Von: luk
Göflan – Die Vinschger Bahn ist am Morgen auf eine abgehende Mure aufgefahren. Niemand wurde verletzt. Bereits ab morgen werden voraussichtlich wieder Züge verkehren.
Eine kleine Mure hat heute früh um 6.10 Uhr bei Holzbrugg in Göflan die Gleise der Vinschgerbahn auf einer Länge von zehn Metern verlegt, Schnee und Erdmassen haben die Bahnlinie bis zu einer Höhe von 40 Zentimetern bedeckt. Der um 5.42 in Mals gestartete Zug fuhr auf die Erdmassen auf und wurde sofort gestoppt. Beim Auffahren auf die Erdmassen sprang die Vorderachse der Zuggarnitur aus den Schienen. Die Fahrgäste blieben unverletzt. Nach ersten Einschätzungen entstanden am Zug und an der Infrastruktur nur geringfügige Schäden. An Bord befanden sich der Zugführer und 25 Fahrgäste, die von Helfern mit deren Fahrzeugen nach Schlanders gebracht wurden.
Der Zugführer verständigte umgehend die Fahrleitzentrale in Meran, die ihrerseits sofort die Notrufnummer 112 kontaktierte. Sofort vor Ort waren die Berufsfeuerwehr, Freiwillige Feuerwehren, Verantwortliche des Zivilschutzes und Geologen.
“Ursache für diese kleine Mure, die ihren Ursprung etwa 650 Metern oberhalb der Bahn hatte, ist die extrem unglückliche Kombination aus starken Schneefällen der letzten Tage und den nun eingesetzten Regenfällen samt hoher Temperaturen, aufgrund derer so viel Wasser über die Hänge abfließt, dass dies nicht im teils gefrorenen Boden aufgenommen werden kann und teils durch Schneehäufen und Vereisungen über Rinnen abfließt”, erklärte Landeshauptmann Arno Kompatscher, der den schnellen Einsatz der Techniker und Helfer lobte. Laut Einschätzung des Landesgeologen Volkmar Mair hat es im betroffenen Gebiet in den vergangenen 90 Jahren kein Wasser gegeben und es handelt sich somit um ein extrem seltenes Naturphänomen, das nicht voraussehbar war.
Schienenersatzdienst
Derzeit ist die Vinschger Bahnlinie unterbrochen. Der Zug verkehrt im Abschnitt Mals-Schlanders sowie zwischen Latsch-Töll. Ein Schienenersatzdienst mit Bussen verkehrt im Stundentakt. Die Zuggarnitur konnte mittlerweile von den Arbeitern vor Ort wieder fast gänzlich auf die Schienen gebracht werden und wurde anschließend in die Werkstatt gebracht, wo sie einer eingehenden Überprüfung und falls notwendig Reparaturen unterzogen wird. Der Betriebsdirektor der Vinschger Bahn, Marco Stabile, und der Chef der Südtiroler Transporstrukturen AG STA, Joachim Dejaco, sind derzeit gemeinsam mit Geologen und Vertretern des Zivilschutzes vor Ort, um die Situation zu begutachten. Das Gleis wird derzeit gereinigt, um eventuelle Schäden festzustellen und zu bewerten, ob Arbeiten notwendig sind und während des Bahnbetriebs durchgeführt werden können. Zudem laufen Säuberungsarbeiten am Hang. Nach derzeitigen Einschätzungen der Verantwortlichen kann die Linie ab morgen früh wieder befahren werden.
“Acht Mitarbeiter der STA sind das ganze Jahr über und bei Bedarf rund um die Uhr mit großem Einsatz darum bemüht, die Flächen, Wasserläufe und Hänge längs der Bahnlinie zu überwachen und mit verschiedenen Maßnahmen wie Hangsicherungen, Schneeräumung usw. für größtmögliche Sicherheit zu sorgen – durch dieser Vorkehrungen konnte heute wohl auch Schlimmeres verhindert werden”, sagt STA-Direktor Dejaco.
Auch Einsätze auf den Straßen
“In allen Landesteilen im Einsatz waren heute nach den ergiebigen Schnee- und Regenfällen auch die Mannschaften des Straßendiensts des Landes”, berichtete Mobilitätslandesrat Florian Mussner und dankte allen Mitarbeitern des Straßendienstes. An mehreren Hängen längs der Straßen hat es aufgrund der Witterung kleinere Rutschungen oder Steinschläge gegeben, wie z. B. auf der Staatsstraße ins Eggental, die jedoch sofort beseitigt werden konnten. Auch kleinere Lawinenabgänge waren zu verzeichnen, beispielweise auf der Staatsstraße auf den Mendelpass, die jedoch keine Straßensperren notwendig machten. Kurzzeitig gesperrt werden musste hingegen die Landessstraße Kastelruth – Waidbrucknach Steinschlägen. Sie ist nun wieder frei befahrbar wie auch alle anderen Straßen in Landeszuständigkeit mit Ausnahme einiger Passstraßen wie jener zum Grödner Joch oder dem Sellajoch.
WAS BISHER BERICHTET WURDE
Ein Ereignis auf der Vinschgerbahnlinie hat am Dienstag schlimme Erinnerungen wachgerufen. Eine kleine Mure ist am Dienstag gegen 6.15 Uhr bei Göflan (Gemeinde Schlanders) in Südtirol auf die Bahnlinie der Vinschgerbahn abgegangen.
Sie streifte dabei einen gerade vorbeifahrenden Zug. Eine Achse der Garnitur entgleiste, die 25 Passagiere blieben unverletzt. Die Bahnlinie war vorerst unterbrochen. Derzeit fahren im betroffenen Abschnitt Ersatzbusse, wann der Vinschger Zug auf der gesamten Strecke wieder in Betrieb gehen kann, das wird die STA im Laufe des Tages bekannt geben.
Die Mure aus Erde und Steinen soll sich aufgrund der starken Niederschläge von der Böschung gelöst haben. Die ersten Aufräumarbeiten konnten am Dienstagvormittag bereits abgeschlossen werden. Am Zug selbst entstand nur leichter Sachschaden und er konnte, nachdem er wieder auf die Gleise gestellt worden war, weiterfahren. Der Zugverkehr sollte im Laufe des Tages wieder aufgenommen werden.
Bereits im Jahr 2010 war auf die Vinschgerbahn eine Mure abgegangen. Zwischen den Haltestellen Latsch und Kastelbell hatten Geröll und Schlamm eine Garnitur umgestoßen. Der vordere Waggon drohte, in die Etsch zu stürzen. Insgesamt befanden sich 37 Passagiere in der Bahn. Neun Menschen, alle aus Südtirol, überlebten nicht, 28 wurden verletzt. Als Auslöser für den Erdrutsch stand eine defekte Beregnungsanlage in einem nahe gelegenen Obstanbaugebiet im Verdacht.
Bei der Vinschger Bahn wird viel Geld für Hangsicherungsarbeiten in die Hand genommen, aber bei so starken Niederschlägen könne etwas passieren, erklärt Joachim Dejaco, Direktor der Südtiroler Transportstrukturen.
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Die Freiwillige Feuerwehr Göflan brachte am Dienstag die 25 unverletzten Passagiere zum Bahnhof nach Schlanders.
Laut ersten Informationen wird die Bahnverkehr noch im Laufe des Tages wieder aufgenommen.