Politische Affinität zu rechter Szene im Land

Rechter Südtirol-Fan ist Nachbarin-Mörder

Mittwoch, 10. Mai 2017 | 12:06 Uhr
Update

Von: mk

Homburg/Bozen – In Homburg hat ein 61-Jähriger erst seine Nachbarin und dann sich selbst erschossen. Der Täter ist ein gebürtiger Saarländer und hat laut Saarländischer Polizei keine familiären Verbindungen nach Südtirol. Aber: Zwei Südtirol-Aufkleber am Wagen lassen darauf schließen, dass es politisch eine gewisse Affinität zur rechten Szene im Land gegeben hat, berichtet das Tagblatt Dolomiten.

Der Spruch „Südtirol – Deutsch seit 1200 Jahren“ prangt am Heck des VW Lu, das die deutschen Ermittler in einem Wald bei Homburg nach der Bluttat sichergestellt haben. Bislang ist die Polizei bei ihren Ermittlungen noch auf keine Spur ins rechtsradikale Milieu gestoßen. Nachbarn des Täters erzählen allerdings laut einem Bericht der „Saarbrücker Zeitung“, dass der 61-Jährige rechtsextreme Ansichten gehabt habe und dass sogar ein Hitlerbild in seinem Haus hängen soll.

Dies würde die beiden Südtirol-Aufkleber erklären, die das Auto zieren. Die Aufkleber wurden vom „Buchdienst Südtirol“ zu Tausenden bei jeder Bestellung mitgeliefert.
Gegründet und geleitet wurde der „Buchdienst Südtirol“ von Peter Kienesberger. Nach seinem Tod im Juli des Vorjahres führt seine Frau Elke die Geschäfte weiter.
Mit dem „Buchdienst Südtirol“ führte der Südtirol-Aktivist, der Mitglied des Befreiungsausschusses Südtirol (BAS) und an vielen Aktionen beteiligt war, seinen kämpferischen Einsatz für die Freiheit Südtirols mit publizistischen Mitteln weiter.

Wegen des Anschlags auf die Porzescharte mit vier getöteten Carabinieri im Juni 1967 wurde er 1971 in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt. Kienesberger widmete sich dem Vertrieb einschlägiger Literatur, von Kalendern und der Herausgabe der Zeitschrift „Der Tiroler“ im Namen der von ihm in seinem Exil in Nürnberg mitbegründeten „Kameradschaft ehemaliger Südtiroler Freiheitskämpfer“.

Laut bayerischem Verfassungsschutz hat Kienesberger über seinen „Buchdienst Südtirol“ rechtsextremistisches Gedankengut verbreitet. Ob der 61-Jährige in Homburg, dessen Namen die Behörden noch nicht mitgeteilt haben, auch Verbindungen zur rechten Szene in Südtirol hatte, muss noch geklärt werden.

Bezirk: Bozen