Von: mk
Bozen – Rund zwei Drittel der pflegenden Angehörigen, mit denen die Südtiroler Alzheimervereinigung ASAA im Kontakt steht, berichten, dass sich ihr Gesundheitszustand im Vergleich zu 2019 verschlechtert hat. Dies betont Präsident Ulrich Seitz.
Rund 60 Prozent der 350 Befragten geben an, dass die Belastung durch die Pflege deutlich gestiegen ist. Ein Drittel bewertet die eigene Lebensqualität als nicht zufriedenstellend, vor der Corona-Pandemie waren es nur rund zehn Prozent.
„Das sind besorgniserregende Daten“, unterstreicht Seitz, „gerade in einem Bereich, in dem es seit rund 18 Monaten kaum Chancen auf genügend Heimplätze oder Kurzzeitpflege bzw. Entspannungsangebote für die rund 10.500 betroffenen Südtiroler Familien gibt. Das was mich zusehends traurig stimmt, ist, dass sich ein Trend abzeichnet, der sich bedrohlich zuspitzt: Immer öfters werden auch jüngere Menschen, die sich um pflegebedürftige An- und Zugehörige kümmern, überdurchschnittlich häufig krank.“
Die Belastung durch die Pflege daheim sei in Südtirol massiv gestiegen. „Für 75 Prozent unserer Mitglieder ist sie seit 2020 zeitlich aufwändiger geworden. Dies erklärt sich vor allem damit, dass professionelle Hilfe durch die öffentlichen Dienste über Monate weggefallen ist und auch nur wieder schleppend anläuft“, betont Seitz. Des Weiteren haben Hunderte von ausländischen Hilfskräften das Land verlassen und sind nicht wiedergekommen. Auffällig ist auch die Bewertung der eigenen Lebensqualität: Ein Drittel nennt diese schlecht.
„Eine riesige Baustelle bleibt die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Sie ist unter Corona-Bedingungen noch komplizierter geworden“, erklärt Seitz. Fast drei Viertel der Befragten sagen, dass sie damit mehr Probleme als vor der Pandemie haben. Neu dazu gesellen sich unmissverständlich finanzielle Sorgen aufgrund der unberechenbaren wirtschaftlichen Auswirkungen der aktuellen Lage. Und schließlich: Die Vereinsamung pflegender Angehöriger hat durch die Maßnahmen sozialer Distanz zugenommen. Gut jeder zweite Befragte ist einsam.
Ebenso bei der wahrgenommenen Wertschätzung ist eine Verschlechterung erkennbar. Auch wenn der überwiegende Teil der Befragten die Maßnahmen des Infektionsschutzes befürworten, fühlen sie sich in ihrer Rolle als Pflegende nicht ausreichend von den öffentlichen Gesundheits- und Sozialdiensten wahrgenommen. Pflegende Angehörige bekamen weder zusätzliches Geld noch Applaus. Ganz im Gegenteil: Viele müssen noch immer mit erheblichen Verzögerungen bei der Pflegeeinstufung, bei Rekursen und vor allem bei programmierten fachärztlichen Leistungen rechnen.
Die ASAA reagiert nun mit verschiedenen Angeboten: Screenings, Validation und Kinästhetik-Kurse für Pflegende, Hausbesuche, praktische Tipps für die Krankenpflege, Rechtsberatung zu Vermögen, Betriebsübergabe, Pflegeeinstufung und Sachwalterschaft, Musik- und Kunsttherapie, Fortbildungen für Familien und ausländische Hilfskräfte. Alle Infos unter der Grünen Nummer 800660561 oder www.alzheimer.bz.it