Von: mk
Bruneck – Nach Ermittlungen der Brunecker Finanzpolizei wird gegen 14 Personen Anklage wegen erschwerten Betruges, wegen der Verbreitung eines Pyramidensystems und wegen Finanzmissbrauchs erhoben. Die Untersuchung steht in Zusammenhang mit der bulgarischen Gesellschaft „OneCoin Lt“.
Die Gesellschaft versprach unzähligen Bürgern im In- und Ausland hohe Gewinne durch Investitionen in die Cryptowährung OneCoin. Anders als bei Bitcoin, Ethereum und Co handelte es sich allerdings in Wahrheit um ein Pyramidensystem: Darunter versteht man ein betrügerisches Modell, bei dem einem Investor nur dann Gewinne ausbezahlt werden, wenn dieser wiederum neue Abnehmer rekrutiert, die ihrerseits wieder einzahlen.
Sobald keine neuen Interessenten mehr gefunden werden und die Liquidität dahin schwindet, fließt kein Geld mehr. Die Betroffenen merken dann meist, dass sie einem Betrug aufgesessen sind. Oft ist es allerdings schon zu spät, um das investierte Geld zurückzuholen.
Im Rahmen von Untersuchungen konnte Ruja Ignatova als Gründerin der Gesellschaft identifiziert werden. Die Frau steckt hinter der Idee von „OneCoin“ und sie hat das System auf internationaler Ebene vorangetrieben. Weil die Bulgarin sowohl innerhalb als auch außerhalb der EU mehrere Verurteilungen hinter sich hat, handelt es sich für die Gerichtsbehörden um eine alte Bekannte.
In Italien soll sie von drei Südtiroler Brüdern Unterstützung erfahren haben, die im Ausland ansässig sind. Auch sie gehören laut Finanzpolizei zur Spitze der Organisation. Im Rahmen der Ermittlungen haben die Beamten zehn weitere Vertreter – neun Südtiroler und eine Person aus dem Veneto – ausgeforscht, die das Pyramidensystem in Italien promotet haben.
Interessenten wurden geködert, in dem ihnen phänomenale Gewinne innerhalb kurzer Zeit in Aussicht gestellt wurden. Außerdem wurden ihnen zusätzliche Boni versprochen, falls sie weitere Mitglieder anwerben, die zu Investitionen bereit sind. Den Betroffenen wurde weisgemacht, dass der Wert von „OneCoin“ steige, je höher die Mitgliederzahl ausfällt. Außerdem komme es in Kürze zu einer Börsennotierung, hieß es – was allerdings nie der Fall war.
Erschwerend für die Angeklagten kommt der Umstand hinzu, dass es sich um grenzüberschreitenden Betrug handelt.
Elf Millionen von Südtirol ins Ausland überwiesen
Im Verlauf der Untersuchung, die von der Bozner Staatsanwaltschaft geleitet worden ist, wurden Telefonate und Gespräche abgehört. Außerdem fanden Hausdurchsuchungen in Südtirol und im Veneto statt.
Parallel dazu gab es Ermittlungen im Ausland – vor allem im Deutschland und in Bulgarien. Auf globaler Ebene sollen im Rahmen der Betrügereien insgesamt 1,8 Milliarden Euro verschoben worden sein.
Die Finanzpolizei von Bruneck fand bei der Überprüfung von Südtiroler Bankinstituten heraus, dass für den Erwerb von „OneCoin“-Paketen insgesamt elf Millionen Euro ins Ausland überwiesen wurden.
Fünf Millionen Euro wurden von rund 3.700 Personen überwiesen, die in Südtirol ansässig sind.
Bereits im Jahr 2019 hat die Finanzpolizei sieben Websiten und 93 Profile auf sozialen Netzwerken beschlagnahmt, die mit „OneCoin“ in Verbindung standen. Im Jahr 2017 wurden drei Gesellschaften und drei Unternehmer zu einem Bußgeld von 2,5 Millionen Euro verdonnert.
Über die Geschichte von „OneCoin“ und dessen Gründerin Ruja Ignatova hat das BBC in Großbritannien auch einen Podcast mit dem Titel „The missing cryptoqueen“ veröffentlicht. In den USA wird ihr und ihrem Bruder Konstantin bereits der Prozess gemacht. Ihr Bruder wurde vom FBI im Jahr 2019 verhaftet. Ruja Ignatova selbst ist untergetaucht, eine internationale Fahndung läuft.