Täter von München soll Österreicher gewesen sein

Schütze von München war 18-jähriger Österreicher

Donnerstag, 05. September 2024 | 16:06 Uhr

Von: APA/Reuters/dpa

Bei dem erschossenen Schützen von München handelt es sich um einen 18-jährigen österreichischen Staatsbürger. Das bestätigte die deutsche Polizei in einer Pressekonferenz in München. Der Mann hatte am Donnerstag beim NS-Dokumentationszentrum in München das Feuer eröffnet. Daraufhin wurde er von der Polizei erschossen. Informationen der APA zufolge war er im Vorjahr bei der Staatsanwaltschaft Salzburg wegen terroristischer Vereinigung angezeigt worden.

“Gott sei Dank konnte ein Anschlag verhindert werden. Ich habe unmittelbar Kontakt mit meiner deutschen Amtskollegin Nancy Faeser aufgenommen und dem bayerischen Innenminister, Joachim Hermann, zum erfolgreichen Einschreiten der bayerischen Polizei gratuliert”, meinte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) in einer ersten Stellungnahme, die der APA vorliegt. Die österreichischen Sicherheitsbehörden stünden in intensivem Austausch mit den deutschen Kollegen. In Österreich habe die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) Kontakt mit der israelischen Botschaft und Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) aufgenommen. “Die Sicherheitsmaßnahmen wurden erhöht”, gab Karner bekannt.

Das Wichtigste sei, “dass die Polizei rechtzeitig einschreiten und ein Blutvergießen verhindern konnte”, bekräftigte Karner. Diese Ereignis zeige einmal mehr die Bedeutung der richtigen Ausrüstung und den Einsatz der richtigen Taktik: “Die Einsatztaktik sieht nunmehr vor, dass Täter sofort angegriffen und wenn nötig ausgeschaltet werden. So wurde es in München gehandhabt, wie mir Innenminister Joachim Hermann auch in unserem Telefonat bestätigte.”

Bei dieser Gelegenheit wiederholte Karner seine Forderung nach “zeitgemäßen Ermittlungsmethoden” für die Polizei: “Wesentlich und unabdingbar ist die Möglichkeit der Überwachung der Messenger-Dienste. Es muss Schluss sein mit Ausreden, Aufschieben und Abwehren.” Es gehe darum, Verdächtige zu überwachen, Terroristen zu verhaften und Anschläge zu verhindern.

Der junge Mann mit bosnischen Wurzeln war laut APA-Informationen den österreichischen Behörden als mutmaßlicher Islamist bekannt. Es soll sich bei ihm zwar um keinen so genannten Hochrisiko-Gefährder gehandelt haben. Auf seinem Handy wurden aber Daten und ein Computerspiel sichergestellt, die eine Nähe zu islamistisch-terroristischem Gedankengut bezeugten, wurde der APA bestätigt. Er wurde daraufhin bei der Salzburger Anklagebehörde wegen Verdachts in Richtung terroristischer Vereinigung (§278b StGB) zur Anzeige gebracht. Das Verfahren wegen Mitgliedschaft bei der radikalislamischen Terror-Miliz “Islamischer Staat” (IS) sei aber eingestellt worden, hieß es. Eine offizielle Bestätigung der Salzburger Anklagebehörde gab es vorerst nicht. “Wir erteilen dazu heute keine Medienauskünfte”, teilte Behördensprecherin Ricarda Eder auf APA-Anfrage mit. Zu einem späteren Zeitpunkt stellte sie eine Stellungnahme in Aussicht.

Am Handy soll der 18-Jährige nach Informationen der APA in erheblichen Mengen IS-Propagandamaterial abgespeichert gehabt haben. Auf dem Computerspiel, das sich über soziale Kanäle unter IS-Sympathisanten verbreitet hatte, sollen Tötungsszenarien der Terror-Miliz nachgestellt worden sein. Auf die Handy-Inhalte waren die Strafverfolgungsbehörden aufmerksam geworden, nachdem der Jugendliche an seiner Schule gewalttätig gegen Mitschüler vorgegangen war. Im Zuge dieser Ermittlungen soll sein Handy sichergestellt und ausgewertet worden sein, hieß es gegenüber der APA.

Wie der APA aus gut informierten Kreisen versichert wurde, war zumindest den heimischen Behörden bisher nicht bekannt, dass der 18-Jährige Teil eines IS-Netzwerkes war oder im Internet Anschluss an Gleichgesinnte gefunden hatte. Zumindest in Österreich dürften derzeit keine Hinweise auf allfällige Mitwisser und Mittäter bezüglich seiner terroristischen Absichten vorliegen. Ob es sich tatsächlich um einen Einzeltäter gehandelt hat, ist Gegenstand der angelaufenen Ermittlungen.

Der 18-Jährige soll erst vor Kurzem nach Deutschland eingereist sein, berichtete der Sender WDR am Donnerstag. Nach Informationen der “Bild”-Zeitung soll der Bewaffnete vor dem NS-Dokuzentrum vorgefahren sein und mit einer Langwaffe auf Polizeiposten vor dem Gebäude geschossen haben. Bei der Waffe soll es sich nach Aufnahmen aus dem Internet um ein altertümliches Gewehr mit Bajonett gehandelt haben. “Er hat gezielt auf die Polizisten geschossen, die haben das Feuer erwidert”, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Der Schütze wurde schwer verwundet und starb später. Nach Angaben der Behörden gab es keine weiteren Verletzten.

Herrmann schloss nach den Schüssen von München einen Anschlagsplan auf das in der Nähe des Tatorts befindliche israelische Generalkonsulat nicht aus. Es müsse davon ausgegangen werden, dass es möglicherweise einen solchen Plan gegeben habe, sagte Herrmann. Die Hintergründe müssten jedoch noch aufgeklärt werden.

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sprach von einem “schlimmen Verdacht” und verwies auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Tat und dem Gedenktag an das Attentat auf die israelische Olympia-Mannschaft in München am 5. September 1972. Der Schutz jüdischer Einrichtungen sei für ihn von ganz zentraler Bedeutung.

Der israelische Präsident Isaac Herzog verurteilte gemeinsam mit Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Tat. Beide hätten in einem Telefonat ihre “gemeinsame Verurteilung und unser Entsetzen” über die Tat “in der Nähe des israelischen Konsulats in München zum Ausdruck gebracht”, schrieb Herzog am Donnerstag im Onlinedienst X. Er sprach dabei von einem “Terroranschlag”.

Wie das israelische Außenministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, waren keine Mitarbeiter des Generalkonsulats von dem Vorfall betroffen. In der diplomatischen Vertretung habe es gerade eine Gedenkfeier zum Olympia-Attentat in München 1972 gegeben, deshalb hatte es den Angaben zufolge geschlossen. Generalkonsulin Talya Lador-Fresher, frühere Botschafterin in Wien, sagte dazu: “Dieses Ereignis zeigt, wie gefährlich der Anstieg des Antisemitismus ist”.

Der israelische Botschafter in Österreich, David Roet, äußerte sich in einer Aussendung sowohl entsetzt als auch erleichtert: “Am selben Tag, an dem unsere Nation an den brutalen Mord an elf israelischen Olympioniken durch palästinensische Terroristen bei den Olympischen Spielen in München erinnert, versuchte erneut ein hasserfüllter Terrorist, unschuldiges Blut zu vergießen. Dieser Anschlag trifft das Herz des jüdischen Volkes und weckt eine schreckliche Erinnerung, die uns weiterhin verfolgt. Mein tiefster Dank gilt den deutschen Sicherheitskräften für ihr schnelles Eingreifen.” Roet betonte: “Der heutige Angriff erinnert uns daran, dass der Kampf gegen Terror und Antisemitismus noch lange nicht vorbei ist. Er erfordert ein volles und unerschütterliches Engagement von uns allen. Wir müssen geeint stehen, denn nur gemeinsam können wir diese Kräfte des Hasses überwinden.”

Am 5. September vor 52 Jahren erschossen palästinensische Terroristen der Gruppe “Schwarzer September” während der Olympischen Sommerspiele in München im Olympischen Dorf zwei Männer und nahmen neun Geiseln aus dem israelischen Olympia-Team. Rund 18 Stunden später endete ein Befreiungsversuch mit dem Tod der neun israelischen Geiseln, eines Polizisten und von fünf der Attentäter. Die Terroristen wollten mehr als 200 Gefangene in Israel und zwei Anführer der deutschen linksextremen Terrorgruppe “Rote Armee-Fraktion” (RAF), Andreas Baader und Ulrike Meinhof, freipressen.

Die Motive des Bewaffneten waren am Donnerstagvormittag noch unklar. “Wir erhalten Kommentare mit Spekulationen und Falschinformationen”, schrieb die Polizei und appellierte zugleich: “Ihr könnt uns am meisten helfen, wenn ihr dies unterlasst und Gerüchte nicht teilt.” Die Kollegen würden auf Hochtouren arbeiten. Sobald gesicherte Informationen vorlägen, würden diese mitgeteilt.

“Wir möchten darauf hinweisen, keine Bilder oder Videos von dem Einsatz zu posten oder im Netz zu teilen”, hieß es auf X weiter. Es sei ein Upload-Portal eingerichtet worden (https://medienupload-portal02.polizei.bayern.de/), so könnten die Ermittler am besten unterstützt werden.

Kommentare

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13 Kommentare auf "Schütze von München war 18-jähriger Österreicher"


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user6
user6
Superredner
4 h 13 Min

diese linksextremisten werden nicht aufgeben. ich frage mich was sie in diesem fall von den rechtsextremisten unterscheidet? nichts…sie haben einen gemeinsamen nenner, nämlich antisemitismus.

info
info
Kinig
3 h 41 Min

Ja, der Antisemitismus ist eine schlimme Bestie: Rechte, manche Linke, Islamisten: alle einig in diesem Punkt.
Momentan sollte man sich aber die Empfehlung zu Herzen nehmen: “Ihr könnt uns am meisten helfen, wenn ihr dies unterlasst und Gerüchte nicht teilt.”
Nichts genaues weiß man nicht

magg
magg
Universalgelehrter
3 h 26 Min

Bitte wo steht es, dass der Täter Linksradikaler war? Wenn die Polizei nicht einmal weiß, wer er ist und wen er treffen wollte!
Das mit den Linksradikale war vor 52 Jahren bei der Olimpia und nur weil das israelische Konsulat etliche Metern entfernt ist, heißt das noch nichts!
Entweder sie lesen nur das was sie wollen oder sie begreifen den Sinn der Texte nicht.
Und noch was Fake News können sie auf Telegramm und auf X verbreiten.

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
2 h 45 Min

magg@ meinst du wirklich, dass die Polizei es nicht weiss?? dann bist du ganz schön Naiv….

user6
user6
Superredner
2 h 41 Min

@magg, vielleicht hast du noch nicht mitbekommen für wen sich linksradikale im kieg israel gegen palästina einsetzen und wie gegen israel gehatet wird? hast du bei ihren demos nicht gelesen was auf ihren transparenten steht? ich glaube nicht, bitte informier dich

Ischjolougisch
Ischjolougisch
Superredner
1 h 24 Sek

@magg unterlassen Sie bitte Belehrungen was man hier verbreiten darf und was nicht. Hier herrscht immer noch Meinungsfreiheit.

Trixie77
Trixie77
Tratscher
3 h 54 Min

Deutschland hat ganz schön Probleme. Jeden Tag ein Attentat

Hustinettenbaer
2 h 4 Min

Ach Trixie77. All You Need Is Love. (Die Hoffnung stirbt zuletzt.)

“Niemand wird mit dem Hass auf andere Menschen wegen ihrer Hautfarbe, ethnischen Herkunft oder Religion geboren. Hass wird gelernt. Und wenn man Hass lernen kann, kann man auch lernen zu lieben. Denn Liebe ist ein viel natürlicheres Empfinden im Herzen eines Menschen als ihr Gegenteil.”
Nelson Mandela

Sag mal
Sag mal
Kinig
56 Min 40 Sek

@Trixie77 Glaubst hier sind weniger Probleme? Täuscht Dich mal nicht!

DAICH
DAICH
Tratscher
2 h 57 Min

Ja so langsam wird es zur Problemrepublik Deutschland 😏

Hustinettenbaer
2 h 30 Min

@DAICH
Ah, ja.

“Die „Süddeutsche Zeitung“ meldet, dass es sich um einen 2006 geborenen Mann aus Österreich handelt – er wäre also 17 oder 18 Jahre alt.”

https://www.focus.de/panorama/welt/lauft-lauft-rufe-zu-hoeren-schuesse-vor-israelischem-generalkonsulat-in-muenchen_id_260285232.html

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
2 h 46 Min

ja ja die Deutschen… da wirds noch richtig klappern… 

Hustinettenbaer
1 h 53 Min

Vielleicht ist die Rasanz offizieller Tatinformationen endlich eine Lehre, Mutmaßungen für sich zu behalten.
Die sagen über die Mutmaßer mehr aus, als ihnen lieb sein sollte.

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