Von: mk
Bozen – Die Schadensmeldungen haben sich in Südtirol seit der Besprechung heute früh in Grenzen gehalten. So fasste der Leiter des Stabes im Landeslagezentrum Florian Alber die Situation bei der Besprechung um 14.00 Uhr zusammen.
Staatliches Verkehrseinsatzkomitee tagt
Mittags hat das staatliche Verkehrseinsatzkomitee (Comitato Operativo Viabilità Cov) die aktuelle Verkehrssituation besprochen, mit Regierungskommissär Vito Cusumano tagten Vertreter der Brennerautobahn A22 und der Straßenpolizei, der Quästur und Berufsfeuerwehr-Kommandant Florian Alber mit Landesstraßendienst-Abteilungsdirektor Philipp Sicher und dem stellvertretenden Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz Günther Walcher. Schwerpunkt war die Bewertung über die Öffnung der Nordspur der Brennerautobahn zwischen Gossensaß und dem Brenner, berichtet Walcher: Der Bürgermeister von Brenner wurde ersucht, die Lage von der Lawinenkommission bewerten zu lassen. Um 16.30 Uhr wird die Lage in diesem Komitee mit der Einschätzung der Lawinenkommission neu bewertet.
Nahe der Talstation der Kohlerer Seilbahn in Bozen hat die Berufsfeuerwehr heute Vormittag den überschwemmten Parkplatz freigepumpt und ein durch einen Murenabgang verlegtes Abflussgitter freigelegt und damit die Gefährdung des Hauptverteilers für Methangas abgewandt, der die Stadt Bozen mit Methangas versorgt. Im Einsatz war dabei auch die Freiwillige Feuerwehr Bozen. In der Trientstraße in Bozen hat eine Vermurung die Bahngeleise erreicht. Der Bergrettungsdienst Südtirol hat mit einer Drohne einen Lokalaugenschein durchgeführt und damit die Geologen des Landesamtes für Geologie und Baustoffprüfung und der Gemeinde Bozen unterstützt.
Landesweit haben sich mehrere Murabgänge ereignet. In Naturns ist eine Mure bei einem Hof abgegangen, mehrere Personen mussten evakuiert werden.
Auf der Brennerautobahn ist die Situation gleich geblieben: Die Nordspur der ist wegen Lawinengefahr ab Sterzing geschlossen, offen ist die Südspur. Auch der Zugverkehr ist gleichbleibend größtenteils lahmgelegt.
Gesperrte Straßen, geöffnete Straßen
Immer wieder müssen Straßen gesperrt werden, berichtet der Koordinator der Landesverkehrsmeldezentrale Markus Rauch. Immer wieder können Straßen auch wieder geöffnet werden: So ist die Pustertaler Straße wieder frei befahrbar, auch von der Staatsstraße südlich von Brixen wurde ein Hindernis geräumt, zudem ist auch der Abschnitt zwischen Franzensfeste und Mauls wieder frei befahrbar. Auch das Grödental ist wieder mit Fahrzeugen erreichbar. Auch einige Landesstraßen konnten wieder für den Verkehr freigegeben werden, etwa jene ins Villnösstal. Nach wie vor abgeschnitten bleibt das Ultental, auch die Zufahrt nach Proveis konnte noch nicht wiederhergestellt werden.
Weniger Anrufe in der Verkehrsmeldezentrale
Im Vergleich mit dem Unwetterereignis vor rund einem Jahr (13. bis 19. November 2019) sind heuer wegen des epidemiologischen Notstandes keine Touristen und insgesamt weniger Leute unterwegs: dies erklärt auch, dass weniger Anrufe in der Verkehrsmeldezentrale eingehen, berichtet VMZ-Koordinator Rauch.
10.000 Haushalte ohne Strom
An die 10.000 Haushalte in Südtirol sind derzeit noch immer ohne Stromversorgung, vor allem im Passeiertal und im Ultental.
Geschlossene Schulen und Kindergärten
In einigen Gemeinden bleiben Kindergärten und Schulen morgen aus Sicherheitsgründen geschlossen, unter anderem in St. Pankraz und Ulten, im Martelltal und in St. Martin in Passeier sowie im Sarntal.
Schneehöhen bis zu zwei Meter
Von den Wetterstationen wurden in den vergangenen 24 Stunden verzeichnet: in Weißbrunn im Ultental (1890 Meter Meereshöhe) fielen 95 Zentimeter Neuschnee, die Gesamtschneehöhe liegt dort derzeit bei 165 Zentimeter. Aus Kasern im Ahrntal (1590 Meter Meereshöhe) wurde ein Meter Gesamtschneehöhe gemeldet, davon 74 Zentimeter Neuschnee. In Pens im Sarntal auf 1487 Meereshöhe beträgt die Gesamtschneehöhe 97 Zentimeter, davon 62 Zentimeter Neuschnee. Der von einem Wetterbeobachter gemeldete Maximalwert beträgt derzeit zwei Meter am Grünsee in Ulten (auf knapp über 2500 Metern Meereshöhe), davon sind 1,05 Meter Neuschnee.
Bewertungskonferenz im Landeswarnzentrum
Die Bevölkerung ist nach wie vor aufgerufen, von unnötigen Fahrten abzusehen und bei Aufenthalten im freien Gelände äußerst vorsichtig zu sein. Denn die Situation in Südtirol st nach wie vor kritisch und angespannt, wurde bei der heutigen Bewertungskonferenz im Landeswarnzentrum festgestellt. Die Situation bleibt weiterhin kritisch, der Zivilschutzstatus Voralarm Bravo wurde bestätigt, berichtet der Vorsitzende der Bewertungskommission und Direktor des Landeswarnzentrums Willigis Gallmetzer.
In den vergangenen Stunden sind zahlreiche Lawinen und Gleitschneelawinen abgegangen, mit Lawinenabgängen ist bei steigenden Niederschlägen zunehmend auch am Nachmittag zu rechnen. Im Gebiet um Sexten gilt die höchste Lawinenwarnstufe 5, im Großteil des Landes bleibt die Lawinengefahr mit der Stufe 4 groß.
Am Nachmittag werden die Niederschläge wieder stärker, der Schwerpunkt liegt im Osten Südtirols und besonders in den Bereichen rund um Sexten und im Gadertal. In Sexten werden 60 bis 80 Zentimeter Neuschnee fallen. Die Schneefallgrenze sinkt bis zum Abend wieder. Auch die Temperaturen nehmen ab.
In der Nacht lassen die Niederschläge nach. Morgen bleibt das Wetter zwar unbeständig, es werden aber keine großen Niederschlagsmengen mehr erwartet.
Informationen zu Verkehr, Mobilität, Wetter, Lawinen
Informationen zur Verkehrssituation gibt’s laufend aktualisiert auf der Seite der Landesverkehrsmeldezentrale und auf www.suedtirolmobil.info, zur Wetterlage auf wetter.provinz.bz.it und zum Zivilschutzstatus auf www.provinz.bz.it/sicherheit-zivilschutz/zivilschutz/.
Der Lawinenreport wird täglich um 17.00 Uhr mit der Prognose für den Folgetag veröffentlicht: wetter.provinz.bz.it/lawinen.asp