Von: ka
Mailand – Das Mailänder Ausgehviertel Navigli ist in der Nacht vom Freitag auf Samstag Schauplatz eines unglaublichen Angriffs auf einen Stadtpolizisten geworden.
Der Beamte, der zusammen mit seinem Kollegen nach Hinweisen auf Vandalismus-Vorfälle im Viertel in Zivil auf Streifenfahrt gegangen war, wurde von einer Gruppe von Skatern, unter denen sich auch deutschsprachige Südtiroler befunden haben sollen, umzingelt. Selbst ein in die Luft abgegebener Warnschuss hielt die gewalttätigen Jugendlichen nicht davon ab, den Mann anzugreifen und zu entwaffnen. Dabei löste sich ein zweiter Schuss. Anschließend wurde der 61-jährige Beamte Claudio N. von mehreren Jugendlichen verprügelt. Am Sonntag wurden vier Skater von der Polizei als mutmaßliche Täter identifiziert und verhört – darunter auch einige Südtiroler.
Es war am frühen Samstagmorgen gegen 1.45 Uhr als zwei Polizisten der Mailänder Stadtpolizei ausrückten, um im Mailänder Ausgehviertel Navigli nach dem Rechten zu sehen. Der Einsatz war erfolgt, nachdem in der Zentrale Hinweise von Anwohnern auf eine randalierende Jugendgang eingegangen waren. Vielleicht hat das dazu geführt, dass sich die Gemüter erhitzten.
Um nicht zu früh aufzufallen und genügend Beweise zu sammeln, erschienen die beiden Beamten in ihrem Fahrzeug am Einsatzort in Zivil. Die Jugendlichen erkannten aber vermutlich das „unbekannte Fahrzeug“. Einer von ihnen stellte sich bedrohlich vor dem Auto auf.
Der Beamte stieg aus dem Pkw und wies sich angeblich als Stadtpolizist aus. Innerhalb kürzester Zeit wurde der 61-Jährige von rund einem Dutzend gewaltbereiten Jugendlichen umringt. Selbst ein in die Luft abgegebener Warnschuss hielt die gewalttätigen Jugendlichen nicht vom Angriff ab. Einer der Täter griff den Beamten von hinten an und versuchte ihn zu entwaffnen, wobei ihm drei seiner Kollegen halfen.
„Seht her, sie ist geladen, ihr Idioten“, so der Beamte zu den Jugendlichen. Im Ringen um die Pistole löste sich ein weiterer Schuss. Schließlich entrissen die Täter dem 61-Jährigen die Pistole und warfen sie unter das Auto. Im Video sind einen kurzen Moment später das Wort „Polizei“ und scheinbar einige Wortfetzen in Dialekt zu hören. Bevor sie die Flucht ergriffen, wurde der Stadtpolizist von den Jugendlichen zu Boden gedrückt und mit Faustschlägen, Fußtritten und Schlägen mit leeren Flaschen verprügelt. Das Video des Angriffs, das von den Tätern selbst gefilmt wurde, wurde anschließend auf Instagram gepostet und von den Webseiten „Welcome to favelas“ und „Milano bella da dio“ aufgegriffen.
Wenig später erschien die vom zweiten Beamten verständigte Verstärkung. Der Polizist wurde von den Rettungskräften erstversorgt und ins Krankenhaus gebracht. Claudio N. hat zahlreiche Prellungen davongetragen. Glücklicherweise sind die Verletzungen nicht schwerwiegend. Die Polizei nahm umgehend Ermittlungen zum unglaublichen Angriff auf. Zeugenaussagen sowie die Auswertung von in den sozialen Netzwerken veröffentlichten Videos führten die Beamten kaum 24 Stunden später auf die Spur von vier jungen Skatern aus Bozen. Die jungen Südtiroler, denen zur Last gelegt wird, zusammen mit anderen Jugendlichen für den Angriff auf den Stadtpolizisten verantwortlich zu sein, wurden noch am Sonntag ausfindig gemacht und verhört.
Update: Das sagen die Betroffenen
Wie die Stadtgemeinde in einer Aussendung mitteilt, handelt es sich um junge Erwachsene im volljährigen Alter, die außerhalb der Region stammen. Mindestens einer komme aus der Provinz Bozen.
Die Betroffenen selbst bestreiten, dass sich der 61-Jährige als Stadtpolizist zu erkennen gegeben hat. „Dieser Mann hat uns keinen Ausweis gezeigt, der ihn als Stadtpolizist identifizierte. Es gibt viele Zeugen, die dies bestätigen können“, erklärte einer der Bozner laut einem Bericht der Tageszeitung Alto Adige. „Alle nationalen Medien hätten das Video aufgegriffen. „Aber niemand hat sich unsere Version angehört. Wir wussten nicht, wer dieser Mann war, aber plötzlich hat er eine Pistole hervorgeholt.“ Die Gruppe habe sofort alles daran gesetzt, um ihn zu entwaffnen. „Es war kein Angriff, niemand wollte ihn schlagen, wir wollten ihm nur die Pistole wegnehmen, weil wir erschrocken waren.“
Die Schilderung des Südtirolers wirft ein anderes Licht auf den Vorfall. Ob es sich tatsächlich so zugetragen hat, müssen nun die Ermittler und die Staatsanwaltschaft von Mailand herausfinden.