Von: ka
Wien/Bozen – Zehn Tage nach der geschlagenen Nationalratswahl in Österreich senkt sich der Pulverdampf, was endlich den klaren Blick auf mögliche politische Zweckehen – sprich Koalitionen – erleichtert.
In Erinnerung bleiben der überwältigende Sieg von Sebastian Kurz, der hervorragende Ergebnis der auf der Greta-Welle surfenden Grünen, das Fiasko der neuen SPÖ-Frontfrau Rendi-Wagner und das Debakel der vom Ibiza-Skandal gebeutelten FPÖ.
Der blendende Erfolg von „Schwiegermutters Liebling“ Kurz darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass er zum Regieren einen Koalitionspartner braucht. Die von Türkis zerquetschte und intern zerstrittene FPÖ muss fast bei null beginnen und sich erst wieder sammeln – daher kein Wunder, dass beim Thema Regierungsbeteiligung alle noch übrig gebliebenen FPÖ-Granden abwinken. Ähnliches gilt für die Genossen, wo nach dem schlechtesten Wahlergebnis aller Zeiten erst einmal ein Scherbengericht ansteht.
Was liegt also näher, wenn die beiden Sieger – Türkis und Grün – eine Zweckehe eingehen? Dazu müssten beide Partner erst einmal die vergangene, harte politische Gegnerschaft und alle persönlichen Animositäten beiseite kehren, sich etwas in die Richtung des anderen bewegen und das Wohl des Landes in den Vordergrund stellen. Österreich ist gut aufgestellt, aber kein noch so gut geführtes Land kann sich einen monatelangen Stillstand leisten. Die Chancen einer möglichen türkis-grünen Ära wären groß. Man könnte in der Migration Menschlichkeit mit Augenmaß verbinden, während die Klimawende neben einigen Gefahren auch Hoffnung auf Aufschwung und neue, „grüne“ Arbeitsplätze weckt.
Und Südtirol? Jede politische Mode schwappt früher oder später auch über den Brenner. Sollte aus dem türkis-grünen Techtelmechtel in Wien eine handfeste Ehe werden, könnte diese möglicherweise auch in Südtirol Edelweiß mit grünen Blättern zum Blühen bringen.