Starker geomagnetischer Sturm führte zu Polarlichtern über Österreich

Polarlichter erhellten Himmel über Österreich

Montag, 06. November 2023 | 12:35 Uhr

Von: apa

Sonntag Abend waren in weiten Teilen Österreichs helle Polarlichter zu sehen, “was als sehr seltenes Ereignis in den letzten 20 Jahren einzustufen ist”, teilte der Leiter des Weltraumwetterbüros der Geosphere Austria, Christian Möstl, der APA mit. Grund dafür war ein durch die aktuell verstärkte Sonnenaktivität ausgelöster starker geomagnetischer Sturm, “nach derzeitigem Stand das drittstärkste Ereignis im aktuellen Sonnenzyklus”, so Möstl.

“Kurz nach Dämmerungsende erschien nach 18.00 Uhr über dem Nordhorizont ein schmales, brennend rotes Licht, dass sich von Minute zu Minute ausdehnte. Im Maximum waren die für Polarlichter typischen länglichen Strukturen zu sehen, die dann rasch nach zehn Minuten verblassten. Um 18.30 Uhr war von dem Nordlicht nicht mehr viel zu sehen”, berichtete der Obmann des Vereins “Astronomisches Zentrum Martinsberg” (AZM) im Waldviertel (NÖ) der APA. Jäger hatte Sonntag Abend in der Nähe von Pinkafeld (Burgenland) sein Teleskop in Stellung gebracht, um Kometen aufzunehmen, “als der Nordhorizont buchstäblich im roten Licht zu brennen begann”.

Laut Möstl erreichte der geomagnetische Sturm eine Stärke von G3 auf der dafür vorgesehenen fünfteiligen Skala. Die Sonnenaktivität – und damit auch die Wahrscheinlichkeit für Sonnenstürme – hängen mit der Häufigkeit der Sonnenflecken zusammen. Deren Zahl ist nach Daten der US-Atmosphärenbehörde NOAA derzeit so hoch wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Es wird erwartet, dass “die verstärkte Sonnenaktivität 2024 oder 2025 ihr Maximum erreichen wird”, so Möstl.

Je mehr Sonnenflecken es gibt, desto wahrscheinlicher sind Sonneneruptionen. Dabei können hochenergetische Teilchen mit einer Masse von mehreren Zehnmilliarden Tonnen ins All geschleudert werden. Sie können innerhalb von Stunden auch zur rund 150 Millionen Kilometer entfernten Erde gelangen.

Der Schutzschild der Erde, die Magnetosphäre, wird dabei auseinandergezogen und die Teilchen können in das Magnetfeld des Planeten eintreten. Dies kann zu Polarlichtern führen, wenn die geladenen Teilchen in den oberen Schichten der Erdatmosphäre insbesondere Sauerstoff- und Stickstoffmoleküle zum Leuchten anregen, aber auch zu Schäden an Satelliten oder elektronischen Anlagen verursachen.

Der Sonnensturm wurde laut Möstl nicht nur von erdnahen Raumsonden beobachtet, sondern auch von der STEREO-A Raumsonde der NASA, die sich in einem wissenschaftlich sehr günstigen Abstand von der Erde im Sonnenwind aufhält. Durch diese neuen Beobachtungen dieser miteinander wechselwirkenden Sonnenstürme könnten Fortschritte im Verständnis der Physik dieser Stürme und deren Vorhersage erzielt werden.