Von: apa
Die Pariser Klimaziele drohen zu scheitern. Davor warnte zuletzt ein Bericht des UNO-Umweltprogramms UNEP Ende 2024 und rief die Staatengemeinschaft wieder einmal zu massiven Maßnahmen auf. 2025 jährt sich die Einigung bei der UNO-Klimakonferenz in Frankreich nun zum zehnten Mal: Am 12. Dezember 2015 beschlossen 197 Staaten ein neues, globales Klimaschutzabkommen. Zehn Jahre danach scheinen die damals festgelegten Ziele nur noch schwer realisierbar zu sein.
Damals entschied sich die Weltgemeinschaft die Erderwärmung klar auf unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen und sie idealerweise bei 1,5 Grad zu stoppen. Dafür sollten die Staaten gemeinsam den Netto-Ausstoß ihrer Treibhausgase in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts auf Null bringen. Das Zustandekommen des Abkommens wurde bejubelt, es herrschte Aufbruchsstimmung.
Und obwohl einige Staaten oder auch die EU infolge ehrgeizige Klimapläne vorgelegt haben, sollten im Laufe der Jahre sowohl von der UNO selbst wie auch aus der Wissenschaft zunehmende Warnrufe erfolgen, dass es noch mehr Anstrengungen benötige – aber immer noch mit dem Hinweis, dass das 1,5-Grad-Ziel noch erreichbar wäre.
Pessimistisch stimmende Entwicklung
Seit dem UNEP-Aufruf Ende Oktober vergangenen Jahres setzte sich dann zunehmend eine eher pessimistisch stimmende Entwicklung fort: Während die UNO-Weltklimakonferenz COP29 in Aserbaidschan mit einem minimalen Kompromiss und einem deutlich unter den Forderungen gelegenen Klimafinanzierungsziel geendet hat, endete mit 2024 gleichzeitig auch das erste Jahr seit Messbeginn, in dem es im Durchschnitt über 1,5 Grad wärmer als im vorindustriellen Mittel war.
Der angesehene deutsche Klimaforscher Mojib Latif wurde vor der COP29 mit den Worten zitiert, dass er es geradezu lächerlich finde, “dass sich die Weltpolitik immer noch an dem 1,5-Grad-Ziel festhält”. Noch könnte das Ziel des Pariser Klimaabkommens erreicht werden, lautet die optimistischere Variante auf die aktuellen Entwicklungen nachdem die Temperaturabweichungen über einen Zeitraum von mindestens 20 Jahren gemittelt werden.
Überschreiten der 1,5 Grad kein Ausreißer
Eine im Februar 2025 erschienene Studie in “Nature Climate Change” stellte jedoch in Aussicht, dass das Überschreiten der 1,5 Grad kein Ausreißer war, sondern mit bis über 99 Prozent Wahrscheinlichkeit ein Hinweis, in eine jahrzehntelange Periode mit einer derartigen Temperaturerhöhung eingetreten zu sein. Das ergaben Berechnungen eines österreichisch-deutschen Expertenteams.
Der Jänner 2025 setzte dann auch die Reihe von Monaten mit Rekordtemperaturen seit den vergangenen zwei Jahren fort – trotz Eintritts des eigentlich kühlenden Klimaphänomens La-Niña. Die Wissenschaft vermeldete einen noch nie beobachteten beschleunigten Anstieg der Meerestemperaturen von April 2023 bis Juli 2024, während eine weitere Forschungsgruppe berichtete, dass die Risse im grönländischen Eisschild ebenfalls zulegen würden.
Ernüchterung brachte dann 2025 auch auf politischer Ebene, wobei der erneute Rückzug der USA aus dem Klimaabkommen – inklusive einer Kündigungsfrist von einem Jahr – nicht überraschend erfolgt war. Der “Trump-Effekt” wären laut Climate Action Tracker zusätzliche 0,04 Grad – diese kämen allerdings zu den 2,7 Grad hinzu, auf welche die Welt derzeit der Analyse zufolge zusteuert – selbst falls die Staaten alle vorgelegten Klimaschutzpläne einhalten sollten.
Neue Klimaziele großteils noch ausständig
Die UNO-Frist zur Einreichung neuer Klimaziele endete am vergangenen Montag, die Mehrheit der Staaten ließ diese verstreichen. Bis diese nachgereicht werden, lebt zumindest die Hoffnung, dass die neuen Klimaschutzpläne in Summe wieder ein Schritt in die richtige Richtung sein werden und so das zehnjährige Jubiläum des Pariser Klimavertrags vielleicht doch noch ein Grund zum Feiern wird.
(von Andreas Westphal/APA)
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