Weitere Patientin klagt über verschwundenen Zahnarzt

Pleite, zahnlos und zur Suppe verdammt

Samstag, 19. April 2025 | 08:15 Uhr

Von: luk

Bozen – Ein weiterer Fall bringt neuen Zündstoff in die Affäre um jenen Zahnarzt, der in Bozen mehrere seiner Patienten im Stich gelassen haben soll. Eine weitere Frau hat sich nun bei der Zeitung Alto Adige gemeldet – ihre Geschichte gleicht jener, die kürzlich für Aufsehen sorgte: Auch sie bezahlte mehrere tausend Euro für eine Zahnbehandlung, die nie fertiggestellt wurde. Der Zahnarzt ist bekanntermaßen mittlerweile untergetaucht.

„Ich kann nur noch Suppe essen“, sagt die Betroffene. „Ich bin verzweifelt, habe alles verloren – Geld und Zähne.“ Wie viele andere Patienten sei sie auf den Zahnarzt hereingefallen, der nicht nur seine Arbeit nicht beendet habe, sondern auch noch spurlos aus der Südtiroler Landeshauptstadt verschwunden sei.

Die Frau berichtet, dass sie mit anderen Geschädigten in Kontakt steht. Scheinbar handelt es sich nicht um Einzelfälle. Mehrere Patienten hätten sich über ähnliche Erfahrungen ausgetauscht. Auch sie sei lange hingehalten worden, der Vater des Zahnarztes habe noch versucht zu beruhigen: Der Sohn sei krank. Tatsächlich war er aber bereits nicht mehr in Südtirol.

Die Zahnärztekammer in Bozen hat inzwischen ein Disziplinarverfahren gegen den Mediziner eingeleitet. Laut Präsident Guido Singer sei die Situation „peinlich für den gesamten Berufsstand“. Es liefen derzeit interne Untersuchungen.

Der betroffene Zahnarzt ist laut aktuellem Stand nun als medizinischer Leiter in einer Praxis im Raum Turin tätig. Die Zahnärztekammer von Bozen steht deshalb im Austausch mit den Kollegen im Piemont.

Ein zentrales Problem sei die Finanzierung der Behandlungen im Voraus, erklärt die Kammer: Viele Patienten zahlen große Beträge auf einmal – entweder um steuerliche Vorteile zu nutzen oder weil ein Finanzierungsinstitut die volle Summe an den Zahnarzt überweist, während der Patient sie anschließend in Raten zurückzahlt.

Besonders brisant: Das Gesellschaftskapital der Praxis, die der Zahnarzt in Bozen betrieben haben soll, belief sich laut der Kammer auf gerade einmal 200 Euro. Die Befürchtung: Es könnte sich um ein gezielt aufgebautes betrügerisches System handeln.

Bezirk: Bozen

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