Mure verlegte die Pyhrnautobahn

Schäden nach schweren Unwettern in Teilen Österreichs

Sonntag, 09. Juni 2024 | 22:17 Uhr

Von: apa

Schwere Unwetter haben in Teilen Österreichs in der Nacht auf Sonntag zu teilweise erheblichen Schäden geführt. In der Steiermark verlegte eine Mure die Pyhrnautobahn (A9) bei Übelbach. Diese ist laut Asfinag zumindest bis nächstes Wochenende gesperrt. Zudem wurden mehrere EU-Wahllokale zerstört. Für das Burgenland, in dem vor allem der Bezirk Oberwart in Mitleidenschaft gezogen worden ist, forderte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) Assistenz des Bundesheeres an.

Wie Ö3 auf dem Kurznachrichtendienst X vermeldete, mussten mehrere Personen bei Übelbach ausgeflogen werden. Harald Eitner von der Landeswarnzentrale sagte der APA, dass die Häuser der Betroffenen durch Schäden von der Umwelt abgeschnitten waren.

In Deutschfeistritz, Eggersdorf, und in Nord-Andritz in Graz wurde zwischenzeitlich Zivilschutzalarm ausgelöst, der in der Früh wieder aufgehoben wurde. Betroffen waren die Bezirke Graz-Umgebung, Hartberg-Fürstenfeld und Teile der Südoststeiermark. Auch in Oberwart im Burgenland wurde Zivilschutzalarm ausgerufen. Für den Bezirk Hartberg-Fürstenfeld galt ab Sonntag Katastrophenalarm.

In der Steiermark waren zudem gleich mehrere Wahllokale für die EU-Wahl durch die schweren Unwetter nicht zugänglich beziehungsweise wurden diese überhaupt zerstört. Genannt wurden etwa Wahllokale in Deutschfeistritz nördlich von Graz sowie mehrere im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld. Allerdings hätten die zuständigen Bürgermeister “sehr rasch reagiert” und die Wahllokale verlegt.

Die Landeswarnzentrale Steiermark riet in der Nacht auf Sonntag der Bevölkerung zu äußerster Vorsicht, teilte die Kommunikation Steiermark mit. Die Ufer von Gewässern sollten in den von großen Regenmengen betroffenen Gebieten gemieden werden, Keller von Häusern ebenso. Insgesamt müsse man größte Vorsicht walten lassen, auch wenn die Unwetter und Niederschläge selbst abklängen. Tagsüber gab es keine Niederschläge in der Steiermark.

Im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld waren laut Land Steiermark hunderte Keller und Straßen überflutet, in Lafnitz war ein Damm gebrochen. Zwei Brücken in Kleinlungitz und Schäffern sowie einige weitere in Vorau wurden weggeschwemmt, eine Brücke in Unterlungitz muss noch überprüft werden. Manche Häuser sind dadurch nicht erreichbar. In den frühen Morgenstunden musste das Pflegeheim Neudau evakuiert und die Bewohner in Krankenhäusern untergebracht werden. In Oberrohr und Unterlungitz waren zwei Putenfarmen mit rund 3.000 bzw. 4.000 Tieren von Hochwasser betroffen. Ein großer Teil des Tierbestandes verendet. Umgekommene Tiere wurden weit abgeschwemmt. Es kam zu mehreren Hangrutschungen in Bad Waltersdorf bzw. Sebersdorf sowie Rohrbach, Eichberg und Vorau. Der Landesgeologe einerseits sowie der Katastrophenschutzreferent der Bezirkshauptmannschaft Hartberg-Fürstenfeld war mit einem Vertreter des Bundesheeres im betroffenen Gebiet unterwegs. Das Bundesheer sollte noch am Sonntag, aber spätestens Montag mit 35 Mann anrücken.

Die Muren auf der A9 Pyhrnautobahn hatten laut Asfinag deutlich größere Schäden angerichtet als befürchtet. Insgesamt fünf Muren gingen bei Übelbach auf die Autobahn ab, teils waren die Schlamm- und Gerölllawinen bis zu zwei Meter hoch. Mitarbeiter der Asfinag, der Feuerwehren und Frächter waren mit 20 Lkw und sieben Baggern im Einsatz, um die Erdmassen zu entfernen. Betroffen war auch eine Brücke nördlich der Anschlussstelle Übelbach, deren Pfeiler vom Wasser freigespült wurde. Die A9 muss aus Sicherheitsgründen bis Ende der kommenden Woche in beiden Richtungen gesperrt bleiben.

Im Burgenland war der Bezirk Oberwart am stärksten betroffen, für den gesamten Bezirk galt der Katastrophenfall und für die Stadt selbst war eine Zivilschutzwarnung ausgelöst, am späten Vormittag aber aufgehoben worden. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) forderte daher vom Bundesheer Assistenzeinsatz an. Auch die Mitarbeiter der Straßenbauämter des Landes wurden einberufen, um die Einsatzkräfte bei den Aufräumarbeiten zu unterstützen. Doskozil sagte auch rasche Hilfe durch den Katastrophenfonds des Landes zu, wenn Schäden nicht durch eine Versicherung gedeckt sind.

Laut dem Verteidigungsministerium ist das Bundesheer in der Steiermark und dem Burgenland im Assistenzeinsatz, um bei den Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten zu helfen. In der Steiermark unterstützt das Heer mit einem Katastropheneinsatzzug und dem Bau einer Brücke in Feldbach. Auch im Bereich Hartberg-Füstenfeld finden Erkundungen statt. Im Burgenland wurde der Einsatz aufgrund überschwemmter Wahllokale am späten Vormittag erkundet. “Die Menschen in den betroffenen Orten können versichert sein, dass unsere Soldaten gemeinsam mit den zivilen Einsatzkräften alles Mögliche tun werden, um ihnen so schnell wie möglich zu helfen”, erklärte Ministerin Klaudia Tanner (ÖVP). Das Heer sei bereit, solange wie nötig im Einsatz zu bleiben, um die Folgen der Unwetterkatastrophe zu bewältigen.

Unwetter mit Starkregen und Hagel hielten Samstagabend auch die Einsatzkräfte in Tirol, konkret im Unterland, auf Trab und hatten lokal einige Murenabgänge zur Folge. In Reith im Alpbachtal (Bezirk Kufstein) wurde etwa ein Pkw mit vier Insassen von einer Mure erfasst und leicht beschädigt. Die Personen blieben unverletzt. Auch in Mariastein und Auffach in der Wildschönau (ebenfalls Bezirk Kufstein) wurden Straßen teils verlegt. Vereinzelt betroffen vom Unwetter war auch Kitzbühel. Im Bereich des Alten Spitals kam es zu einer Verklausung eines Baches, was zu Überschwemmungen führte, meldete die dortige Feuerwehr. In einige Häuser drang Wasser. Großflächigere Überschwemmungen bzw. schwere Schäden blieben im Bundesland aber aus.

Ausrücken mussten auch die Feuerwehren in Niederösterreich, vorwiegend im Süden. Es gab in Summe mehr als 40 Einsätze, hauptsächlich Auspumparbeiten. In die benachbarte Steiermark beordert wurde indes der Katastrophenhilfsdienst (KHD). Ein KHD-Zug des Bezirks Neunkirchen ging vor allem in der Gemeinde Schäffern (Bezirk Hartberg-Fürstenfeld) zu Werke.

Zur Ruhe kamen die Feuerwehren in Niederösterreich auch am Sonntagabend nicht. Verzeichnet wurden laut Klaus Stebal vom Landeskommando rund 70 Unwetter-Einsätze. Ausgerückt wurde auch zum Casino Baden, wo der Eingangsbereich überschwemmt wurde. Das Wasser wurde von den Helfern rasch abgepumpt.

In Oberösterreich standen insgesamt 1.700 Hilfskräfte im Einsatz, ab 19.00 Uhr kamen die ersten Alarmierungen herein. In Summe waren 115 Feuerwehren bei 91 Einsätzen eingesetzt. Am meisten betroffen waren die Bezirke Braunau am Inn, Vöcklabruck, Gmunden, Wels-Land und Linz-Land. Nach derzeitigen Kenntnissen sind keine Personen verletzt worden. Im Vergleich zu anderen Unwettern bewertete das Landes-Feuerwehrkommando das Geschehen in der Nacht auf Sonntag als “weniger gravierend”, wie es in einer Pressemitteilung hieß.

Durch das Unwetter hat in der Stadt Salzburg ein 24-jähriger Einheimischer einen Fußgänger am Zebrastreifen übersehen und mit seinem Wagen erfasst. Die Sicht war für den Lenker durch den Starkregen laut Polizei so eingeschränkt, dass er den 35-Jährigen am Schutzweg zu spät bemerkt hatte. Das Unfallopfer wurde auf die Fahrbahn geschleudert und brach sich den linken Schienbeinkopf. Die Rettung brachte den verletzten 35-Jährigen in das UKH Salzburg. Ein Alkotest bei beiden Beteiligten verlief negativ.

Die schweren Unwetter bedeuteten vor allem für die Einsatzkräfte in Pfarrwerfen im Bezirk St. Johann im Pongau für zahlreiche Einsätze, wie das Landesfeuerwehrkommando Salzburg mitteilte. Bis Mitternacht sorgten umgestürzte Bäume und überflutete Keller für arbeitsreiche Nachtstunden. Bei einem Wohnhaus in Hanglage wurde ein Fenster eingedrückt und der Keller unter Wasser gesetzt. Im Ort dämmten die Florianis dazu mit Sandsäcken die übergehenden Gerinne und Bäche ein.

Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

Hinterlasse den ersten Kommentar!


wpDiscuz