs Sektoren

“Nach Jahrzehnte langem Stillstand haben wir Österreich auf Kurs gebracht zur Klimaneutralität bis 2040. Diesen guten Weg darf die nächste Regierung nicht verlassen, sonst zahlen unsere Kinder einen hohen Preis für die Klimazerstörung”, sagte Gewessler zu den Zahlen. Klimaschutz sei nicht nur ein Muss, um Strafzahlungen zu vermeiden, sondern auch ein Wirtschaftsmotor, ergänzte Günther Lichtblau, Klimaexperte im Umweltbundesamt.

Einen Emissionsrückgang gab es jedenfalls in fünf von sechs Sektoren außerhalb des Emissionshandels, nur im Sektor Abfallwirtschaft wurde 2023 entgegen dem langjährigen Trend aufgrund höherer Emissionen aus der Verbrennung ein geringfügiger Anstieg von plus einem Prozent gegenüber 2022 registriert. Durch den geringeren Erdgasverbrauch im Sektor Energie und Industrie (ohne Emissionshandelsbereich) sanken die THG-Emissionen 2023 hier um zehn Prozent.

Insgesamt ergibt sich für die Emissionen außerhalb des europäischen Emissionshandels (Non-ETS-Bereich) eine Reduktion um 5,5 Prozent bzw. rund 2,6 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent gegenüber dem Vorjahr. Der Zielwert für diesen Bereich – 45,2 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent für das Jahr 2023 – wurde damit um ca. eine Mio. Tonnen unterschritten.

ETS-Bereich sank um 8,3 Prozent

Für die Energie- und Industrieunternehmen, die dem Emissionshandel zugeordnet sind (ETS-Bereich), zeigt die aktuelle Treibhausgas-Bilanz für 2023 eine deutliche Reduktion von 8,3 Prozent (rund 2,2 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent). Das sei vor allem auf die gesunkene Stromerzeugung in Gaskraftwerken und durch Produktionsrückgänge in der Stahl-, Zement-, Papier- und Chemischen Industrie zurückzuführen. Die Reduktionsziele für den Emissionshandelsbereich werden auf europäischer Ebene geregelt und sind in den nationalen Klimazielen nicht enthalten, informierte das Umweltbundesamt abschließend.

Umweltschutz-NGO appellieren an kommende Regierung

Österreichische Umweltschutz-NGOs reagierten auf die aktuellen Zahlen mit einer Warnung an die kommende Regierung, den eingeschlagenen Weg nicht zu verlassen. “Der Grundstein für die Senkung von klimaschädlichen Gasen ist gelegt. Doch der Weg in Richtung Klimaneutralität 2040 ist noch lang und die Zeit drängt. Es ist fatal, dass ÖVP und FPÖ beim Klimaschutz auf die Bremse steigen wollen. So werden wir die Klimaziele nicht erreichen”, hieß es etwa von Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace in Österreich.

Die durchaus positive Entwicklung der Treibhausgasemissionen zeige, dass die richtigen Maßnahmen nach wie vor die Erreichung der Klimaziele ermöglichen könnten, so Hannah Keller, Klima- und Energiesprecherin bei Global 2000. “Die Treibhausgasbilanz zeigt allerdings auch, dass die nächste Bundesregierung dringend weitere Maßnahmen setzen muss, um sicherzustellen, dass die Entwicklung weiterhin in die richtige Richtung geht.” Die Sparpläne, die bis jetzt aus den Koalitionsverhandlungen bekannt seien, würden jedoch zeigen, “dass massive Einschnitte beim Klimaschutz geplant sind.”

“Österreich muss seine CO2-Emissionen systematisch und dauerhaft reduzieren. Dafür braucht es Reformen, die alle Bereiche erfassen: vom Energiesparen über den Abbau umweltschädlicher Subventionen bis zum Schutz wertvoller Natur. Nur so wird Österreich langfristig krisensicher”, hieß es vom WWF-Klimasprecher Karl Schellmann. Um die verpflichtenden EU-Ziele für 2030 und in weiterer Folge die Klimaneutralität zu schaffen, brauche es in allen Sektoren mehr Maßnahmen.

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