Von: mk
Bozen – Ester Quici hat am Montag im Schwurgerichtsprozess vor allem immer wieder eine Aussage betont. „Ich hatte einfach nur Angst, dass man mir meine Kinder wegnimmt“, erklärte sie laut einem Bericht des Tagblatts Dolomiten. Die Staatsanwaltschaft wirft der 35-Jährigen bekanntlich den Mord an ihrem 50-jährigen Lebensgefährten Alessandro Heuschreck vor.
Das Verhör im Zeugenstand dauerte knappe drei Stunden. Immer wieder versuchte Staatsanwältin Daniela Pol die Angeklagte mit Widersprüchen zu konfrontieren, die sie bei ihrer Einvernahme durch die Ermittler oder im Laufe des Gerichtsverfahrens geäußert hatte. „Hier fühle ich mich frei zu sprechen. Damals kam ich aus dem Gefängnis und stand noch dazu unter dem Einfluss von Beruhigungsmitteln“, erklärt Quici.
Die Staatsanwältin fragte unter anderem nach dem genauen Zeitpunkt, an dem Quici verstanden habe, dass Heuschreck tot sei. „Ich wollte einfach nicht glauben, dass Alessandro tot war. Ich habe das wohl erst in der Carabinieri-Kaserne registriert“, erklärte die 35-Jährige. Kurz vor dem Eintreffen der Retter habe Alessandro Heuschreck noch mit ihr gesprochen.
Nach Absetzen des Notrufes habe sie ihre Tochter damit beauftragt, das Blut im Gang aufzuwischen. Sie selbst habe inzwischen das Messer abgewaschen und an seinen Platz zurückgelegt. Wann und wo genau Heuschreck der 35-Jährigen mit dem Messer in der Hand gegenübergetreten sei, blieb am Montag weiter unbeantwortet.
Deutlicher reagierte Quici auf die Frage, wieso sie anfänglich erklärt habe, Heuschreck sei verwundet nach Hause gekommen: „Ich hatte einfach nur Angst, dass man mir meine Kinder wegnimmt.“ Deshalb habe sie auch ihre Kinder, die an dem Abend in der Wohnung waren, auch auf diese Version eingeschworen.
Um den Geschworenen ihre Arbeit ein wenig zu erleichtern, hinterlegte die Anklage – mit Zustimmung von Verteidiger Beniamino Migliucci – die 111 Seiten umfassende Abschrift jener Aussagen, die Quici im März 2015 vor U-Richter Andrea Pappalardo getätigt hatte. Zudem soll das TV-Interview transkribiert werden, das sie in der Zeit ihres Hausarrestes gegeben hatte.
Das Verfahren gegen Ester Quici wird am 20. Jänner fortgesetzt. Dann ruft die Verteidigung ihren medizinischen Gutachter in den Zeugenstand, der dem Gericht erklären soll, wie Alessandro Heuschreck sich die Verletzungen zugefügt hat. Mit der Anhörung von Zeugen der Verteidigung wird die Beweisaufnahme abgeschlossen. Im Februar folgen schließlich die Plädoyers von Anklage und Verteidigung. Ein Urteil wird am 25. Februar erwartet.