„Plötzlich wurde mir klar, was ich da tat“

Ouassafi (37) verweigert die Aussage

Dienstag, 28. März 2017 | 20:00 Uhr
Update

Von: mk

Bozen – Das Garantieverhör von Khalid Ouassafi (37) im Bozner Gefängnis verlief am Dienstag wie erwartet. Der Mann, der am Samstag seine Ehefrau und Mutter von sechs Kindern niedergestochen hat, hat auf anraten seines Anwalts von seinem Recht gebraucht gemacht, die Aussage zu verweigern.

Gegenüber Rechtsanwalt Alessandro Tonon erklärte der Marokkaner, dass er sich nicht im Klaren darüber war, dass er seiner Frau Messerstiche versetzt hatte. Plötzlich fand er sich selbst mit dem Messer in der Hand vor, ohne zu wissen, was er gerade tue. Er habe das Messer dann liegen gelassen und sei geflüchtet.

Das Klima in der Familie Ouassafi wird als sehr angespannt beschrieben. Es gab oft Streit, sei es die Kinder  oder die Arbeitslosigkeit des 37-Jährigen betreffend.

BISHER

Die Frage, warum der 37-jährige Familienvater Khalid Ouassafi in Bozen seine Frau mit einem Messer niedergestochen hat, blieb bislang unbeantwortet. „Plötzlich wurde mir klar, was ich da tat. Ich habe das Messer fallen lassen und bin hinaus gelaufen“, erklärte der Mann gegen seinem Rechtsanwalt Alessandro Tonon. Er habe nicht vorgehabt, seine Frau zu töten. Ouassafi war wegen Mordversuchs verhaftet worden, berichtet das Tagblatt Dolomiten.

Da sein Anwalt die Ermittlungsunterlagen noch nicht einsehen konnte, hat er seinem Mandanten vorerst geraten, am heutigen Dienstag vor dem Untersuchungsrichter von seinem Recht Gebrauch zu machen, die Aussage zu verweigern – wie schon nach seiner Festnahme.

Bekanntlich ist es am Samstag in der Früh zu dem Familiendrama in der Europaallee in Bozen gekommen. Ouassafi, seine 30-jährige Ehefrau Meryem Nsasra und vier ihrer Kinder waren gegen 6.30 Uhr nach Hause gekommen, nachdem sie den Abend bei den Großeltern verbracht und auch dort übernachtet hatten. Dann ist es zu dem heftigen Streit gekommen.

Was der Auslöser war, ist nach wie vor ungeklärt. Man weiß nur, dass die Stimmung in der Familie angespannt war. Ouassafi war schon längere Zeit arbeitslos, weshalb das Geld knapp wurde. Die Familie war erst kürzlich nach Deutschland gefahren – in der Hoffnung, dass Ouassafi dort arbeiten findet. Doch der Versuch war nicht von Erfolg gekrönt.

Eine Verwandte, die bei dem Streit zugegen war, berichtete, dass sie ein Messer, nach dem Ouassafi gegriffen habe, außer Reichweite gebracht habe. Allerdings lag dort auch ein zweites Messer.

Der 37-jährige soll auf seine Frau insgesamt fünfmal eingestochen haben. Meryem Nsasra sei zu Nachbarn geflüchtet, bis sie vor deren Tür zusammenbrach. Sie habe ein Kissen an sich gedrückt, um die Blutung zu stillen. Zugleich soll auch Khalid Ouassafi die Wohnung und das Gebäude verlassen haben.
Er habe nach „diesen zehn Sekunden des Wahnsinns“ auf einmal begriffen, was er tat und das Messer fallen lassen. Die Absicht, seine Frau zu töten, habe er nie gehabt, versicherte er gegenüber seinem Aanwalt. Die Polizei fand Ouassafi in einem Innenhof und nahm ihn wegen Mordversuchs und Widerstands fest. Der Gesundheitszustand von Meryem Nsasra ist nach einer Notoperation stabil.

Bezirk: Bozen