Im Exil

„Pusterer Bua“ Sepp Forer ist verstorben

Mittwoch, 05. Februar 2025 | 13:23 Uhr

Von: luk

Mühlen im Tauferer Tal/Ladis – Der frühere „Pusterer Bua“ Sepp Forer ist im Alter von 84 Jahren in Tirol verstorben. Der gebürtige Südtiroler war eine zentrale Figur im sogenannten Südtiroler Freiheitskampf der 1960er-Jahre und lebte nach seiner Flucht vor einer lebenslangen Haftstrafe im Exil in Nordtirol.

Forer wurde am 14. März 1940 in Brixen geboren und wuchs auf einem Bauernhof in Mühlen im Tauferer Tal auf. In den späten 1950er-Jahren schloss er sich dem Befreiungsausschuss Südtirol (BAS) an und war als Mitglied der „Pusterer Buam“ an der Sprengung von Strommasten in der „Feuernacht“ vom 11. auf den 12. Juni 1961 beteiligt.

Die Anschläge sollten ein Zeichen gegen die Italianisierungspolitik setzen. Die italienische Justiz verurteilte Forer und seine Mitstreiter in Abwesenheit zu langen Haftstrafen. Während einige von ihnen später begnadigt wurden, blieb Forer zeitlebens im Exil.

Reaktionen aus Südtirol

Die Bewegung Süd-Tiroler Freiheit würdigt Forer als „unermüdlichen Kämpfer für die Freiheit Südtirols“. Er habe sein Leben der Selbstbestimmung und der Verteidigung der Tiroler Identität gewidmet. Ex-Landtagsabgeordnete Eva Klotz betonte, dass Forer stets für seine Überzeugungen eingestanden sei, während Sven Knoll die Hoffnung äußerte, dass nun auch der letzte noch lebende „Pusterer Bua“, Siegfried Steger, nach Südtirol heimkehren dürfe.

Auch der Südtiroler Schützenbund trauert um Forer und bezeichnet ihn als Symbol des Widerstands gegen die „fremdherrschaftliche Unterdrückung“. Landeskommandant Roland Seppi erklärte, Forers Einsatz für die Heimat werde nicht vergessen werden. Der Schützenbund erinnert an Forers eigenes Zeugnis aus dem Jahr 2009, in dem er seine Flucht aus Südtirol schilderte und beklagte, dass er nicht einmal am Begräbnis seines Vaters teilnehmen durfte.

Auch die Freiheitlichen verabschieden sich von Sepp Forer und drücken seiner Familie ihre aufrichtige Anteilnahme aus. “Südtirol verliert mit ihm eine weitere herausragende Persönlichkeit, die sich mit Mut und Entschlossenheit für die Freiheit der Heimat einsetzte”, so Roland Stauder.

Der Südtiroler Heimatbund spricht vom “Abschied von einem treuen und mutigen Freund”: “Mit Trauer erfüllt uns die Nachricht, dass der aus Mühlen im Tauferer Tal stammende ehemalige Freiheitskämpfer Sepp Forer in der Früh des 5. Februar 2025 im Nordtiroler Exil verstorben ist. Die Fortführung der faschistischen Entnationalisierungspolitik mit Unterdrückung der deutschen Sprache und Kultur sowie der Förderung der Zuwanderung aus dem Süden hatten ihn Ende der 1950er Jahre dazu bewogen, sich der Widerstandsgruppe der ‘Pusterer Buam’ anzuschließen. Er trat bis zu seinem Lebensende für die Freiheit und Selbstbestimmung seiner Heimat ein. Wir werden ihn stets in ehrendem Andenken behalten. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.”

Sepp Forer verbrachte sein Leben im Exil in Ladis, Tirol, wo er nun verstorben ist. Er hinterlässt seine Frau und vier Kinder.

Bezirk: Pustertal

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