Von: mk
Bozen – Der Südtiroler Sanitätsbetrieb und die Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz führen im Auftrag des Landes ein systematisches Monitoring von Pestizidrückständen auf Kinderspielplätzen durch. Auf 32 Spielplätzen im ganzen Land werden dafür viermal im Jahr Grasproben entnommen.
Die bisherigen Ergebnisse für 2024 zeigen: Die Pestizidrückstände, die während der Zeit der Vegetationsperiode vorgefunden wurden, sind auf allen Spielplätzen sehr gering.
Bereits in den Jahren 2018, 2019, 2020 und 2021 hatte der Südtiroler Sanitätsbetrieb in Zusammenarbeit mit der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz ein Monitoring über Spritzmittelrückstände auf Kinderspielplätzen in der Obstbauregion durchgeführt und in einem wissenschaftlichen Fachartikel veröffentlicht. Im heurigen Jahr wurden wiederum insgesamt 32 Spielplätze zwischen Salurn im Süden und Mals im Vinschgau beziehungsweise Brixen im Eisacktal beprobt. Die Lage der Spielplätze wurde so gewählt, dass die Obstbauregion weitestgehend abgedeckt wird. Die Beprobung erfolgt insgesamt viermal im Jahr: im März, im Juni, im Oktober und im Dezember. Damit wird auch eine Aussage über die Verteilung der Exposition im Jahresverlauf möglich.
Die Ergebnisse der ersten drei Beprobungen 2024 zeigen, dass sich während der Vegetationsperiode auf den Spielplätzen Rückstände von primär im Obstbau eingesetzten Wirkstoffen nachweisen lassen. Ähnlich wie in der vorangegangenen Studie sind die Rückstände sehr gering.
Die Art und die Konzentration der gefundenen Wirkstoffrückstände ändern sich im Jahresverlauf. So werden die im März gefundenen Wirkstoffe Cyprodinil, Dithianon und Pyrimethalin primär zur Bekämpfung des Apfelschorfs eingesetzt. Die Produkte Etofenprox werden während der Vorblüte zur Bekämpfung verschiedener Apfelblattsauger eingesetzt. Pyriproxyfen wird zur Bekämpfung von Schildläusen im Zeitraum nach dem Austrieb der Bäume eingesetzt.
Bei der im Juni durchgeführten zweiten Beprobung wurden primär Fungizide gefunden. Auch hier spielen Wirkstoffe gegen den Apfelschorf sowie gegen Alternaria die Hauptrolle. Dazu zählen Fluazinam, Captan und Dodine. Nachgewiesen wurde auch Cyflufenamid, das zur Bekämpfung des Apfelmehltaus eingesetzt wird. Ametoctradin, Spiroxamin und Cyflufenamid werden im Weinbau gegen den Falschen beziehungsweise Echten Mehltau angewandt.
Bei der Beprobung im Juni wurden in einzelnen Gemeinden die beiden Insektizide Cypermethrin und Permethrin nachgewiesen. Zwar ist Cypermethrin auch in der Landwirtschaft (Weinbau) zugelassen, wird aber in Südtirol nicht eingesetzt. Beide Wirkstoffe sind Mittel gegen die Verbreitung der Tigermücke. Nach Rücksprache mit den betroffenen Gemeinden hat in der entsprechenden Gemeinde an den der Beprobung vorhergehenden Tagen eine solche Behandlung stattgefunden.
Bei der im Oktober durchgeführten Beprobung wurden bei keiner Probe Rückstände von Pestiziden festgestellt.
Die durchschnittlich gefundenen Konzentrationen der Wirkstoffe liegen in einem sehr niedrigen bis niedrigen Bereich: erste Beprobung bei 0,036 ppm (parts per million steht für den millionsten Teil), zweite Beprobung bei 0,025 ppm. Die durchschnittliche Konzentration (zweite Beprobung Cypermethrin und Permethrin 0,719 ppm) ist durch die kurz vor der Probennahme erfolgten Behandlung gegen die Tigermücke erklärbar. Nach einer Abnahme von Anzahl und Konzentration der Rückstände in den Jahren 2018 bis 2021 sind die Werte von 2024 ähnlich wie jene im Jahr 2021.
In Summe bestätigen die Ergebnisse die Schlussfolgerungen der vorhergehender Untersuchungen. Sie zeigen, dass die von der Landwirtschaft gesetzten Maßnahmen die Abdrift wirksam reduzieren, aber nicht vollständig verhindern.
Als Fazit lässt sich feststellen, dass sich auf zahlreichen Spielplätzen zwar Wirkstoffe von Pestiziden nachweisen lassen, auch wenn nur in sehr geringen Konzentrationen. Die Wirkstoffe stammen aus der Landwirtschaft und vereinzelt aus der Bekämpfung der Tigermücke. Im Sinne einer stetigen Verbesserung muss weiter an der Optimierung der Ausbringungstechnik und der Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes gearbeitet und die Kommunikation bei Einsätzen zur Insektenbekämpfung (Beispiel Tigermücke) überdacht und besser organisiert werden.
Weiterführende Informationen: www.frontiersin.org/journals/environmental-science/articles/10.3389/fenvs.2022.1062333/full
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