Von: luk
Mals – Auf die Besprühung einer Apfelanlage eines Malser Bauern mit Glyphosat durch Unbekannte reagiert Agrarlandesrat Arnold Schuler mit einem Aufruf zur Mäßigung.
“Diese Eskalation”, unterstreicht Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler, “ist auf das schärfste zu verurteilen”. Deshalb rufe er alle einerseits zur Mäßigung in der Ausdrucksweise auf, um nicht bewusst Hass und Ärger zu schüren.” Andererseits seien auch Sachbeschädigungen zu unterlassen, mit denen den betroffenen Bauern enorme Schäden zugefügt würden.
Außerdem ersucht Landesrat Schuler alle Bürgerinnen und Bürger um Zusammenarbeit und fordert dazu auf, eventuelle Beobachtungen zu melden.
Er habe sich, führt Landesrat Schuler aus, darum bemüht, einerseits die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger ernst zu nehmen und andererseits mit Argumenten und Fakten die tatsächliche Situation der Südtiroler Landwirtschaft darzustellen. Zudem, betont er, sei es ihm ein Anliegen, “Konflikte innerhalb der Landwirtschaft zu lösen und die wissenschaftliche Begleitung und Unterstützung zu forcieren, Abstandsregelungen und die Verwendung von neuen Techniken beim Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln voranzutreiben”. So wurde für das heutige Jahr – trotz der schwierigen Voraussetzungen in Italien – ein Abkommen auch zwischen Obst- und Grünlandbauern abgeschlossen, um ein gutes Miteinander zu gewährleisten.
Seit drei Jahren ist eine Abstandsregelung zu sensiblen Zonen wie Kindergärten und Schulen, Krankenhäusern und Spielplätzen in Kraft; auch in diesem Jahr wurden wieder entsprechendeRückstandsanalysen durchgeführt. Auf wissenschaftlicher Basis wird das Thema Pflanzengesundheit immer mehr in den Mittelpunkt gerückt, um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu minimieren.
Bauernbund: „Aufs Schärfste zu verurteilen“
Wie kürzlich in Partschins kam es jetzt auch in Kortsch zu einem Vandalenakt in der Landwirtschaft. Mehrere Baumreihen in der Apfelanlage von Biobauer Ägidius Wellenzohn wurden mit Unkrautvernichtungsmitteln geschädigt. Der Südtiroler Bauernbund verurteilt sämtliche Vandalenakte aufs Schärfste.
Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler distanziert sich klar von der Tat: „Dieser Akt der Zerstörung – noch dazu kurz vor der Ernte – schockiert mich und ich fühle mit dem Betroffenen. Solche Taten sind aufs Schärfste zu verurteilen“.
Für den Bauernbund überschreiten derartige Vandalenakte jede moralische und rechtliche Grenze. „Hinterrücks das Eigentum anderer beschädigen, ist nicht nur verwerflich, sondern eine klare Straftat“, erklärt Tiefenthaler. Der Bauernbund hofft, dass die Ordnungshüter den oder die Täter des Vandalenaktes in Kortsch sowie jener in Partschins ausfindig machen.
Zugleich warnt der Bauernbund vor Vermutungen und voreiligen Schlüssen. „Voreilige Schuldzuweisungen können auch wieder Unschuldige treffen“, betont Tiefenthaler, der vielmehr zur Solidarität unter den Bauern aufruft, egal welche Anbauweise sie betreiben.
Der Vandalenakt in Kortsch reiht sich ein in eine Serie von Zerstörungen in Apfelanlagen. Von Juni bis August hat ein Unbekannter vier Obstanlagen in der Gemeinde Partschins vernichtet, indem er die Bäume mit hochdosiertem Unkrautvernichtungsmittel besprüht hat. Vor zwei Jahren erschütterten abgeschnittene Apfelbäume und ausgeschütteter Treibstoff auf geerntete Trauben und Äpfeln die Bauern im Unterland.
Grüne: Politik und Verbände müssen sich von Vergiftungsaktionen in aller Schärfe distanzieren
“Ein derart hinterhältiger, von übelster Aggression getragener Angriff ist schärfstens zu verurteilen. Wer so auf die Existenz und den Einsatz eines Bauern zielt und mit so gezieltem Vernichtungswillen vorgeht, muss von äußerster Bösartigkeit getrieben sein. Eine solche Aktion erfordert nicht nur strafrechtliche Verfolgung und Schadensvergütung, sondern auch ein klares Wort der Politik und der Verbände, allen voran des zuständigen Landesrates und des Südtiroler Bauernbundes. Landesrat Schuler und SBB-Obmann Tiefenthaler müssen in aller Eindringlichkeit darauf hinweisen, dass mit solchen Aktionen wie auch bereits den Attacken in Partschins im August eine rote Linie überschritten wird. Wer sich gegen Bär und Wolf zur Wehr setzt, muss auch gegen menschliche Wolfsnaturen wenden, die bei Nacht und Nebel ihren Hass in giftiger Weise ausleben”, so die Grünen.
BISHER
Ägidius Wellenzohn betreibt eine von wenigen Apfelanlagen in Südtirol, in denen überhaupt nicht gespritzt wird. Jetzt wurde sie durch einen Giftanschlag mit Glyphosat teilweise zerstört, wie es in einer Aussendung heißt.
Ägidius Wellenzohn engagierte sich für eine pestizidfreie Gemeinde Mals. Er trat in der ARTE-Dokumentation über Mals vor die Kamera und erklärte im Buch von Alexander Schiebel ausführlich, wie man im Apfelanbau zur Gänze auf Pestizide verzichten kann, und zwar letztlich ohne Gehaltsverzicht.
Das Gift, das Ägidius 30 Jahre lang von seinen Äpfeln fern gehalten hat, wurde dort jetzt in einer Nacht und Nebel Aktion ausgebracht. Die ersten drei Baumreihen des Bio-Bauern wurden mit dem Total-Herbizid Glyphosat besprüht.
Bereits am 8. September wurden in der Anlage von Ägidius Wellenzohn routinemäßig Proben entnommen. Kurze Zeit später verfärbten sich die Blätter der Apfelbäume braun und die Äpfel begannen bei leichter Berührung vom Baum zu fallen. Am 21. September wurde Wellenzohn darüber informiert, dass die Rückstandsproben positiv waren. Seine Apfelbäume waren mit Glyphosat zerstört worden.
“Ich kann noch immer nicht begreifen, wer zu so etwas fähig sein kann”, erzählt Ägidius, dem ein Schaden von mehreren Tausend Euro entstand. “Wieso kann diese Person nicht auf andere Weise Dampf ablassen”, sagt er in Anspielung auf den Täter, der vermutlich mit einem Handspritzgerät durch die Anlagen gegangen ist.
Voraussichtlich wird die Apfelanlage von Ägidus nun zurückgestuft. Sein Betrieb, in dem seit 30 Jahren weder biologische noch konventionelle Pflanzenschutzmittel ausgebracht wurden, gilt dann als Umstellungsbetrieb, ganz so als ob er die letzten Jahrzehnte konventionellen oder integrierten Anbau betrieben hätte.