Aufwertung der kleinen Krankenhäuser

Primarbesetzungen im Krankenhaus Sterzing

Donnerstag, 03. Juni 2021 | 14:32 Uhr

Von: mk

Sterzing – Gleich zwei Primarärzte und eine Primarärztin des Krankenhauses von Sterzing sowie den interimistischen geschäftsführenden Direktor der Neurorehabilitation haben Landesrat Thomas Widmann und Generaldirektor Florian Zerzer in Anwesenheit der Bezirksdirektorin Christine Zelger und dem verantwortlichen Arzt der ärztlichen Direktion, Michael Engl, heute vorgestellt. Mit dabei waren auch einige Bürgermeister und Gemeindereferenten des Wipptals.

Die Strategie der Nachbesetzung vakanter Primariate, die eine längerfristige Sicherstellung des Ärztenachwuchses und damit den Fortbestand der entsprechenden Abteilungen und Krankenhäuser gewährleistet, zeigt Erfolge. Während Peter Bacca bereits seit Jahrzehnten im Krankenhaus Sterzing tätig ist, handelt es sich sowohl bei Micòl Cont als auch bei Hartmut Steinle um zwei Neuzugänge aus dem Ausland. Damit steht das Krankenhaus Sterzing auf soliden Beinen und unterstreicht die Attraktivität auch für Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland.

Micòl Cont leitet seit 1. Januar 2021 die Abteilung Pädiatrie am Krankenhaus Sterzing. Cont, 1979 in Meran geboren, hat ihr Studium der Humanmedizin in Innsbruck und Freiburg absolviert. Erste Berufserfahrungen sammelte sie als Assistenzärztin an der Abteilung Pädiatrie am Krankenhaus Meran. 2008 führte sie ihre Ausbildung zur Kinderärztin auf der Neonatologie des Universitätsspitals Zürich und dem Kinderspital Zürich, dem größten Universitäts-Kinderspital der Schweiz, fort. Seit 2012 war Micòl Cont Oberärztin der Allgemeinen Pädiatrie und Abteilungsleiterin der Säuglingsabteilung am Kinderspital Zürich. In dieser Funktion war sie zuständig für die ganzheitliche Betreuung der kleinen Patientinnen und Patienten sowie deren Familien und die Aus- und Weiterbildung der Assistenzärzte und -ärztinnen. Zudem gelang ihr der erfolgreiche Abschluss des international angesehenen “Master of Medical Education” (MME) in Bern.

Seit 2012 ist Cont auch Dozentin an der Universität Zürich sowie seit 2019 an der USI in Lugano (Università della Svizzera ltaliana). Der Fokus in Sterzing wird auf Gesundheitsförderung, Prävention und Entwicklungspädiatrie gelegt. Ziel ist es, in Zusammenarbeit mit der Gynäkologie Sterzing, in den nächsten zwei Jahren ein Frauen-Kind-Gesundheitszentrum aufzubauen, welches umfassend die medizinischen Belange der Frauen und Kinder über die verschiedenen Lebensabschnitte hinweg garantiert. Die neue Primarin ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern.

Hartmut Steinle leitet seit 1. Dezember 2020 die medizinische Abteilung des Krankenhauses von Sterzing. Steinle ist in Baden-Württemberg geboren, verheiratet und Vater von 2 Kindern. Das Medizinstudium absolvierte er in Freiburg. Die Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin absolvierte er in Berlin und St. Gallen. Seit 2005 arbeitete er als Oberarzt an der Universitätsklinik für Gastroenterologie und Hepatologie in Innsbruck mit Ausbildung zum Facharzt für Gastroenterologie und Hepatologie. Es folgten weitere Spezialsierungen mit hoher Expertise in der interventionellen Endoskopie, insbesondere Endosonografie und ERCP.

In diesen Bereichen sieht Steinle die Möglichkeit und den Auftrag für den Aufbau einer modernen interdisziplinären Endoskopie, einschließlich einer hochspezialisierten Diagnostik und deren Behand­lungsmöglichkeiten sowie den Aufbau eines Schwerpunktes für hepatologische, gastroenterologische und pankreatologische Erkrankungen.

Dadurch sollte die Etablierung der modernen interventionellen Endoskopie und eines gastro­enterologischen Zentrums im Krankenhaus Sterzing mit Versorgung der Bevölkerung Südtirols gewährleistet werden.

Als einen seiner Beweggründe, sich für das Krankenhaus Sterzing entschieden zu haben, unterstreicht Hartmut Steinle die Zusammenarbeit mit sehr gut ausgebildeten, hochmotivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im ärztlichen als auch im nicht-ärztlichen Bereich, insbesondere des Pflegepersonals.

Peter Bacca leitet seit August 2020 den Dienst für Anästhesie und Wiederbelebung des Krankenhauses von Sterzing. Dort ist der gebürtige Sterzinger kein Unbekannnter: Bacca war bereits während seiner Facharztausbildung unter anderem als Assistenzarzt an der Anästhesie in Sterzing tätig, in den Folgejahren als Oberarzt. Seit Januar 2000 leitete er den Dienst für Anästhesie und Wiederbelebung zunächst als Ärztlicher Leiter, später als stellvertretender und zuletzt als geschäftsführender Direktor. Seit September 1992 ist er zudem als Notarzt im Wipptal im Einsatz.

Das Doktorat der gesamten Heilkunde absolvierte er an der Universität Wien. Die Facharztausbildung erlangte er an der Universität Verona und an der Universitätsklinik Innsbruck.

Peter Bacca bringt eine jahrzehntelange Erfahrung als verantwortlicher Anästhesist und Tutor für die Facharztausbildung mit und hat in dieser Zeit seine Führungskompetenz bewiesen. Er kennt das Krankenhaus und den Dienst bestens. Neben den fachlichen Qualitäten wird durch seine Ernennung zum Primararzt auch Kontinuität in der Führung des Dienstes gewährleistet.

Luca Sebastianelli leitet seit Juli 2017 die einfache Struktur der Neurorehabilitation. Am 01.03.2021 wurde er zum geschäftsführenden Direktor der neuen komplexen Struktur ernannt. Die Abteilung für Neurorehabilitation in Sterzing hat sich zum Referenzzentrum für die Rehabilitation von Patienten mit neurologischen Erkrankungen aus der gesamten Provinz entwickelt. Die Abteilung für Neurorehabilitation ist auch ein Zentrum für anwendungsorientierte klinische Forschung, die ständig wächst und auch auf internationaler Ebene bekannt geworden ist. Die Neurorehabilitationsabteilung in Sterzing besteht aus einem multidisziplinären Team von etwa 60 Personen. Sebastianelli setzt sich das ständige Wachstum der Abteilung zum Ziel, um den tatsächlichen Bedarf in der Provinz abdecken zu können und dabei immer mehr innovative und personalisierte multidisziplinäre Behandlungswege zu etablieren.

Michael Engl und Pflegedienstleiter Harald Freina betonten die gute Zusammenarbeit zwischen den Primaren und Koordinatoren. Sie erinnerten daran, dass vor knapp 2 Jahren ein Grundkonzept für die Zukunft des Krankenhauses Sterzing vom Landesrat vorgestellt wurde. Das erklärte Ziel war und ist die nachhaltige Stärkung der peripheren Strukturen im Rahmen eines abgestuften Versorgungsmodells. Dies sei mit der Schaffung eigenständiger Abteilungen und deren Besetzung durch Primariate gelungen. Ebenfalls erwähnt sei der Einsatz des Krankenhauses Sterzing bei der Mitbetreuung der Quarantänestation Gossensass sowie die konstante Beteiligung der Mitarbeiter an den verschiedenen Tests u.a. auf dem Sadobre-Gelände in Freienfeld und den Impfaktionen im Bezirk.

Landesrat Thomas Widmann freut sich besonders darüber, dass es trotz Ärztemangels gelungen ist, gleich drei Abteilungen mit hochqualifizierten Primarärzten zu besetzen und dadurch eine kleine Krankenhausstruktur wie jene in Sterzing aufzuwerten und nachhaltig abzusichern. “Es geht um hochwertige Gesundheitsversorgung, aber auch um die strukturpolitische Bedeutung von Krankenhäusern. Das ist mit ein Grund, warum wir auch durch die Besetzung von Primariaten das Territorium stärken und alle sieben Krankenhäuser im Land auf hohem Standard aufrecht erhalten wollen”.

Generaldirektor Florian Zerzer schlug in die gleiche Kerbe: „Die Besetzungen dieser Führungspositionen mit hochqualifizierten, kompetenten und motivierten Menschen mit Zukunftsvisionen, die viel Lust am Gestalten mitbringen, ist für die Entwicklung des Südtiroler Sanitätsbetriebes wichtig. Neben Erfahrung und Wissen, welche sich die neuen Primare und die neue Primaria während ihrer Laufbahn im In- und Ausland angeeignet haben, bringen sie auch den erforderlichen Gestaltungswillen mit. So kann sich der Südtiroler Sanitätsbetrieb weiterentwickeln.“

Sanitätsdirektor Pierpaolo Bertoli: „Es hatten sich viele fähige Kandidaten und Kandidatinnen beworben. Ich bin überzeugt, dass eine ausgezeichnete Wahl getroffen wurde. Es freut mich, dass diese Abteilungen nun wieder eine stabile Führung haben und die Kontinuität und Qualität für lange Zeit gesichert ist. Das ist vor allem für die Patientinnen und Patienten wichtig und sehr positiv, aber auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

Und Bezirksdirektorin Christine Zelger stellte fest: „Die neuen Primare sind Hoffnungsträger der Abteilungen und übernehmen ein ordentliches Paket an Verantwortung. Wir sind überzeugt, die richtige Wahl getroffen zu haben und die Abteilungen in gute Hände zu legen. Zum einen setzten wir auf intern Bewährtes, zum andern öffnen wir uns für Kompetenz von außen.“

Bezirk: Wipptal